Hamburg. Politik greift Kulturbehörde an, weil die den Abriss von 50er-Jahre-Bau am Neuen Wall verhindert. Zwei Klagen beim Verwaltungsgericht.
Denkmalschutz ist ein Thema, über das in Hamburg immer wieder leidenschaftlich gestritten wird. Jetzt greifen SPD, FDP und Grüne die Kulturbehörde an, weil die einen denkmalgeschützten siebengeschossigen 50er-Jahre-Bau am Neuen Wall erhalten möchte, der sich hinter der Fassade des 1700 errichteten Görtz-Palais befindet und zum Gebäudeensemble der Stadthöfe gehört. Unter diesem Namen wird derzeit ein 250-Millionen-Euro Bauvorhaben entwickelt.
Wie berichtet, sind zwei Klagen beim Verwaltungsgericht anhängig, die der Projektentwickler Quantum im Auftrag der Projekt Palais GmbH, der die Immobilie gehört, eingereicht hat. Die Stadt hat den Abriss des Hauses bislang nicht gestattet, obwohl die historische Fassade erhalten werden soll.
Kommentar: Denkmalschutz in Schieflage
Jetzt hat sich erstmals auch die Kulturbehörde zu dem Fall geäußert. Demnach habe es einen Kompromissvorschlag gegeben. „Nach der Devise, dass nur ein genutztes Denkmal ein gutes Denkmal ist, würden wir den Schutz für den hinteren, in den 50er-Jahren errichteten Gebäudeteil aufheben“, so Sprecher Enno Isermann. Vieles im vorderen Teil stamme aber wie die Fassade aus der Gründungszeit und dürfe auf keinen Fall mit abgerissen werden.
Quantum kritisiert die Kulturbehörde
„Der Vorschlag der Behörde ist nicht umsetzbar“, sagt Quantum-Geschäftsführer Frank Schmidt. Bis auf zwei Wände sei im vorderen Gebäudeteil nichts erhaltenswert. Diese werde man rekonstruieren.
FDP-Stadtentwicklungsexperte Jens Meyer kritisiert: „Ich kann nicht mehr nachvollziehen, welche Maßstäbe die Stadt beim Denkmalschutz anlegt. Dem Abriss der City-Hochhäuser am Klosterwall, wird die Kulturbehörde aller Voraussicht nach zustimmen. Dass bei den Stadthöfen dem Investor Steine in den Weg gelegt werden, geht nicht.“ Auch bei den Grünen in Hamburg-Mitte gibt es Unmut: „Da der Projektentwickler die historische Fassade nicht abreißen will, sondern nur das Gebäude dahinter, sollte die Stadt hier keinen übertriebenen Denkmalschutz betreiben“, forderte Fraktionschef Michael Osterburg.