Hamburg. Projektentwickler Quantum will denkmalgeschützten 50er-Jahre-Bau abreißen. Nun muss das Gericht entscheiden.
Das ist ein wohl einmaliger Vorgang in der Immobilienbranche: Das Immobilien-Unternehmen Quantum entwickelt mit den Stadthöfen auf dem Areal der ehemaligen Behörde für Stadtentwicklung an der Stadthausbrücke eines der größten Bauvorhaben in der Innenstadt und hat nach Abendblatt-Informationen beim Verwaltungsgericht gleich zwei Klagen gegen die Stadt eingereicht.
Es geht um den Denkmalschutz – der Streit darüber ist jetzt eskaliert. Ein Teil des Ensembles ist das Görtz-Palais am Neuen Wall, das auch zum Stadthöfe-Projekt gehört. Hinter der historischen um 1700 errichteten Fassade verbirgt sich ein in den 1950er-Jahren errichtetes Gebäude. Die Projekt-entwickler wollen nur die historische Fassade erhalten, das siebengeschossige Haus aber abreißen und einen Büro-Neubau errichten.
Der 50er-Jahre-Bau steht jedoch unter Denkmalschutz, und das Denkmalschutzamt der Kulturbehörde lehnt den Abriss ab. Bereits seit zwei Jahren läuft hinter den Kulissen die Diskussion zwischen dem Projektentwickler und der Stadt. Eine Einigung konnte bisher nicht erzielt werden. Nun hat Quantum, im Auftrag der Projekt Palais GmbH, der die Immobilie gehört, eine Klage (Az.: 7 K 1498/16) wegen Untätigkeit gegen die Stadt Hamburg, vertreten durch das Bezirksamt Mitte, beim Verwaltungsgericht eingereicht. Eine weitere Klage (Az.: 7 K 1451/16) auf Feststellungsantrag wegen mangelnder Denkmalwürdigkeit gegen die Stadt Hamburg ist anhängig.
Geschäftsführer ist verärgert über die Stadt
Die Stadthöfe sollen ein neues Quartier werden, die Fertigstellung ist für Ende 2017 geplant. 4000 Quadratmeter sollen für bis zu 26 Ladeneinheiten zur Verfügung stehen. Außerdem entstehen 90 Wohnungen und 15.000 Quadratmeter für Büros. Auf 1000 Quadratmetern Fläche sollen Bars, Restaurants und ein Club eröffnen. Zudem ist ein Boutiquehotel mit 130 Zimmern geplant. Die Gesamtinvestition soll bei 250 Millionen Euro liegen.
Auf dem 100.000 Quadratmeter großen Areal wurden bereits Gebäude abgerissen, die denkmalgeschützten Fassaden sind erhalten geblieben. Auf Abendblatt-Anfrage sagte Quantum-Geschäftsführer Frank Schmidt: „Wir sehen keinen anderen Ausweg als die Klagen und warten nun auf eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts. Das Verhalten der Stadt löst bei uns nur noch Kopfschütteln aus.“ Quantum plant im Zuge des Neubaus die ehemalige Kutscherdurchfahrt durch das Görtz-Palais wieder herzustellen. Diese Passage soll dann der Eingang sein.
Die Projektentwickler lassen sich von der Hamburger Kanzlei Oberthür & Partner, die auf Baurecht spezialisiert ist, in dieser Angelegenheit vertreten. „Wir sind wie immer bemüht, eine einvernehmliche Lösung zu finden“, sagte Kulturbehörden-Sprecher Enno Isermann auf Abendblatt-Anfrage.