Für Bürger ist der Streit um das Görtz-Palais wenig verständlich
Und wieder ein Fall, der viele an der Kompetenz der Kulturbehörde und des ihr unterstellten Denkmalschutzamts zweifeln lässt. Ein Investor, der ein ehrgeiziges Projekt in bester City-Lage realisiert, wird daran gehindert, einen 50er-Jahre-Bau abzureißen. Er befindet sich hinter der Barockfassade des Görtz-Palais am Neuen Wall, die erhalten werden soll. Weil der Investor sein Projekt gefährdet sieht, verklagt er die Stadt wegen der sturen Haltung ihrer Denkmalschützer.
Das ist verständlich. Die Frage, warum sich die Kulturbehörde für den Erhalt eines versteckt liegenden Nachkriegsgebäudes am Neuen Wall einsetzt, kann man durchaus stellen. Schließlich ist Hamburg ja auch bereit, die aus derselben Epoche stammenden und sogar stadtbildprägenden City-Höfe am Klosterwall abreißen zu lassen. Warum jetzt ein Kampf um einen Bau, der so wenig wahrnehmbar ist?
Der Denkmalschutz präsentiert sich wieder einmal in einer Schieflage. Besser wird es auch nicht dadurch, dass jetzt die Kulturbehörde erklärt, sie sei in Sachen Görtz-Palais zu einer Art Kompromiss bereit und könne den Schutz für den hinteren, in den 50er-Jahren errichteten Gebäudeteil aufheben. Zu den Ausnahmeregelungen, die das erlaubten, gehöre auch, dass die Nutzung eines Denkmals nicht durch seinen Schutz verhindert werden dürfe. Nach Vorstellungen der Behörde könnte die Lösung lauten: Die Barockfassade und die dahinter liegenden Gebäudeteile aus dem 18. Jahrhundert sollen als Teil des Quartiers Stadthöfe erhalten bleiben – die 50er-Jahre-Büros aber werden abgerissen. Der Investor hält dies nicht für umsetzbar.
Denkmalschutz als Kuhhandel – das wird immer mehr zur Hamburger Spezialität. Vielleicht beharren Kulturbehörde und Denkmalschutzamt im Fall des Görtz-Palais jetzt so sehr auf ihren Positionen, weil sie bei den City-Höfen viel Vertrauen verspielt haben. Was der Kulturbehörde fehlt, ist eine klare nachvollziehbare Haltung und die Fähigkeit, die Bürger von ihren Argumenten zu überzeugen. Sollten die Gebäudeteile tatsächlich um jeden Preis erhaltenswert sein, muss die Stadt dies viel überzeugender darlegen.