Hamburg. Linke Szene startet mit einem Protestzug und einem Straßenfest in das erste Mai-Wochenende. Carsharing-Anbieter richtet Sperrzone ein.

Im Hamburger Schanzenviertel rüstet man sich bereits für die kommende Nacht. Zahlreiche Restaurantbetreiber und Gewerbetreibende verbarrikadierten am Sonnabend vorsorglich ihre Fensterscheiben mit Spanholzplatten. Die Polizei ist bereits am Nachmittag mit zahlreichen Kräften im Einsatz. Bislang sei es jedoch ruhig, so ein Polizeisprecher auf Nachfrage.

Der Carsharing-Anbieter Car2go hat unterdessen eine Sperrzone für seine Leihwagen rund um das Schanzenviertel eingerichtet. In der Vergangenheit war es wiederholt zu Brandanschlägen auf Autos des Unternehmens gekommen. Betroffen ist der Bereich zwischen Glacischaussee und Karolinenstraße bis zur Schöderstiftstraße im Norden und der Max-Brauer-Allee in Altona. Auch im nördlichen Bereich von St. Pauli können Kunden keine Fahrzeuge mehr abstellen.

Am Nachmittag startet am S-Bahnhof Sternschanze zunächst das sogenannte „Klassenfest gegen Staat und Kapital“. Bei dem kostenfreien HipHop-Open Air werden bis in die Nacht zahlreiche Künstler wie Disarstar oder BOZ auftreten. Die Polizei rechnet mit bis zu 2700 Teilnehmern und einem weitgehend friedlichen Verlauf. Unklar sei jedoch, was im Anschluss geschehe. „Da, wo es erforderlich ist, wird die Polizei konsequent vorgehen“, kündigte Polizeisprecher Timo Zill im Vorfeld an.

Protestzug vom Schanzenviertel nach St. Pauli

Der erste Protestzug soll sich um 18 Uhr in Bewegung setzen. Unter dem Motto „Breite Solidarität gegen Rassismus und Repression“ wollen die Demonstranten vom Schanzenviertel nach St. Pauli ziehen. Die Abschlusskundgebung ist am Hafen beim durch ein Feuer beschädigten „Golden Pudel Club“ vorgesehen. Die Polizei erwartet zwischen 800 und 1000 Teilnehmer, ein Großteil davon aus der linksextremen Szene.

„Wir erwarten für den Aufzug selbst und andere angemeldete Veranstaltungen keine größeren Probleme“, sagt ein Beamter. Mit Krawall wird mehr nach dem Ende des „offiziellen Teils“ in dem Szeneviertel gerechnet.

Die Polizei wird mit einem Großaufgebot vor Ort sein. Neben der kompletten Bereitschaftspolizei werden auch die Alarmhundertschaften mit Beamten von den Hamburger Polizeiwachen eingesetzt. Darüber hinaus sind auswärtige Kräfte angefordert. Der Einsatz wird aus dem Polizeipräsidium von dem großen Stab aus geführt. Die Bundespolizei wird verstärkt an den Bahnhöfen im Einsatz sein.

Böller-, Stein- und Flaschenwürfe im vergangenen Jahr

Am Sonntag haben der Deutsche Gewerkschaftsbund DGB zu seiner traditionellen Demonstrationen zum Tag der Arbeit und die linke Szene zur revolutionären 1. Mai-Demonstration aufgerufen. Die Demonstration unter dem Motto „Klasse gegen Kasse - heraus zum 1. Mai!“ startet um 18.00 Uhr am Bahnhof Altona.

Die Polizei geht dabei von 1000 bis 1500 Demonstranten auch aus der linksextremistischen Szene aus. Im Vorjahr gab es einzelne Scharmützel, doch blieben die Ausschreitungen unter dem Niveau früherer Jahre. Insgesamt gab es nach Polizeiangaben 18 Festnahmen. 34 Polizisten wurden verletzt, als die Beamten zwei sogenannte revolutionäre Kundgebungen mit insgesamt 2200 Teilnehmern nach Böller-, Stein- und Flaschenwürfen auflöste.

Ob es diesmal zu Ausschreitungen kommt, hängt nach Angaben der Polizei auch davon ab, ob die bundesweit mobilisierte linke Szene nach Hamburg kommt oder doch nach Berlin fährt, wo bei der revolutionären 1. Mai-Demo etwa 20 000 Teilnehmer erwartet werden. Bislang geht die Polizei davon aus, dass die Demonstranten in der Hansestadt vornehmlich aus dem Hamburger Umfeld kommen.

Olaf Scholz bei traditioneller DGB-Demonstration

Der DGB erwartet am Sonntag bei seiner traditionellen 1. Mai-Demonstration mehrere Tausend Teilnehmer. Unter dem Motto „Zeit für mehr Solidarität“ wollen die Gewerkschafter - begleitet von Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) - um 11.00 Uhr von der S-Bahnstation Hasselbrook zum Museum der Arbeit im Stadtteil Barmbek ziehen. Dort ist um 12.00 Uhr eine Abschlusskundgebung unter anderem mit Hamburgs DGB-Chefin Katja Karger und Annelie Buntenbach vom DBG-Bundesvorstand geplant. Weitere DGB-Demonstrationen sind in Harburg und Bergedorf vorgesehen. Im Vorjahr gingen nach DGB-Angaben in Hamburg mehr als 6000 Menschen auf die Straße.