Altstadt. “Ungeheuerlicher Vorgang“, “Starrsinnigkeit“: Heute soll der Abriss der Gebäude beschlossen werden. Doch bislang herrscht kein Konsens.

Die Tage der denkmalgeschützten Cityhof-Hochhäuser unweit des Hamburger Hauptbahnhofs sind gezählt. Die rot-grüne Koalition ließ am Donnerstag in einer Aktuellen Stunde der Bürgerschaft keinen Zweifel daran, dass die vier Gebäude aus den 1950er Jahren einem Wohn- und Bürokomplex weichen sollen. „Aus Sicht der Stadtentwicklung bietet die nunmehr vorgesehene Neubebauung an diesem Standort die Chance einer deutlichen städtebaulichen Aufwertung des Stadteingangs“, sagte Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD).

Die Opposition sprach mit Blick auf den bestehenden Denkmalschutz von einem „ungeheuerlichen Vorgang“. Das Parlament wollte noch am Abend über den Antrag des Senats zum Gebotsverfahren „Quartier am Klosterwall“ endgültig entscheiden. An einer rot-grünen Mehrheit für den Abriss gab es keinen Zweifel.

Abriss trotz Denkmalschutzes

Das Denkmalschutzamt hatte die aus den 1950er Jahren stammenden Gebäude 2013 als schützenswert eingestuft. Nun sollen sie aber trotzdem für mindestens 35 Millionen Euro verkauft und durch einen Büro- und Wohnkomplex ersetzt werden. Dazu werde es einen Architekturwettbewerb mit mindestens fünf internationalen, fünf nationalen und fünf Hamburger Architekturbüros geben, sagte Stapelfeld - und fügte an: „und zwar renommierten Architekturbüros“.

Unterstützt wurde sie unter anderem vom früheren Hausherrn der City-Höfe, dem früheren Bezirksamtsleiter von Hamburg-Mitte und heutigen SPD-Abgeordneten Markus Schreiber. Er zeigte sich überzeugt, dass eine große Mehrheit der in den Gebäuden untergebrachten Bezirksamtsmitarbeiter auf die Frage „Kann das weg?“ antworten würde: „Ja, das kann weg.“

Weltkulturerbe durch Abriss nicht bedroht

Kritik an einem Abriss gibt es auch, weil das angrenzende Weltkulturerbe Kontorhausviertel davon tangiert werden und sogar eine Aberkennung des Unesco-Titels drohen könnte. Stapelfeldt wies dies jedoch im Parlament zurück: „Die Unesco war bereits im Vorfeld der Entscheidung zum Weltkulturerbe im Rahmen der Evaluierung 2014 und später erneut durch schriftliche Nachfragen (...) über die Alternativen Erhalt und Neubau informiert.“ Im Übrigen habe es auch keinen Bieter für einen Erhalt gegeben. „Die Option für einen Erhalt war da, nur niemand hat ein verbindliches Angebot dafür abgegeben.“

Bauexperte wirft Scholz Starrsinn vor

„Hübsch und hässlich sind keine Kategorien im Denkmalschutz“, sagte der FDP-Kulturexperte Jens P. Meyer. Die vier markanten, ursprünglich weiß verkleideten Hochhäuser zählten zu den ersten in Hamburg überhaupt. Der CDU-Bauexperte Jörg Hamann warf Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) unterdessen Starrsinnigkeit vor, weil er den Rat quasi aller Experten missachte, die sich sämtlich für den Erhalt der Hochhäuser ausgesprochen hätten.

Die stadtentwicklungspolitische Linken-Sprecherin Heike Sudmann warf dem Senat vor, durch die Missachtung des Denkmalschutzes den endgültigen Präzedenzfall für Eigentümer zu schaffen, die gewinnbringende Neubauten über den Denkmalschutz stellen wollen. Zudem kritisierte sie, dass der Senat bislang vor allem durch unbelegte Behauptungen aufgefallen sei, etwa zur vermeintlichen Unwirtschaftlichkeit der City-Hochhäuser. „Der ganze Vorgang zeigt: Nicht die Gebäude sind ein Schandfleck, sondern das Verhalten des Senats“, erklärte Sudmann.