Paris/Hamburg. Iran Air kauft bei Airbus 118 Jets. Geschäft mit den weltweit größten Flugzeugen beinhaltet für Airbus einen wichtigen Imagegewinn.

Das Geschäft war zuletzt ein offenes Geheimnis. Es blieb aber Chefsache. Staatschefsache. Und der Rahmen im Pariser Elysée-Palast war dem Anlass angemessen. Irans Präsident Hassan Rohani unterzeichnete im Beisein von Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande einen Vertrag, der für Airbus einen der größten Aufträge in der Firmengeschichte bedeutet. 118 Jets will die heimische Fluggesellschaft Iran Air beim europäischen Flugzeugbauer kaufen, teilte Airbus am Donnerstag mit. Das Geschäft, bei dem noch Details zu klären sind, hat laut Listenpreisen ein Volumen von rund 25 Milliarden Dollar (23 Milliarden Euro), allerdings sind deutliche Preisnachlässe üblich.

Nach Jahrzehnten der internationalen Isolation hat das vor rund zwei Wochen getroffene Atomabkommen mit dem Ende der Sanktionen die Grundlage geschaffen für eine neue Qualität der Beziehungen – politisch wie wirtschaftlich. „Der Himmel ist für iranische Flugreisende wieder offen“, sagte Airbus-Chef Fabrice Brégier. „Airbus ist stolz darauf, die iranische Zivilluftfahrt wieder im Kreise der internationalen Luftfahrtgemeinschaft willkommen zu heißen.“

Die neuen Flugzeuge von Airbus sollen helfen, die veraltete Flotte von Iran Air zu modernisieren. Das Abkommen umfasst auch Schulungen für Piloten und Wartungspersonal sowie die Unterstützung bei der Indienststellung und beim effizienten Betrieb der neuen Jets. „Mit der heutigen Ankündigung beginnt eine neue Ära der iranischen Zivilluftfahrt, die sich große Ziele in der Region gesetzt hat“, sagte Farhad Parvaresh, Vorstandschef von Iran Air. Mit Partnern wie Airbus werde man die weltweit höchsten Standards erfüllen.

Imagegewinn für Airbus

In der Order sind aus der für Hamburg besonders wichtigen A320-Familie 45 Maschinen. 21 Kurz- und Mittelstreckenflieger sollen mit den herkömmlichen Triebwerken ausgestattet werden. Die anderen 24 Jets sollen von den neuen neo-Aggregaten angetrieben werden, die in Kombination mit den nach oben gebogenen Flügelspitzen (Sharklets) mindestens 15 Prozent Sprit sparen sollen. Das Werk auf Finkenwerder sorgt im Konzern für die Endmontage von mehr als der Hälfte aller Jets der A320-Reihe. Das trägt beim mit 12.500 Beschäftigten größten Arbeitgeber der Stadt weiter zur Beschäftigungssicherung bei – dabei sind die Orderbücher ohnehin so prall gefüllt, dass für die nächsten zehn Jahre genug Arbeit vorhanden ist.

Die A320-Endmontagehalle im Airbus-Werk in Hamburg-Finkenwerder: Dort könnten bald auch Flugzeuge für den Iran fertiggestellt werden
Die A320-Endmontagehalle im Airbus-Werk in Hamburg-Finkenwerder: Dort könnten bald auch Flugzeuge für den Iran fertiggestellt werden © picture alliance / dpa | Christian Charisius

Das Geschäft beinhaltet für Airbus zudem einen wichtigen Imagegewinn. Nach langer Durststrecke fand das Unternehmen mal wieder einen Abnehmer für das größte Passagierflugzeug der Welt. Iran Air kauft zwölf Maschinen vom Typ A380. Insgesamt ist auffällig, dass mehr als die Hälfte der Maschinen für Langstrecken geeignet sind. Dazu zählen die 45 Flieger der A330-Reihe (davon 18 mit neo-Triebwerken) sowie 16 Maschinen vom Großraumflugzeug A350.

Manche Experten sprechen davon, dass der Iran das Modell der Golfstaaten kopieren und Drehscheibe für Flüge zwischen Europa und Asien werden möchte. Das würde eine neue Geldquelle erschließen, nachdem die Einnahmen aus dem Erdölverkauf wegen des Preisverfalls sinken und der Rohstoff bekanntlich begrenzt ist.

Hollande findet deutliche Worte für den Iran

Für diese Vermutung könnte ein weiteres Abkommen sprechen, das das Land abschloss. Die Betreiber der Pariser Flughäfen bauen mit dem französischen Konstrukteur Bouygues ein neues Terminal am Airport in der Hauptstadt Teheran. Zudem unterzeichnete der iranische Verkehrsminister Ahmad Akhoundi einen Kooperationsvertrag zur Modernisierung des iranischen Zivilluftfahrtsektors. Beispielsweise sollen Vorschriften harmonisiert und bei Ausbildung, Wartung und Instandsetzung zusammengearbeitet werden.

Ungeachtet des Milliardengeschäfts mahnte Frankreichs Präsident allerdings, dass der Iran seinen Kurs beibehalten müsse. „Jedes Land muss seinen Verpflichtungen nachkommen, das gilt für alle Seiten“, sagte Hollande. Menschenrechte seien in allen Ländern und Regionen gültig.