Paris/ Teheran. Irans Präsident will beim Frankreichbesuch unter anderem über Airbus-Flugzeuge sprechen – auch über den Ladenhüter A380.
Angesichts überalterter Maschinen haben sich Fluggesellschaften im Iran den wenig schmeichelhaften Beinamen „Inschallah Air“ eingehandelt: „So Gott will, kommt die Maschine auch an“. Der Iran muss nach zehn Jahren Sanktionen seine Infrastruktur modernisieren. Eines der Themen beim Besuch des iranischen Präsidenten Hassan Ruhani in dieser Woche in Paris sind deswegen die Flugzeuge des in Toulouse residierenden europäischen Herstellers Airbus.
Für Teheran gibt es Prioritäten. Die Modernisierung der Ölindustrie zählt als Haupteinkommen des Landes ebenso dazu wie die zivile Luftfahrt. Die iranische Zivilluftfahrt hat für Auslandsflüge hauptsächlich nur über 40-Jahre alte Maschinen des US-Herstellers Boeing, die als nicht mehr sicher gelten. Für Inlandflüge werden russische Tupolews und ukrainische Antonows verwendet, in die Iraner aber nach mehreren Abstürze nur ungern einsteigen.
Es besteht auch Interesse an Boeing
Der Iran scheint auch interessiert an Verhandlungen mit Boeing. Der US-Hersteller braucht dringend Aufträge für die Boeing 747. Der Jumbo-Jet war einst „Königin der Lüfte“ und ist heute kaum noch gefragt. Boeing fährt die Produktion auf ein Minimum herunter. Am Mittwoch zeigten sich Auswirkungen in der Bilanz: Im vierten Quartal sank der Gewinn im Vorjahresvergleich wegen Belastungen aus der Produktionskürzung um etwa 30 Prozent auf 1,03 Milliarden Dollar.
Auch ein möglicher Airbus-Deal ist noch nicht bestätigt. Es kursieren aber bereits Details: 114 neue Maschinen will der Iran angeblich haben, damit läge das Geschäft im Bereich einer Marke von zehn Milliarden Euro. Nach iranischen Angaben soll das italienische Kreditversicherungsunternehmen SACE die Zahlungen garantieren, die Raten sind auf die nächsten 15 bis 20 Jahre ausgelegt. Mit dem Deal hätten der Iran nicht nur wieder neue Flugzeuge, sondern könnte auch sein ziviles Netzwerk ausweiten.
Schon jetzt werden Verhandlungen geführt über Direktflüge in die USA. Dort leben Millionen von Iranern, die bisher entweder in Europa oder Dubai umsteigen müssen um nach Teheran zu kommen. Eine große iranische Gemeinschaft gibt es auch in Kanada. Auch die haben bei Flügen in die Heimat die gleichen Probleme wie die Iraner in den USA. Direktflüge in die USA und nach Kanada, falls auch die politischen Hindernisse gelöst werden, wären ein sehr profitables Geschäft für die Ruhani-Regierung.
Iran will offenbar acht A380 in seine Flotte aufnehmen
Auf solchen Langstrecken kommt bei Airbus der Ladenhüter A380 ins Spiel. Das Flaggschiff der Europäer hat seit Jahren Absatzprobleme und erreicht die gesteckten Ziele nicht mal im Ansatz. Neben dem Mittelstreckenflieger A320 soll der Iran auch an acht Exemplaren des Riesenairbus interessiert sein. Verkaufschef John Leahy hatte noch vor wenigen Tagen von Verhandlungen und neuen Kunden gesprochen.
Offiziell gibt sich der Flugzeugbauer in Toulouse zurückhaltend: Medienberichte werden nicht bestätigt, „die Sanktionen sind gerade erst aufgehoben worden, was erlaubt Geschäftsverhandlungen zu beginnen“. Für solche Gespräche zeigt sich Airbus bereit, der Iran habe „eindeutig Bedarf an neuen Flugzeugen“. Vor möglichen Geschäften verweist Airbus auf internationale Regelungen der Vereinten Nationen, der EU oder der USA. Alles soll „sorgfältig geprüft“ werden.