Hamburg. Unbekannte haben das Haus unter Wasser gesetzt. Kirche wollte afghanische Flüchtlingsfamilie unterbringen. Staatsschutz ermittelt.
Das Einfamilienhaus an der Merkenstraße im Hamburger Stadtteil Billstedt sollte eine sichere Zuflucht in großer Not sein, jetzt ist es nicht mehr bewohnbar. Unbekannte hatten die Wasserhähne in dem leerstehenden Gebäude aufgedreht und die Abflüsse verstopft. Am Montag nach Neujahr bemerkte ein Mitarbeiter der Kirchengemeinde den Schaden und alarmierte die Polizei. Da stand das Wasser schon einen Meter hoch im Keller, auch die Räume im Erdgeschoss sind betroffen. Wer hinter der Tat steckt, ist noch völlig unklar. Ein fremdenfeindlicher Hintergrund sei nicht auszuschließen, sagte ein Polizeisprecher.
Der Fall ist doppelt tragisch. Nach Informationen des Abendblatts wollte die Kirchengemeinde in dem Gebäude, das die Hansa-Genossenschaft zur Verfügung gestellt hatte, die Flüchtlingsfamilie Hezareh aus Afghanistan unterbringen (das Abendblatt berichtete). Zwei der vier Kinder der Familie leiden an einer unheilbaren Blutkrankheit, eine weitere Tochter ist an Hepatitis A erkrankt.
Bis Ende Dezember waren die Herzarehs in einer Notunterkunft in einem ehemaligen Baumarkt in Bergedorf untergebracht. Anfang des Jahres sollten sie entgegen der Empfehlung von Ärzten des UKE und des Wilhelmstifts nach Bayern umverteilt werden. Alle Bemühungen der Kirche, das zu verhindern, waren mit der Begründung der Gleichbehandlung von den Behörden abgeschmettert worden. Auch eine Einwilligung der Stadt für einen Umzug in das Haus in Billstedt wurde bislang verwehrt - trotz Bemühungen der Kirchengemeinde. Inzwischen lebt die Familie wegen der Ansteckungsgefahr in einer Einrichtung in Wandsbek in Quarantäne.
Wie es jetzt weitergeht, ist noch völlig unklar. Die Staatsschutzabteilung im Landeskriminalamt hat die Ermittlungen übernommen. „Ich bin entsetzt und schockiert“, sagte die Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche, Dietlind Jochims, dem Abendblatt. „Ich hätte mir nie vorstellen können, dass das in Billstedt passiert“, so die Pastorin, die zuvor sieben Jahre in der Gemeinde tätig war.