Hamburg. Neubau der Strecke ab Stellingen wäre laut S-Bahnchef Kay Uwe Arnecke kürzer und damit billiger als die geplante Verlängerung der U5.

Der Chef der Hamburger S-Bahn, Kay Uwe Arnecke, hat vorgeschlagen, die Stadtviertel Lurup und Osdorfer Born sowie die Arenen mithilfe einer S-Bahnstrecke über Stellingen an die Innenstadt anzubinden. „Das ist der kürzeste Weg“, sagte der S-Bahn-Manager dem Hamburger Abendblatt. Der Bau einer U-Bahnstrecke vom Siemersplatz über Stellingen bis nach Lurup sei rund drei Kilometer länger. „Bei einem Preis von rund 100 Millionen Euro pro Kilometer unterirdischer Strecke würden so rund 300 Millionen Euro gespart.“ Insgesamt ist die Strecke zwischen Siemersplatz und Lurup rund neun Kilometer lang.

Die Arbeiten zur U5 sollen im Jahr 2022 beginnen

Die U5 soll nach ihrer Fertigstellung Mitte dieses Jahrhunderts Bramfeld/Steilshoop im Osten Hamburgs über die Innenstadt führend und Lurup/Osdorfer Born miteinander verbinden. Unklar ist bislang, ob die U5 am Siemersplatz endet oder von dort nach Lurup weitergeführt wird. Daneben sind mehrere andere Streckenführungen im Gespräch. Die Bauarbeiten östlich der Alster sollen 2022 beginnen.

Zudem verlangte der Manager vom Bundesverkehrsministerium mehr Engagement bei dem Projekt der S-Bahn-Linie 4. „Bei diesem Thema ist auch die Bundespolitik gefordert. Ich wünsche mir bei diesem für den Norden Deutschlands so wichtigen Verkehrsprojekt eine starke Unterstützung aus Berlin.“ Spätestens im kommenden Jahr müsse die Finanzierung der rund 36 Kilometer langen Nahverkehrsverbindung zwischen Hamburg und Bad Oldesloe geklärt sein, fügte Arnecke hinzu.

Ursprünglich war geplant, die S4 bis zum Jahr 2024 fertigzustellen. Allerdings bleibe auch nach dem Aus der Bewerbung Hamburgs für die Olympischen Sommerspiele 2024 das 915 Millionen Euro teure Verkehrsprojekt aufgrund seiner Bedeutung auf der Tagesordnung, sagte Arnecke. Ein Teil der Kosten könne von Hamburg und Schleswig-Holstein getragen werden. Allerdings erwarten die Bundesländer eine nicht unerhebliche Beteiligung des Bundes an der Finanzierung.

Schneller Bau der S4 wäre entscheidend für Eisbahnknotenpunkt Hamburg

Der Bund will im kommenden Februar den neuen Bundesverkehrswegeplan der Öffentlichkeit vorstellen. Der Plan enthält alle Projekte, die innerhalb der kommenden zehn Jahr neu oder ausgebaut sowie saniert werden sollen. Entscheidend ist jedoch, dass ein Verkehrsprojekt zum „vordringlichen Bedarf“ gezählt wird. Dann wird es mit großer Sicherheit im kommenden Jahrzehnt geplant, finanziert und umgesetzt.

Wie vorab bekannt wurde, könnte sich nach dem Olympia-Aus der Bau der S4 verzögern. „Die S4 muss in den vordringlichen Bedarf“, forderte Arnecke. In der Region, für die diese S-Bahnstrecke eine Erleichterung wäre, lebten rund 250.000 Menschen.

Zudem sei die S4 entscheidend für den Eisenbahnknotenpunkt Hamburg, fügte Arnecke hinzu. „Das ist kein reines Nahverkehrsprojekt, sondern auch für den Fernverkehr besonders wichtig.“ So würden die langsameren und schnelleren Verkehre in Richtung Lübeck auf bis zu vier Gleisen voneinander getrennt. Arnecke verwies auf den von Dänemark geplanten Tunnel durch den Fehmarnbelt. „Der Personen- und Güterverkehr wird dann erheblich zunehmen.“

S-Bahnangebote steigern die Nachfrage nach öffentlichem Personennahverkehr

Arnecke verwies darauf, dass neue S-Bahnangebote die Nachfrage nach dem öffentlichen Personennahverkehr steigerten. Ein Beispiel dafür sei die im Dezember 2008 eröffnete S-Bahnlinie zum Hamburger Flughafen. „Wir haben beim Start 3,5 Millionen Fahrgäste pro Jahr prognostiziert.“ Schon im ersten Jahr habe man diese Marke mit 4,1 Millionen Fahrgästen übertroffen. „In diesem Jahr wird die Zahl der Fahrgäste bei rund 6,7 Millionen liegen, fast doppelt so viele wie 2008 prognostiziert.“

Arnecke kündigte für die kommenden Jahre ein rund 500 Millionen Euro teures Investitionsprogramm der Bahn an. So würden 60 neue Züge – klimatisiert und komplett durchgängig – gekauft. 2017 sei ein ausgiebiger Probebetrieb geplant. 2018 würden die ersten Züge regulär eingesetzt. Zudem sollen die 112 bereits vorhandenen Züge modernisiert und umgebaut werden.

Größere Investitionen in die Gleisanlagen seien in den kommenden Jahren nicht vorgesehen, sagte Arnecke. „Die sind soweit in Ordnung.“ Allerdings sollen Werkstätten modernisiert und eine neue Werkstatt am Kronsaalsweg gebaut werden.

Täglich gibt es laut Hamburger S-Bahn 1200 Zugfahrten in die Hansestadt

Nach den Worten des S-Bahnchefs transportiert die Hamburger S-Bahn jährlich rund 280 Millionen Fahrgäste. Täglich gebe es rund 1200 Zugfahrten in der Hansestadt. Ein Problem der S-Bahn werde sich allerdings nicht lösen lassen. „Alle unsere Linien müssen über den Hauptbahnhof fahren.“ Dieser sei jedoch mit seinen täglich rund 500.000 Fahrgästen bereits heute an seiner Belastungsgrenze. Moderne Technik soll jetzt helfen, die Frequenz der durchfahrenden S-Bahnzüge zu erhöhen.