Hamburg. Die Bauarbeiten für das “kommerzielle Herz der HafenCity“ sollen 2016 beginnen. Mehr als 80.000 Quadratmeter für Einzelhandel geplant.
Das Immobilienunternehmen Unibail-Rodamco wird 2016 mit den Bauarbeiten für das südliche Überseequartier beginnen: „Wir wollen im kommenden Jahr bereits den ersten Spatenstich machen“, kündigte Vorstand Ulrich Wölfer am Montag an. Die Projektentwicklung soll laut Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) das „kommerzielle Herz der HafenCity“ werden. Die Fertigstellung ist 2021 geplant.
860 Millionen Euro will Unibail-Rodamco investieren. Auf insgesamt 260.000 Quadratmetern entstehen 80.500 Quadratmeter Einzelhandel, außerdem 65.000 Quadratmeter Bürofläche und rund 500 Wohnungen. Für Kultur- und Entertainment sind rund 12.000 Quadratmeter vorgesehen und etwa 8000 Quadratmeter für Gastronomie. Zudem sollen zwei Hotels mit insgesamt 40.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche entstehen.
Elf neue Gebäude sollen entstehen
Am Montag wurden im Beisein von Senatorin Stapelfeldt, Oberbaudirektor Jörn Walter und HafenCity Hamburg GmbH-Chef Jürgen Bruns-Berentelg die Architekturentwürfe vorgestellt. Insgesamt sollen dort elf neue Gebäude gebaut werden. Zu dem Neubauvorhaben gehört auch die Entwicklung eines Kreuzfahrtterminals, zwei 60 Meter hohe Türme in der Mitte und ein 70 Meter hohes Bürogebäude am Magdeburger Hafen: „Aus dem vielfältigen Zusammenspiel der Einzelarchitekturen ergibt sich nun ein städtebauliches Gesamtpanorama, das seinen spektakulären Abschluss mit einer Waterfront an der Elbe findet“, sagte HafenCity-Chef Jürgen Bruns-Berentelg. Roter Backstein im Zentrum und helle Fassaden zur Elbe hin sollen den Gebäudekomplex prägen. Bekannte internationale Architekten wie Christian de Portzamparc haben sich ebenso beteiligt wie die Hamburger Büros Carsten Roth oder Böge Lindner K 2 Architekten.
Für Stadtentwicklungssenatorin Stapelfeldt steht fest: „Für die städtebauliche und architektonische Entwicklung des südlichen Überseequartiers ist ein weiterer Meilenstein erreicht.“ Mit einer hohen Architekturqualität, dem offenen und städtischen Charakter und einem attraktiven Kreuzfahrtterminal werde das südliche Überseequartier auf die gesamte HafenCity ausstrahlen und für die Bewohner Hamburgs, aber auch für Besucher und Touristen gleichermaßen ein Gewinn sein, so Stapelfeldt weiter.
Stadt musste Zugeständnisse machen
Unibail-Rodamco Vorstand Wölfer bezeichnete das Vorhaben als „ambitioniertes innerstädtisches Entwicklungsprojekt Europas.“
Das Bauvorhaben ist von großer Bedeutung für die Stadt: Bereits seit 2010 ruhen auf dem Areal an Ufer der Nordelbe die Bauarbeiten. In der riesigen Baugrube, die mit Wasser vollgelaufen ist, lassen sich sogar seltene Küstenvögel gelegentlich blicken. Die ursprünglichen Investoren waren nach und nach abgesprungen. Das Konsortium aus den beiden niederländischen Unternehmen ING Real Estate und SNS Property Finance sowie dem deutschen Projektentwickler Groß&Partner hatte bereits 2005 vom Senat den Zuschlag zur Entwicklung des Überseequartiers erhalten, aber die großen Pläne nicht realisiert.
Die Stadt musste Zugeständnisse machen, um Unibail-Rodamco als neuen Bauherren zu gewinnen: Ursprünglich waren für das südliche Überseequartier nur 40000 Quadratmeter Verkaufsfläche vorgesehen. Doch nun darf das börsenorientierte Immobilienunternehmen hier 80500 Quadratmeter an Fläche für etwa 190 Geschäfte schaffen. Zum Vergleich: Die gesamte Einzelhandelsfläche in der Innenstadt beträgt laut Handelskammer 310000 Quadratmeter.
Einzelhandel hatte es bisher schwer
Die Frage ist, ob der neue Einkaufstempel der City schaden könnte. Aber SPD-Stadtentwicklungsexperte Dirk Kienscherf sieht kein Problem: „Die Innenstadt wird davon profitieren, wenn das südliche Überseequartier fertiggestellt ist. Das Bauvorhaben und die City werden sich ergänzen.“ Außerdem sagt Kienscherf: „Der Bedarf ist auf jeden Fall da. Viele Firmen würden sich gerne in Hamburg ansiedeln, aber sie bekommen keine attraktiven Flächen, weil die Nachfrage so groß ist.“ Außerdem hofft der SPD-Politiker: „Der Zuwachs an Fläche könnte auch dazu beitragen, dass die Mieten für Gewerbeflächen günstiger werden.“ HafenCity-Chef Bruns-Berentelg ist der Auffassung: „Diesen kräftigen Zuwachs an innerstädtischen Einzelhandel verträgt die Stadt sehr gut und macht die Hamburger Innenstadt insgesamt vielfältiger und attraktiver für die Besucher.“
Bislang hat es der Einzelhandel in der HafenCity schwer. Auf dem bereits seit Jahren fertiggestellte Überseeboulevard stehen Ladenflächen leer und die Fluktuation der Geschäfte ist groß. Auch am Großen Grasbrook ist ein hoher Leerstand bei Einzelhandelsflächen zu beobachten.