HafenCity . Der Supermarkt-Unternehmer eröffnet heute eine Filiale im Überseequartier. Mit einem Apfelstand in Barmbek fing alles an.

Er ist gekommen, um zu bleiben. Vincenzo Andronaco besuchte Hamburg zum ersten Mal 1970 – und ist nicht mehr gegangen. Die Hansestadt ist seine Heimat geworden, privat wie beruflich. In Billwerder eröffnete er seinen ersten italienischen Supermarkt „Andronaco“, der ihn bekannt machte. So bekannt, dass er heute seinen neunten Feinkostmarkt mit Restaurant eröffnet. In der HafenCity.

Auch hierher ist er gekommen, um zu bleiben. Denn während alle vom „Ladensterben“ in dem noch jungen Stadtteil reden, zeigt er sich davon wenig beeindruckt. „Unsere neue Filiale in der HafenCity ist zwar die kleinste, aber dafür unsere schönste“, sagt Adronaco und blickt durch die rund 30 Meter lange Fensterfront auf das neue Weltkulturerbe, die Speicherstadt. Der gebürtige Italiener bekennt sich damit zur HafenCity und sagt: „Ich bin verliebt in diesen Standort.“

Nach dem weiteren Ausbau des Überseequartiers in Richtung Süden rechnet die HafenCity GmbH damit, dass in zehn Jahren rund 45.000 Menschen im Quartier arbeiten werden, die alle einmal pro Tag eine Mittagspause machen. Darauf setzt auch Andronaco. „Langfristig haben wir hier einen optimalen Standort mit sehr hohem Potenzial“, sagt der Unternehmer.

Vorerst will er deshalb nur bis zum frühen Abend öffnen: „Nach 19 Uhr wird es im Quartier zu ruhig, wir werden die nächsten Wochen aber austesten, ob sich längere Öffnungszeiten lohnen.“ Auch die Nähe zu vielen touristischen Attraktionen wie dem Miniatur Wunderland und der Elbphilharmonie steigern Andronacos Hoffnung auf einen hohen Umsatz. Nahe der neuen Filiale gibt es schon mehrere italienische Restaurants. Hat er keine Angst vor der Konkurrenz? Selbstbewusst sagt Andronaco, dass er auf sein Konzept vertraue und an sich selbst glaube: „Was die HafenCity braucht, sind Unternehmen mit viel Individualität, die unverwechselbar sind.“ Als Besonderheit seiner Filiale sieht der Gastronom sein italienisches Weinsortiment und die Salomeria, die typisch italienische Wurst- und Käsetheke.

Die rund 900 Quadratmeter große Filiale verbindet Andronaco mit einem für ihn neuen Geschäftsmodell: „Alle anderen Filialen haben als Hauptmerkmal den italienischen Supermarkt und ein vergleichsweise kleines Bistro – hier ist es andersherum.“ Bis zu 160 Besucher können dort auf braunen Holzstühlen Platz nehmen.

„Die italienische Küche ist meine Leidenschaft“, sagt der Gastronom, dem es allerdings schwerfällt, sich auf ein Leibgericht festzulegen. „Mir schmeckt alles“, sagt der Unternehmer und zeigt auf seinen Bauch.

Mit nur 18 Jahren kam Vincenzo Andronaco „ohne Familie und ohne Geld“ nach Hamburg. Heute lebt er mit seiner Lebenspartnerin in Wandsbek. Angefangen hat übrigens alles ganz klein, genauer: auf vier Quadratmetern. So groß war sein Apfelstand am U- und S-Bahnhof Barmbek. Später arbeitete er auf dem Großmarkt und verkaufte Gemüse. „Nach einiger Zeit kam aber immer häufiger die Nachfrage nach mehr italienischen Spezialitäten und typischen Zutaten“, sagt Adronaco.

Sein beiden Enkel begleitet Andronaco sogar zum Kartfahren

Im Jahr 2001 nahm der engagierte Italiener seinen Mut zusammen und gründete seinen ersten Supermarkt für italienische Lebensmittel und Weine. Acht weitere folgten, „Andronaco“ gibt es dreimal in Hamburg und außerdem in Lübeck, Dortmund, Bielefeld, Osnabrück, Ratingen und Köln. „Für mich ist noch immer keine Pause in Sicht, und wir werden weiter expandieren“, sagt Andronaco. Obwohl er sich mit seinen 63 Jahren dem Rentenalter nähert, winkt er ab und sagt: „Ich arbeite noch, bis ich 80 Jahre alt bin.“ Er lacht. „Für mich ist das Alter nur eine Zahl ohne Bedeutung. Wichtiger ist, dass ich mich energiegeladen fühle, wie mit 39.“

Wenn es einmal so weit ist, dass der Unternehmer sich mehr Ruhe gönnt, soll der heute 33 Jahre alte Sohn das Geschäft übernehmen: „Italien ist ein Land, in dem Familie großgeschrieben wird.“ Deshalb kommen auch viele der Rezepte von Adronacos Mama, die mit 87 Jahren in der sizilianischen Heimat noch in der Küche steht. Andronaco lebt seine Rolle als Großvater genauso leidenschaftlich wie die als Unternehmer: „Ich bin hin und weg von meinen beiden Enkelkindern.“ Mit ihnen geht er gerne an der Elbe spazieren und begleitet sie sogar zum Kartfahren.