Hamburg. Im Prozess um die schwere Misshandlung ihres Babys machen die Eltern erschreckende Aussagen. Offenbar war der Vater eifersüchtig.
An dem Abend, bevor der Säugling Jacob (Name geändert) so schwer misshandelt wurde, dass der Rest seines Lebens eine unfassbare Qual wird, spielten seine Eltern in ihrer Wohnung in Hamburg-Finkenwerder stundenlang Computerspiele - die Mutter am PC, der Vater auf dem Handy. Und dabei floss Alkohol in Strömen.
Es ist das, was der Vater von Jacob, Sascha K., als „kleine Feier“ bezeichnete. Und das, was die Mutter des Babys, das beinahe zu Tode gekommenen war, in einer Aussage vor der Polizei bestätigt hatte. „Wir waren angeheitert, man wird dann lustiger und gesprächiger“, sagte die 30-Jährige in der Vernehmung, die damals auf Video aufgenommen und jetzt vor Gericht abgespielt wurde.
Abends gab es Streit, es kam zu Handgreiflichkeiten
Im Prozess gegen Sascha K., dem Misshandlung von Schutzbefohlenen und schwere Körperverletzung vorgeworfen wird, hatte die Mutter die Aussage verweigert. Noch am frühen Abend seien er und Jacobs Mutter „in erotischer Stimmung“ gewesen, sagte der angeklagte Vater weiter. Dann aber habe der damals knapp drei Monate alte Säugling geweint, und sie hätten mit dem Computerspielen begonnen und sich später heftig gestritten. Dabei sei es auch zu Handgreiflichkeiten gekommen.
Die Mutter indes blieb bei ihren Aussagen bei der Polizei vage. „Weiß ich nicht mehr“, lautete eine häufige Antwort, die Stimme dabei oft von heftigem Weinen überlagert. Auf die Frage, wie mittlerweile die Beziehung zwischen ihr und Jacobs Vater sei, fragte die 30-Jährige: „Welche Beziehung? Meinem Kind geht es echt Scheiße. Er lacht nicht mehr und ist in der Reha.“ Und dafür sei Sascha K. verantwortlich.
Der 27-Jährige hatte vor Gericht gestanden, den Säugling verletzt zu haben. Er habe ihm aber nur ein bis drei leichte Schläge mit dem Handballen versetzt und das Baby lediglich „leicht geschüttelt“, insistierte er. Diese Darstellung ist nach Aussage einer Gerichtsmedizinerin aber nicht mit den schwersten Verletzungen des Jungen vereinbar. „Das ist nicht möglich, nie und nimmer“, betonte die Sachverständige. Vielmehr müsse der Säugling „mehrfach massiv“ geschüttelt worden sein, mehrere Sekunden lang und wiederholt von vorn nach hinten und wieder zurück. Diese „peitschenartigen Bewegungen“ würden letztlich so schwere Hirnschäden verursachen, wie sie bei Jacob diagnostiziert wurden: Der Junge ist blind und taub, weil vom Großhirn nur noch Reste übrig seien und er deshalb „keine Reize mehr verarbeiten“ könne, sagte die Gerichtsmedizinerin weiter.
Weil der Säugling nicht schlucken könne, werde er über eine Sonde ernährt. Zudem seien Arme und Beine gelähmt. „Er kann sich nicht bewegen.“ Darüber hinaus sei zu befürchten, dass es zu Deformationen der Gelenke und der Wirbelsäule kommen könne. Wie seine Lebenserwartung sei, könne sie nicht sagen. Das hänge vom Schicksal ab, sagte die Medizinerin. Der Prozess geht Mittwoch weiter.