Finkenwerder. Eigentlich sollen auf der 2012 stillgelegten, fünf Kilometer langen Strecke Wander- und Radwege entstehen - eigentlich.
Es geht nicht vorwärts: Seit April 2012 ist die Hafenbahntrasse auf Finkenwerder stillgelegt. Eigentlich sollten auf der rund fünf Kilometer langen Strecke Wander- und Radwege entstehen. Die Bürgerschaft hatte auf Antrag der SPD bereits im Januar 2012 beschlossen, dass ein Nutzungskonzept durch den Bezirk entwickelt werden soll. Doch seitdem ist nicht viel passiert. Die Strecke liegt nach wie vor brach, auf zwei Kilometern wurden inzwischen zwar die Gleise zurückgebaut, aber von einer umfassenden Neugestaltung ist noch nichts zu sehen.
Die Bezirkspolitik hat sich bereits mehrfach mit diesem Thema befasst. Der CDU-Abgeordnete Matthias Lloyd spricht inzwischen sogar von einer Posse: „Das Konzept für den Loop Finkenwerder liegt schon lange vor. Das Bezirksamt muss die Finanzierungsfrage klären und die entsprechenden Vorarbeiten zur Umsetzung eines Geh- und Radwegs einleiten.“ Es könne nicht sein, dass das Konzept als Papiertiger in der Schublade verschwinde, so der CDU-Politiker weiter.
Tatsächlich hatte das Bezirksamt im vergangenen Jahr die Garten- und Landschaftsarchitekten „Schaper+Steffen+Runtsch“ beauftragt, eine „Konzeptidee zum Rückbau der ehemaligen Hafenbahntrasse“ zu entwickeln. Der Gleisabschnitt verläuft von der Aluminiumstraße bis zum Werksgelände von Airbus und wird für den Bahnverkehr nicht mehr benötigt.
Auch Tourismusverein Altes Land würde Umbau begrüßen
Das Ergebnis wurde dem Regionalausschuss Finkenwerder im April vergangenen Jahres vorgestellt. Der Arbeitstitel: „Loop Finkenwerder“. Zwölf Seiten hat das „Kurzgutachten“, das den Bezirk 2200 Euro kostete. Im „Resümee“ heißt es: „Die Bahntrasse bietet für Finkenwerder gute stadtplanerische Chancen, das Wegenetz zu verbessern.“
Das würde auch Ralf Neubauer, Ortsvorsitzender der SPD Finkenwerder und Mitglied des Regionalausschusses, begrüßen: „Die ehemalige Hafenbahntrasse umzugestalten und so für Fußgänger und Radfahrer zu öffnen würde die Attraktivität von Finkenwerder weiter erhöhen. Daher ist es schade, dass diese Pläne bislang nicht umgesetzt wurden und in dieser Angelegenheit offensichtlich Stillstand herrscht.“ Der Bezirk Mitte und die Hamburg Port Authority (HPA) müssten nun dringend dafür sorgen, dass der Prozess vorangetrieben werde. Sollte sich ergeben, dass die Kosten für eine solche Umgestaltung zu hoch seien, müsse nach Alternativen gesucht werden, so der SPD-Politiker weiter. Eines will Neubauer nicht: „Die Trasse dauerhaft brachliegen zu lassen ist jedenfalls keine Option.“
Auch der Tourismusverein Altes Land hat ein großes Interesse daran, dass die Hafenbahntrasse künftig für Fahrradfahrer und Fußgänger zur Verfügung steht: „Es ist sehr schade, dass die Planungen bislang nicht umgesetzt wurden. Denn wenn hier neue Wege entstehen, würde das auch eine bessere Anbindung an das Alte Land bedeuten“, sagte der Erste Vorsitzende Rolf Lühmann.
Als SPD-Politiker Neubauer bei der Präsentation des „Kurzgutachtens“ im April 2014 fragte, warum die Realisierung so lange dauere, hatte Gutachter Hartmut Schaper eine interessante Erklärung parat: Die schleppende Umsetzung hänge wahrscheinlich mit dem zu geringen Personal zur Bewältigung der gestiegenen Anforderungen des Radverkehrs zusammen.“
Eigentümer will fehlendes Gutachten Bezirksamt übergeben
Dem Vernehmen nach ist die Zusammenarbeit zwischen dem Bezirk und der HPA, in deren Verantwortung die Hafenbahntrasse liegt, wenig harmonisch. Auf Abendblatt-Anfrage sagte Norman Cordes, Sprecher des Bezirksamts Mitte: „Um weitergehende Planungen durchführen zu können, ist es zwingend notwendig, die Ergebnisse weiterer Untersuchungen vorliegen zu haben.“ Dabei geht es unter anderem um „eine mögliche Belastung des Gleisbetts.“ Und dann muss der Behördensprecher einräumen, dass die „weitergehenden Planungen derweil ruhen“, weil die Ergebnisse der Untersuchung noch nicht vorliegen.
Aber das könnte sich bald ändern. HPA-Sprecher Martin Boneß bestätigte auf Abendblatt-Anfrage: „Das Gutachten ist fertig und wird dem Bezirksamt in Kürze übergeben.“ Das Bezirksamt gibt aber schon einmal zu bedenken: „Sollten aufgrund der Untersuchungsergebnisse sehr hohe Kosten erkennbar werden, ist der Umgang mit der ehemaligen Hafenbahntrasse offen“, so Behördensprecher Cordes. Dann müsste die HPA die stillgelegte Strecke wohl behalten, denn Cordes kündigte an: „Sollte die Finanzierung nicht möglich sein, wird das Bezirksamt die Flächen auch nicht übernehmen, und das Projekt wäre hinfällig.“ Der Loop Finkenwerder hätte ein Ende, noch bevor er begann.