Hamburg. Verdächtige Hotels, Gaststätten und Kulturvereine haben Beamte auf der Suche nach Einbrechern, Schleusern und Drogendealern durchsucht.

Razzia der Sonderkommission „Ca­stle“ in der Einbrecherszene: In der Nacht zum Freitag durchsuchten Beamte mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei Hotels, Gaststätten und einen Kulturverein in Hamburg. Alle diese Orte gelten als Treffpunkte der Einbrecherszene. Die Soko zeigte damit erstmals auf diese Weise offensiv ihre Stärke. „Die Szene soll merken, dass wir es ernst meinen“, sagt Soko-Chefin Alexandra Klein.

Jeder Gast muss an seinem Platz bleiben und wird von Beamten überprüft

Um 21 Uhr schlug die Polizei zu. In Mannschaftswagen rollten Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei am Schiffbeker Weg vor dem Lokal Charlie in Billstedt an. Blitzschnell sprangen die Beamten aus den Fahrzeugen und stürmten in den Laden. Jeder Gast musste an seinem Platz bleiben. Dann begann die Überprüfung der Personen. Die gleichen Szenen wiederholten sich im Rustikal in Billstedt und im Kulturverein Balkan an der Wilstorfer Straße in Harburg. Zudem wurden Hotels und Hostels am Billbrookdeich, an der Paulinenstraße, an der Kirchen­allee und am Steintorplatz überprüft. Dort ging es den Beamten vor allem um die Meldezettel, die Auskunft über jeden Gast geben.

Nur auf St. Pauli lief es nicht wie gewünscht für die Polizei. Ein Lokal, das durchsucht werden sollte, war bereits geschlossen, bevor die Polizei zuschlagen konnte. Einen Erfolg gab es trotzdem auf dem Kiez. In einer Seitenstraße der Reeperbahn stellte die Polizei zwei Rumänen, die mehrere Säcke mit neuwertiger Kleidung, Ge­samtwert gut 3000 Euro, kurz zuvor in einen Wagen geschafft hatten. Beide wurden festgenommen. Es besteht der Verdacht, dass es sich bei den Männern um Hehler handelt. In Harburg nahm die Polizei einen Mann, der sich als Mazedonier ausgab, wegen des Verdachts auf illegalen Aufenthalt mit.

Erkenntnisgewinn durch Razzien für Soko „Castle“

Ansonsten scheint der Einsatz auf den ersten Blick eher unspektakulär. Für die Soko „Castle“ ist die Aktion dennoch ein Erfolg. „Wichtig ist für uns der Erkenntnisgewinn“, sagt Alexandra Klein. „Das ist auch in den Zielen der Soko verankert.“ Erkenntnisse hat man bekommen. Die durchsuchten Gaststätten gelten bei der Polizei als Treffpunkte der Einbrecherszene, in denen Taten abgesprochen oder Tipps weitergegeben werden – und wo auch Beute in Hehlerhände wechselt. „Wir wissen durch Observationen beispielsweise, dass unsere Klientel nach Taten in solche Lokale geht“, sagt Klein.

Diese Erkenntnis wurde durch die Razzien bestätigt. Von 39 überprüften Personen waren 16 bereits der Polizei im Zusammenhang mit Straftaten bekannt. Sie sind schon als Ein­brecher, Schleuser oder im Zusammenhang mit Drogendelikten aktenkundig. Das ist „Zielkundschaft“ der Soko. „Einbrecher begehen nicht zwingend nur Einbrüche“, weiß Klein. „Viele sind in puncto Kriminalität breit aufgestellt.“

Die in der Nacht gewonnenen Erkenntnisse werden jetzt ausgewertet. Am Ende sollen sie helfen, Täter dingfest zu machen. Vergangene Woche konnte die Soko zwei Fälle auf der Habenseite verbuchen. In Ahrensburg wurden Einbrecher auf frischer Tat festgenommen, die in Hamburg gestartet und bis zum Tatort observiert worden waren. In dem anderen Fall hielt die Polizei an der Willy-Brandt-Straße in der Innenstadt gezielt einen Wagen an. In dem BMW konnte gestohlener Modeschmuck im Wert von 60.000 Euro sichergestellt werden. In beiden Fällen kamen die Festgenommenen vor den Haftrichter.

Mit der Soko „Kosovo“ hatte die Polizei in den 90er-Jahren bereits Erfolge

Vergleichbare Konzepte hatte die Polizei in der Vergangenheit schon angewandt. Erstmals war Anfang der 90er-Jahre die Soko „Kosovo“ eingerichtet worden, der es nicht nur um Strafverfolgung ging, sondern auch um Prävention durch permanente Präsenz. Auch damals gab es häufige Razzien an den Treffpunkten der damaligen kriminellen Albaner-Szene – mit Erfolg.

Die direkte Konfrontation der heutigen Einbrecherszene an ihren Treffpunkten mit der Polizei ist auch heute gewollt. „Sie sollen wissen, dass wir sie identifiziert haben, und wir wissen, wo sie sich treffen“, sagt Klein. Es sei nicht die letzte Aktion dieser Art gewesen.