Hamburg. Die Polizeieinheit zur Einbruchsbekämpfung arbeitet mit Spezialisten, die Voraussagen über mögliche Ziele der Täter treffen.

Die Meldung löste hörbar Freude aus in dem langen Flur eines Bürogebäudes in der City Nord. Gerade war bekannt geworden, dass der Soko „Castle“ zugeordnete Beamte des Mobilen Einsatzkommandos einen hochkarätigen Einbrecher festgenommen haben. Der 35-jährige Bosnier und ein Komplize, 17, wurden auf frischer Tat ertappt. Beide waren zuvor in Lohbrügge in ein Einfamilienhaus eingestiegen.

Der 35 Jahre alte Einbrecher gehört genau zu der Sorte von Tätern, hinter denen die Ermittler der Soko „Castle“, die seit August arbeitet, her sind. Ein echter Profi, einer der nach Erkenntnissen der Polizei von Straftaten lebt und schon im Bereich Münster und in Niedersachsen für zahlreiche Einbrüche verantwortlich ist.

Die Festnahme ist einer von vielen Erfolgen, die die Soko bereits verbuchen kann. Am Tag zuvor waren es zwei 14 und 17 Jahre alte Einbrecherinnen, die auf der Uhlenhorst festgenommen wurden. Auch sie werden trotz ihres jungen Alters als „Profis“ eingestuft. Wie deutlich über 80 Prozent der von der Soko festgenommenen Einbrecher kamen auch sie vor den Haftrichter.

Die Erfolge der Analysten

Die Erfolge sind laut Uwe Rehmke, dem stellvertretenden Leiter der Soko, Ergebnis der Zusammenarbeit einer motivierten Truppe, die nicht nur über die nötigen Ressourcen verfügt, sondern auch andere Wege bei der Bekämpfung der Einbruchskriminalität geht. „Tatorte in Hamburg sind bunt gestreut“, weiß Rehmke. Zwar gibt es immer mal wieder Hotspots. Aber am Ende ist ganz Hamburg betroffen. Das zeigen die Auswertungen.“

Das ist auch der Grund, warum man bei der Soko „Castle“, die bislang etwa 300 Fälle bearbeitet, hauptamt­liche Analysten im Team hat, die sonst eher bei spektakulären Verbrechen, bei der Mordkommission oder bei der Fahndung nach Sexualstraftätern zum Einsatz kommen. „Man kann in Hamburg nicht einfach auf gut Glück los­gehen und hoffen, dass man einen Einbrecher überrascht“, sagt Rehmke. So sind die Festnahmen der beiden jungen Einbrecherinnen und des 35-Jährigen kein Zufallsprodukt.

Die wertvollsten Ansatzpunkte liefern oft die Analysten. „Wir hatten im Fall Uhlenhorst eine Ansage von unserer operativen Fallanalyse, die uns sagte, wo die Einbrecherinnen zuschlagen werden. Das ist dann eins zu eins eingetroffen“, so Rehmke. Man frage sich dann, woher sie ihre Erkenntnisse nehmen. „Als Polizei hat man ja am Anfang oftmals sehr wenig. Man hat den Tatort, vielleicht einen Verdacht oder stellt eine Besonderheit bei der Arbeitsweise fest. Die Analysten können aus den Fakten jede Menge herauslesen und dann Thesen bilden.“

In der Winterzeit steigt die Zahl der Delikte

Bei der Einbruchskriminalität durch die Taten Rückschlüsse auf infrage kommende Personen zu ziehen sei die „Königsklasse“, weil es ein Massendelikt mit einer bundesweit niedrigen Aufklärungsquote ist. „Wir kennen deswegen die Einbrüche, aber nicht unbedingt die Einbrecher“, so der Soko-Vizechef. „Man kann eben nur analysieren, was an Daten da ist. Das ist bei Massendelikten wie Einbruch zum einzelnen Fall eben deutlich weniger als bei einem Verbrechen wie einem Tötungsdelikt.“

Rehmke hofft, dass die neuen Ansätze sich in der Kriminalitätsentwicklung bemerkbar machen. Die Soko „Castle“ steht noch am Anfang ihrer Arbeit. „Wir gehen derzeit von einem Zeitraum von eineinhalb bis zwei Jahren aus, in dem die Soko zunächst arbeiten wird“, sagt Rehmke. Jetzt beginnt die dunkle Jahreszeit, die auch Einbruchszeit ist. „Die Zahl der Taten“, sagt Rehmke, „zieht auch langsam an.“