Hamburg. Ein mutmaßlicher Einbrecher schlägt mit dem Hammer ein Fenster ein, er wird festgenommen. Doch dann klärt die Polizei den Vorfall auf.
Mit einer ungewöhnlichen Aktion in der Hamburger Innenstadt hat die Polizei am Dienstagabend auf das Vorgehen von Einbrechern aufmerksam gemacht. Ein vermeintliches Täter-Duo kam bei Einbruch der Dunkelheit mit einem dreirädrigen Kleintransporter auf den Gänsemarkt gefahren. Einer der Schauspieler kletterte auf ein Gerüst zu einem Fenster der Finanzbehörde und schlug es mit einem Hammer ein. Die Polizei war schnell mit zwei Streifenwagen vor Ort. Die Beamten führten die „Ganoven“ ab.
Nach der Spielszene, die als „der auffälligste Einbruch Deutschlands“ angekündigt worden war, erklärte Polizeipräsident Ralf Martin Meyer die Botschaft der Aktion: Bürger sollten wachsam sein und ungewöhnliche Beobachtungen sofort der Polizei unter der Rufnummer 110 mitteilen. Nachbarschaftsbefragungen nach einer Tat zeigten immer wieder, dass es Warnzeichen gab, die nicht beachtet wurden, erklärte ein Polizeisprecher. Doch schon beim kleinsten Verdacht sollten Bürger die Polizei verständigen.
Seit August ist in Hamburg die Soko „Castle“ im Einsatz. Die etwa 90 Beamten haben nach Auskunft ihrer Chefin Alexandra Klein erste Erfolge erzielt, werden einen erneuten Anstieg der Einbruchszahlen aber nicht verhindern können. Im vergangenen Jahr war die Zahl der Wohnungseinbrüche in der Hansestadt um 8,2 Prozent auf fast 7500 Taten gestiegen. Für die Fahnder der Sonderkommission komme es darauf an, „zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und am richtigen Täter“ zu sein, erklärte Klein. Dafür seien Hinweise sehr wichtig.
Im vergangenen Jahr hatte die Hamburger Polizei eine Herbstoffensive gegen die Einbruchskriminalität gestartet. Der in der dunklen Jahreszeit übliche starke Anstieg der Deliktzahlen sei abgemildert worden, hieß es damals. Die Beamten hatten in drei Monaten 1800 Einsätze gegen Einbrecher in Hamburg und Umgebung gezählt. Mehr als 300 Tatverdächtigen wurden festgenommen.
Verbrecherbanden verübten 2014 in Deutschland so viele Einbrüche und Diebstähle wie seit acht Jahren nicht mehr. Das geht aus dem aktuellen Lagebericht zur Organisierten Kriminalität hervor, den Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) Anfang des Monats in Berlin vorgestellt hatte.
Die Hamburger Polizei will ihre Kampagne fortsetzen. Unter anderem ist geplant, besonders couragierte Bürger öffentlich auszuzeichnen. Vor 20 Jahren gab es in Hamburg eine ähnliche Kampagne. Sie hieß damals: „Wer nichts tut, macht mit“.