Hammerbrook. Das „KoZe“ soll einem Wohnkomplex weichen. Architekturwettbewerb läuft. Polizeiaktion vertrieb autonome Gruppen.

Die Besetzer des Kollektiven Zentrums (KoZe) geraten durch die Bauvorhaben im Münzviertel zunehmend in Bedrängnis. Die an die besetzte Kita angrenzenden alten Schulgebäude wurden bis auf den unter Denkmalschutz stehenden Teil bereits abgerissen. Zurzeit werden auf dem Hof Wohncontainer aufgestellt. Dort sollen 400 Obdachlose im Rahmen des Winternotprogramms von Ende November bis März 2016 einziehen.

Danach ist der vorübergehende Einzug von Flüchtlingen geplant. Die Stadt kann die Fläche nach einer Vereinbarung mit dem Projektentwickler HBK (Hanseatische Baukonzept) bis zum März 2017 nutzen, ehe auf dem Gelände der Bau eines neuen Wohnviertels mit 400 Einheiten und mindestens 18.500 Quadratmeter Bruttogeschossfläche beginnt. Spätestens dann müssten auch die Besetzer des Kita-Gebäudes weichen. „Wenn der Baubeginn näher rückt, ist für die anderen Schluss“, sagte Daniel Stricker, Sprecher der Finanzbehörde.

Nach Abendblatt-Informationen ist der städtebauliche Wettbewerb für das „Quartier Münzviertel“ bereits gestartet. Am 30. November soll das hochkarätig besetzte Preisgericht, in dem auch Oberbaudirektor Jörn Walter sitzt, den Siegerentwurf küren. Insgesamt nehmen sechs Büros teil. Geplant ist ein Anteil von 60 Prozent an öffentlich gefördertem Wohnungsbau für Alleinerziehende und Familien. Die Zielgruppe der restlichen, frei finanzierten Wohnungen sind Studenten und Auszubildende. Im Erdgeschoss sollen Einzelhandel und Gastronomie entstehen.

KoZe-Aktivisten demonstrieren in der Innenstadt

KoZe-Aktivisten demonstrieren für den Erhalt ihres Stadtteilzentrums
KoZe-Aktivisten demonstrieren für den Erhalt ihres Stadtteilzentrums © HA | Michael Arning
KoZe-Aktivisten demonstrieren für den Erhalt ihres Stadtteilzentrums
KoZe-Aktivisten demonstrieren für den Erhalt ihres Stadtteilzentrums © HA | Michael Arning
KoZe-Aktivisten demonstrieren für den Erhalt ihres Stadtteilzentrums
KoZe-Aktivisten demonstrieren für den Erhalt ihres Stadtteilzentrums © HA | Michael Arning
KoZe-Aktivisten demonstrieren für den Erhalt ihres Stadtteilzentrums
KoZe-Aktivisten demonstrieren für den Erhalt ihres Stadtteilzentrums © HA | Michael Arning
KoZe-Aktivisten demonstrieren für den Erhalt ihres Stadtteilzentrums
KoZe-Aktivisten demonstrieren für den Erhalt ihres Stadtteilzentrums © HA | Michael Arning
KoZe-Aktivisten demonstrieren für den Erhalt ihres Stadtteilzentrums
KoZe-Aktivisten demonstrieren für den Erhalt ihres Stadtteilzentrums © HA | Michael Arning
KoZe-Aktivisten demonstrieren für den Erhalt ihres Stadtteilzentrums
KoZe-Aktivisten demonstrieren für den Erhalt ihres Stadtteilzentrums © HA | Michael Arning
KoZe-Aktivisten demonstrieren für den Erhalt ihres Stadtteilzentrums
KoZe-Aktivisten demonstrieren für den Erhalt ihres Stadtteilzentrums © HA | Michael Arning
KoZe-Aktivisten demonstrieren für den Erhalt ihres Stadtteilzentrums
KoZe-Aktivisten demonstrieren für den Erhalt ihres Stadtteilzentrums © HA | Michael Arning
KoZe-Aktivisten demonstrieren für den Erhalt ihres Stadtteilzentrums
KoZe-Aktivisten demonstrieren für den Erhalt ihres Stadtteilzentrums © HA | Michael Arning
KoZe-Aktivisten demonstrieren für den Erhalt ihres Stadtteilzentrums
KoZe-Aktivisten demonstrieren für den Erhalt ihres Stadtteilzentrums © HA | Michael Arning
KoZe-Aktivisten demonstrieren für den Erhalt ihres Stadtteilzentrums
KoZe-Aktivisten demonstrieren für den Erhalt ihres Stadtteilzentrums © HA | Michael Arning
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Der städtebauliche Wettbewerb soll möglichst geräuschlos über die Bühne gehen. Deshalb wurde wohl auch die Öffentlichkeit nicht über den Start und den weiteren Ablauf informiert. Auf Abendblatt-Anfrage wollte Hauke Drost von der D&K GmbH, der das Verfahren im Auftrag der Investoren betreut, keine Stellungnahme abgeben. Diese Zurückhaltung ist aufgrund der brisanten Situation wegen der KoZe-Besetzer nachvollziehbar.

Finanzbehörde und Innenbehörde wollen keine Eskalation riskieren

Die Sicherheitsbehörden sehen in den Kita-Besetzern ein Sammelsurium aus vielen ungefährlich-gemäßigten und einigen linksextremistischen Gruppierungen. Nach Abendblatt-Informationen gab es in der Finanz­behörde Überlegungen, mit einer Räumung des KoZe durch die Polizei frühzeitig Fakten zu schaffen. Die Innenbehörde unter Führung von Michael Neumann (SPD) äußerte jedoch Bedenken: So könne ein hartes Vor­gehen die linke Szene in Hamburg radikalisieren, ähnlich wie der Bambule-Bauwagenplatz vor der Jahrtausendwende. In Gesprächen fassten Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) und Innensenator Michael Neumann eine politische Linie. „Die Besetzer werden ein bisschen gegängelt und ansonsten geduldet. Vielleicht löst sich das Problem von selbst“, heißt es aus dem Senatsumfeld.

Tatsächlich hat der Dauereinsatz der Polizei auf dem Hof des Areals im August dem KoZe schwer geschadet. Die Beamten bewachten den Bauzaun während der Asbestsanierung, ein Lichtmast flutete auch nachts den Hof. „Viele Gruppen haben das Haus in diesen Umständen verlassen“, sagte ein Sprecher des KoZe dem Abendblatt. „Wir sind gerade dabei, uns neu zu erfinden. Es wird eine andere Ausrichtung geben, sozusagen ein KoZe 2.0“, kündigte der Sprecher an. Details würden noch ausgearbeitet.

Kurzfristig wollen die Autonomen das Zusammenleben mit den Obdachlosen des Winternotprogramms organisieren. „Wir überlegen, den Verkauf von Alkohol in unserer Bar zeitweise einzustellen und ein Frauencafé einzurichten. Grundsätzlich ist es aber ein absurder Schritt der Stadt, erst Gebäude abzureißen und dann Container aufzustellen“, sagte der Sprecher. Es sei weiterhin prinzipiell möglich, dass die Besetzer freiwillig das Gebäude aufgäben. „Das hängt von der Qualität der Alternativen ab.“

Bezirksamtsleiter Grote spricht von „wichtigem Schritt“ für das Viertel

Weitere Gespräche mit den Besetzern wird es laut Finanzbehörde „definitiv nicht mehr geben“. Der Zeitplan für das Bauprojekt wird konsequent verfolgt. Wenn der städtebauliche Wettbewerb abgeschlossen ist, sollen die architektonischen Planungen konkretisiert werden. Das Bauvorhaben könnte nach dem Zeitplan bis Ende 2018 abgeschlossen werden.

Dass es nun vorangeht mit den Planungen für das „Quartier Münzstraße“, begrüßt Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD). „Das neue Quartier ist ein wichtiger Schritt für die Weiterentwicklung des Münzviertels. Es wird auch zu einer Belebung beitragen.“ Besonders wichtig sei, dass hier auch öffentlich geförderter Wohnraum in attraktiver Lage am Rand der Innenstadt entstehe. Das sieht auch Grünen-Fraktionschef Michael Osterburg so und ergänzt: „Architektonisch muss sich das Bauvorhaben in die bestehende denkmalgeschützte Umgebung einfügen.“

Auch zwischen Stadt und dem Projektentwickler HBK hat es nach Abendblatt-Informationen eine Absprache gegeben, die vor allem der Deeskalation dienen soll. Demnach wird die Besetzung geduldet, bis das Gebäude abgerissen wird. Dann müsse im Ernstfall die Polizei übernehmen.