Hamburg . Die Bauten sollen bis Monatsende alle 60 Zelte ersetzen, die nicht winterfest sind. Bis zu 16 Menschen sollen in den Häusern wohnen.
Ein 27 Quadratmeter großes Holzhaus, trocken, beheizt und mit Strom und Licht - die Vorfreude vieler Flüchtlinge in Hamburg, die bisher in nicht winterfesten Zelten leben mussten, ist groß. In der Erstaufnahmeunterkunft im Stadtteil Wilhelmsburg wurden am Mittwoch die ersten soliden Holzhäuser aufgestellt. Die Bauten sollen in dem Zeltdorf an der Dratelnstraße bis Monatsende alle 60 Zelte ersetzen, die dem Hamburger Herbst nicht gewachsen waren. Hier leben bislang rund 800 Menschen.
In jedem Haus sollen bis zu 16 Menschen wohnen, sagte Susanne Schwendtke vom städtischen Dienstleister „fördern & wohnen“. Es gebe Heizung, Licht und eine Steckdose für jeden Bewohner. „Die brauchen sie dringend, um ihre Mobiltelefone immer aufladen zu können. Die Zeltbewohner freuen sich schon sehr auf den Umzug. Einige wollten das Zeltdorf gar nicht verlassen, um bald in so ein Holzhaus zu kommen.“
Insgesamt gab es nach Auskunft von „fördern & wohnen“ an drei Hamburger Standorten zuletzt mehr als 2200 Plätze in nicht winterfesten Unterkünften. Sie sollen in den nächsten Wochen durch Holzbauten ersetzt werden. In der Dratelnstraße soll das bis Ende Oktober geschehen sein. Im Zeltdorf Jenfelder Moorpark ist etwa die Hälfte der 700 Bewohner vorübergehend anderweitig untergebracht worden, um den Boden für die Holzhäuser vorzubereiten.
Je nachdem, wie schnell das bürokratische Verfahren abgewickelt werden kann, leben die Menschen nur einige Tage oder bis zu zwei, drei Monate in den Zelten und künftig in den Holzhäusern, hieß es. Danach wechseln sie nach Möglichkeit in feste Unterkünfte.
Einer der Flüchtlinge, die bisher in der Dratelnstraße in einem Zelt leben, ist Samir aus Syrien. Der 50-Jährige hat mit seinem 15-jährigen Sohn Mohammed wie so viele Flüchtlinge die lange Route über Libanon, Türkei, das griechische Lesbos, den Balkan, Österreich bis nach Deutschland hinter sich. Die erste Woche habe er vor der zentralen Registrierungsstelle in Hamburg-Harburg unter freiem Himmel schlafen müssen.
„Dann kamen wir in diese Zelte“, sagte Samir sichtlich erregt, während er durch den Matsch lief. „In der Nacht war ich nass von unten und von oben. Durch das Zelt laufen die Mäuse, viele.“
Jetzt freuen sich Samir und sein Sohn auf den Umzug. Deutschland tue so viel für Flüchtlinge. Dafür sei er dankbar. Aber am liebsten möchte er möglichst bald arbeiten und seiner Frau, die in Syrien geblieben sei, Geld schicken, sagte er. Sein Sohn solle schnell in die Schule. Mohammed habe durch Krieg und Flucht schon ein Schuljahr verloren. „Mein Haus in Latakia ist zerbombt.“ Jetzt zieht er bald in ein Holzhaus in Hamburg.
Die Stadt arbeite mit Hochdruck daran, die Lage der Flüchtlinge zu verbessern, sagte der Sprecher der Innenbehörde, Frank Reschreiter. Weiterhin kämen aber täglich 300 bis 400 Menschen neu nach Hamburg, allein im September waren es 10 100, in der ersten Oktoberhälfte schon 5600.