Hamburg . Noch am Montag will der Paritätische Wohlfahrtsverband Zelte als Übergangslösung aufbauen. Bis zu 700 Flüchtlinge kommen täglich an.

Zeltwechsel am Hauptbahnhof: Am Montagvormittag hat wie geplant der Abbau der beiden großen Versorgungszelte für durchreisende Flüchtlinge am Hauptbahnhof begonnen. Der Verein Falck Deutschland e.V., der den Großteil der medizinischen Betreuung in den vergangenen knapp vier Wochen in einem der beiden Zelte ehrenamtlich geleistet hatte, wollte die Arbeiten bis zum Mittag abgeschlossen haben. Am Nachmittag wollte der Paritätische Wohlfahrtsverband, der ab sofort in die Betreuung einsteigt, neue Zelte installieren.

„Das ist aber nur eine Übergangslösung“, sagte Sprecher Christian Böhme dem Abendblatt. Bis zum Wochenende sollen Container aufgebaut werden. Am Dienstag sei eine Ortsbegehung mit Verantwortlichen des Bezirks Mitte und der Bahn geplant, um einen geeigneten Standort zu finden. Bereits seit dem 23. September steht zusätzlich ein HVV-Bus bereit, in dem Flüchtlinge die Nacht verbringen können.

Täglich kommen bis zu 700 Flüchtlinge am Bahnhof an

Seit Wochen kommen jeden Tag bis zu 700 Menschen aus den Bürgerkriegsgebieten am Hamburger Hauptbahnhof. Viele von ihnen wollen weiter nach Skandinavien reisen.

Inzwischen hat sich ein breites Netz an Ehrenamtlichen organisiert, die bei der Orientierung und Erstversorgung helfen. Da die Flüchtlinge zum Großenteil erst am späten Nachmittag und Abend ankommen, müssen viele die Nacht in Hamburg verbringen.

Mitte September waren in einer gemeinsamen Aktion mit der Deutschen Bahn, der Stadt und Falck Deutschland e.V. zwei Zelte aufgebaut worden. Der Verein stellte einen Pool von 25 ehrenamtlichen Sanitätern, die rund um die Uhr im Sanitätszelt im Einsatz waren. Dazu kamen über das Gesundheitsamt organisierte Ärzte. „In der Nacht zum Sonntag haben wir den 1000. Patienten behandelt“, sagt der Falck-Sprecher Christoph Lippay.

Viele Kinder sind sehr geschwächt

Jeden Tag seien 30 bis 50 Flüchtlinge mit medizinischen Problemen im Zelt gewesen, Tendenz leicht abnehmend. Teilweise seien die Menschen in einem sehr schlechten Gesundheitszustand, vor allem die Kinder seien sehr geschwächt. Viele kommen in Sommerkleidern und kämpften mit Grippe und Erkältungen. „Es gab aber auch gynäkologische Notfälle nach Vergewaltigungen oder akute Herzprobleme“, so Lippay.

Das Engagement von Falck war zunächst nur bis Ende September geplant. Die Bahn hatte die Kosten für Verbrauchsmaterialien und Heizung übernommen. "Nach einer Verlängerung von knapp zwei Wochen konnten wir die Arbeit nicht mehr leisten", so Lippay.

Inhaltlich soll sich nichts an der Arbeit ändern. „Wir werden als Paritätischer Wohlfahrtsverband das freiwillige Engagement am Hauptbahnhof unterstützen. Alles was wir planen, geschieht in enger Absprache mit dem Orga-Team“, sagte Sprecher Böhme. Es sei dem Verband wichtig, konstruktiv mit denjenigen zusammenarbeiten, die dort schon seit Wochen Tag und Nacht vor Ort sind.