Der Umbau soll noch in diesem Jahr fertig sein. Endlich steht fest, wer in das Gebäude des ehemaligen Premierenkinos zieht.

Es war eines der bestgehüteten Geheimnisse, wer in das traditionsreiche Streit’s am Jungfernstieg ziehen wird. Seit der Schließung des ehemaligen Premierenkinos waberten immer neue Gerüchte durch die Stadt. Mal war von einem neuen Kino die Rede, dann von einer Passage vom Jungfernstieg bis zur Poststraße, dann von einem Modehaus. Nun kommt alles anders – nach Informationen des Hamburger Abendblatts wird das schwedische Lifestyle-Kaufhaus Clas Ohlson hier im Sommer 2016 seinen Flagshipstore eröffnen.

Damit wagt sich das Familienunternehmen erstmals nach Deutschland und plant noch zwei weitere Geschäfte in Ottensen und dem Alstertal-Einkaufszentrum. Bislang sind die Schweden nur in Skandinavien, Großbritannien und mit einem Franchisenehmer in den Vereinigten Arabischen Emiraten vertreten.

„Wir wollten etwas Besonderes in die Stadt bringen“, sagt der Streit’s-Miteigentümer Peter Reimers. „Etwas, was in der Innenstadt noch fehlt.“ Seit 1925 ist das Haus in Familienbesitz. Nun soll es ein Familienunternehmen sein, das die fast 2300 Quadratmeter Fläche (davon 1800 Verkaufsfläche) anmietet und Dinge des täglichen Bedarfs anbietet – vom vollautomatsichen Rasenmäher bis zum Plattenspieler, vom Angelhaken bis zum Kaffeefilter. Das Onlineangebot von Clas Ohlson erinnert ein wenig an die Fülle des einstigen Technikkaufhauses Brinkmann – nur ohne große Elektrogeräte und deutlich moderner.

„Wir planen, unser erstes Geschäft im Sommer 2016 zu eröffnen, im Herbst sollen dann zwei weitere Läden folgen“, sagt Sara Kraft Westrell, Sprecherin von Clas Ohlson aus dem mittelschwedischen Insjön. „Wir sehen uns als ,moderner Eisenwarenhändler‘, der Lösungen für die täglichen Probleme unserer Kunden unter einem Dach anbietet.“ Das Sortiment umfasst Werkzeuge, Haushaltsgeräte, Zubehörprodukte sowie Freizeit- und Multimediaartikel, die Verkaufsflächen werden sich im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss befinden. „Wir haben uns auf Anhieb verstanden, auch weil wir beide Familienunternehmen sind“, sagt Christoph Reimers.

Hinter dem Streit’s liegt eine bewegte Geschichte: Zurück geht der Name auf das Hotel, das Christina Streit 1837 an gleicher Stelle eröffnete. Vier Jahre später wurde dort zum ersten Mal vor dem Haus das „Lied der Deutschen“ gesungen, wie eine blaue Tafel bis heute kündet. 1842 mussten Teile des Gebäudes gesprengt werden, um den verheerenden Stadtbrand zu stoppen. Lange galt das Haus als eine der ersten Hoteladressen der Stadt.

Nach der Kapitulation der Wehrmacht 1945 beschlagnahmte die britische Militärbehörde das Gebäude. Später bauten die Besitzer um: Die Zimmer wurden zu Büros, der Ballsaal verwandelte sich in ein Lichtspielhaus. In den 50er-Jahren stieg das Streit’s-Kino zu einem der populärsten Filmpaläste des Landes und zu dem Premierenkino der Stadt auf; 1963 erlebte „Das Mädchen Irma la Douce“ mit Shirley MacLaine hier seine Weltpremiere. Stars wie Romy Schneider, Barbra Streisand oder Michael Douglas flanierten über den roten Teppich. Endgültig verloschen die Lichter im Jahr 2013.

Für Clas Ohlson ist der Schritt nach Hamburg bedeutsam. „Deutschland ist ein Markt mit großem Potenzial. Für uns war Hamburg der logische erste Schritt“, so Kraft Westrell. Der Jungfernstieg sei eine der beliebtesten Einkaufsstraßen der Stadt. „Deshalb glauben wir, dass der Flagshipstore dort perfekt zu uns passt.“

Der Umbau des Gebäudekomplexes warf einige Probleme auf, beispielsweise mit den Gründungspfählen. „Die Umbaumaßnahmen waren extrem schwierig und aufwendig und nicht immer ohne Beeinträchtigung für die Mieter“, sagt Christoph Reimers. Hinter der denkmalgeschützten Fassade hat das Architekturbüro Möller Seifert im Innenhof eine begehbare Grünfläche mit Glaspyramide geschaffen.