Hamburg. Vor neuen Verhandlungen über Selbstverwaltung der Häuser bekunden 300 Künstler wie Fatih Akin und Peter Lohmeyer Solidarität.
Im Konflikt um die Verwaltung der zwölf Häuser im Gängeviertel an der Caffamacherreihe fordern mehr als 300 Kunst- und Kulturschaffende, Musiker und Schauspieler die Stadt auf, gemeinsam mit der Initiative eine Selbstverwaltungs-Lösung für das Gebäudeensemble in der Neustadt zu ermöglichen. Sie fürchten um den einmaligen Charakter.
Im Gängeviertel werden seit mehr als fünf Jahren Konzerte, Ausstellungen und Lesungen organisiert. Das sehen Künstler wie die Band Fettes Brot, Schauspieler Peter Lohmeyer, Nina Petri und Jan Plewka sowie Regisseur Fatih Akin, Rocko Schamoni, Herr von Eden, der Golden Pudel Club und die Millerntor Gallery sowie viele andere bedroht. „Die Chance auf einen offenen Ort im Zentrum von Hamburg darf nicht von den Zwängen der Bürokratie und der Logik der Verwertbarkeit zunichte gemacht werden“, heißt es in ihrer Solidaritätserklärung.
Bei dem Konflikt zwischen der Gängeviertel-Initiative und den Behörden geht es auch um die Frage, wer im Gängeviertel wohnen darf und auf welchen Grundlagen das Leben dort basiert. „Das Viertel muss von jenen verwaltet werden, die es gerettet haben, es seit Jahren mit Leben füllen und die genau wissen, was für ein wunderbarer und einzigartiger Ort hier entstanden ist“, heißt es in dem Solidaritätsschreiben der Kulturschaffenden. Zum Hindergrund: Nach der Sanierung des ersten Haues gab es Auseinandersetzungen zwischen Stadt und Gängeviertel-Initiative, die darin gipfelte, dass Vertreter des Gängeviertels und der Bezirk Mitte einen Planungsstopp für weitere Sanierungsarbeiten vereinbarten. Die Initiative ärgerte sich darüber, dass die Mieterverträge nicht die Verpflichtung enthielten, mit dem Einzug auch Anteile an der Gängeviertel-Genossenschaft erwerben zu müssen. Sie fühlte sich von der Stadt nicht ernst genommen. Die Genossenschaft aber bilde die Grundlage für die „Gängeviertel-Vision.“
Immerhin scheint nun ein erster Schritt für eine Lösung getan: Die Beteiligten – also die Gängeviertel-Initiative, das Bezirksamt Mitte und die Stadtentwicklungsbehörde – haben laut Behördensprecher einen Neustart der gemeinsamen Erörterung verabredet. In dieser Woche tagt erstmals eine gemeinsame Arbeitsgruppe, die sich speziell mit Genossenschaftsbindung beschäftigen soll. Gängeviertel-Sprecherin Christine Ebeling sagt: „Es tut gut, mit so viel Solidarität in die Verhandlungen zu gehen.“