Die Initiative „Komm in die Gänge“ kritisiert mangelnde Zusammenarbeit mit der Stadt Hamburg: „Wir wollen sanieren, nicht saniert werden.“ Im September soll es ein Krisentreffen geben.
Neustadt. Bei der Sanierung des Gängeviertels beklagt die federführende Initiative „Komm in die Gänge“ eine unzureichende Kooperationsbereitschaft der Stadt Hamburg. „Wirkliche Entscheidungen fallen hinter verschlossenen Türen. Die Kooperation ist im Begriff zu scheitern“, sagte der Vorsitzende des Vereins Gängeviertel, Matthias Cullmann, am Freitag.
Im Herbst 2013 war mit der umfangreichen Grundsanierung des Gängeviertels mit dem Gebäudeensemble in der Caffamacherreihe 43–49 begonnen worden. Die kompletten Sanierungsarbeiten sollen rund acht Jahre dauern und 20 Millionen Euro kosten. Geplant ist die Errichtung von 80 preisgünstigen Wohnungen, Künstlerateliers und Gewerberäumen. Eine von den Künstlern gegründete Genossenschaft soll dann die Häuser nach der Sanierung verwalten.
Doch der Initiative geht es offensichtlich um mehr, und zwar „vor allem um die Ausführung und Umsetzung der Baumaßnahmen. Wir haben das Gefühl, dass die vielen an der Sanierung beteiligten Behörden sowie die Stadtentwicklungsgesellschaft STEG verschiedene Wege und Ziele verfolgen. Uns ist dabei die geplante öffentliche Fläche besonders ans Herz gewachsen, die wir später allen Hamburgerinnen und Hamburgern und den Gästen der Stadt anbieten möchten“, sagte Christine Ebeling, Sprecherin der Initiative auf Anfrage des Abendblatts. Sie wünsche sich diesbezüglich mehr Planungssicherheit.
Ende September möchten sich die Vertreterinnen und Vertreter der Initiative daher nun mit den Hamburger Senatoren für Kultur, Barbara Kisseler (parteilos), Stadtentwicklung, Jutta Blankau, und Finanzen, Peter Tschentscher (beide SPD), „an einem runden Tisch“ zusammensetzen. „Dabei sollen mit allen Beteiligten Pacht- und Eigentumsfragen sowie ein größeres Mitbestimmungsrecht bei der Sanierung des Gängeviertels geklärt werden“, sagte Cullmann. „Wir haben Lust, die Mauerkelle selbst in die Hand zu nehmen. Das ist jedoch hochproblematisch wegen Versicherungsfragen oder fehlender Qualifikation“, erläuterte er. Die Stadt Hamburg sei offensichtlich überfordert mit dieser Art von Beteiligung. Man wolle aber „nicht saniert werden, sondern selbst sanieren.“
Eine Reaktion der angesprochenen staatlichen Stellen auf dieses überraschende Vorpreschen der „Komm in die Gänge“-Initiative stand bei Redaktionsschluss noch aus.
Vor fünf Jahren hatten rund 200 Künstler am 22. August das vom Abriss bedrohte ehemalige Arbeiterviertel besetzt. Aus der kurzen politischen Aktion wurde eine langfristige Vision: Viele Menschen leben seither in den historischen Gebäuden in der Neustadt. Ziel der Aktion der Initiative „Komm in die Gänge“ ist es, mit sozialen und künstlerischen Projekten in der Innenstadt „einen Raum zu schaffen, in dem Neues entstehen kann“.