Die Schäden an der Autobahn 1 sind so massiv, dass die Brücke unter dem Gewicht größerer Schwertransporte hätte einstürzen können. Die Reparaturen könnten sich über mehrere Monate erstrecken.
Hamburg. Es wirkt zunächst wie eine kleine Delle, diese Stelle, an der am vergangenen Donnerstag der Schubverband „Paula“ die Süderelbbrücke rammte. Die Delle hat es in sich, weiß Holger Wohlfeil, Prüfingenieur beim Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG). Die Schäden an der Autobahn 1 sind so massiv, dass die Brücke unter dem Gewicht größerer Schwertransporte hätte einstürzen können. Wie sie repariert wird, ist noch unklar. Bis Ende des Jahres soll ein Konzept dafür erarbeitet werden.
Staatsrat Andreas Rieckhof läuft es noch immer kalt den Rücken herunter, wenn er an das Unglück denkt. Der Schubverband „Paula“ hatte die Brücke am Donnerstagmorgen gegen 5.50Uhr gerammt. Der Schiffsführer, 75, hatte aber erst gegen 8.40Uhr die Polizei informiert.
„Ich bin erschüttert, dass der Verursacher sich erst drei Stunden später gemeldet hat“, sagt Rieckhof. „Das hätte furchtbar enden können.“ Das bestätigt auch Prüfingenieur Wohlfeil. „Der Hauptträger wurde gestaucht, hat sich verformt. Die Energie wurde durch den Stahl weitergeleitet und verteilt. Dadurch sind acht Querträger verformt, gerissen oder abgerissen worden. Bei der Einwirkung von massiven Lasten hätte der Hauptträger brechen können.“ Gerade zu der Zeit war die Gefahr besonders hoch. In der Nacht und am frühen Morgen sind noch die großen Schwertransporte sehr oft unterwegs.
Am Dienstagmorgen setzten Experten des LSBG vom Spezialschiff „Brückenkieker“ Lasertechnik ein, um die Schäden dreidimensional zu vermessen. „Das geschieht, um alle Verformungen räumlich zu erfassen und darstellen zu können. Die Ergebnisse der Vermessung fließen in die statischen Untersuchungen ein, sodass auch in den geschädigten Bauteilen die tatsächlichen Kraftverläufe ermittelt werden können“, sagt Susanne Meinike, Sprecherin der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation. „Die Untersuchungen sind sehr arbeitsintensiv und erfordern entsprechend Zeit und Sorgfalt. Anschließend werden Instandsetzungskonzepte erstellt.“ Bis zum Jahresende soll das Konzept für die Sanierung stehen. Dann ist auch klar, was genau an der 970 Meter langen Brücke gemacht werden muss. „Wir werden dann eine grobe Vorstellung haben, wie die Sanierung ablaufen wird“, sagt der Staatsrat.
Zeit will man nicht verlieren. Uwe Heimböckel, Geschäftsführer beim LSBG, kündigte an, dass es keine Ausschreibung geben wird. „Es ist eine Notmaßnahme, die schnell umgesetzt werden muss. Wir werden eine geeignete Firma aussuchen“, sagt er. Experten gehen trotzdem davon aus, dass die Reparaturarbeiten eher Monate als Wochen dauern werden. „Eine solche Sanierung dürfte sich bis weit in das Jahr 2015 hinein erstrecken“, sagt ein Mitarbeiter einer Baufirma.
Ein Glücksfall ist, dass die Autobahnbrücke über die Süderelbe eigentlich aus zwei Brücken besteht. Beschädigt ist die neuere, 1965 gebaute Brücke, zu der zwei der sechs langen Hauptträger gehören. Die anderen Hauptträger sind Teil der bereits 1938 gebauten Brücke. Über sie wird jetzt der Verkehr geleitet. Dazu stehen je Richtung zwei statt der üblichen drei Fahrspuren zur Verfügung. Schwertransporte, Fahrzeuge mit einem Gewicht von über 44 Tonnen, können die hochfrequentierte Brücke in Fahrtrichtung Süden aber nicht benutzen.
Auf der beschädigten Brücke werden die Autofahrer laut LSBG-Geschäftsführer Heimböckel auch nach Beginn der Sanierung wenig von den Arbeiten zu sehen bekommen. „Dort werden vermutlich nur ein paar Baucontainer oder Fahrzeuge stehen“, sagt er. „Das liegt daran, dass die Reparaturarbeiten hauptsächlich unterhalb der Brücke stattfinden werden.“