Der Kaufpreis liegt im zweistelligen Millionenbereich. Kempinski-Gruppe hat einen Vertrag bis 2020. Der Käufer ist ein schillernder Milliardär.

Hamburg. Das Hotel Atlantic an der Alster gehört zu den führenden Luxushotels der Hansestadt, die Immobilie in Toplage ist begehrt. Schon seit Jahren war immer wieder über einen anstehenden Verkauf des Gebäudes spekuliert worden. Immer wieder kamen neue Namen ins Spiel, doch nun hat der Bieterkampf ein Ende: Nach Abendblatt-Informationen hat Bernard große Broermann, dem die Asklepios Klinikgruppe mit bundesweit mehr als 45.000 Mitarbeitern und 140 Einrichtungen gehört, das Atlantic Kempinski von der Octavian Hotel Holding GmbH erworben.

Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, doch er dürfte im höheren zweistelligen Millionenbereich liegen. Als Erwerber treten offiziell die Asklepios Kliniken GmbH und die Dr. Broermann Hotels & Residences GmbH auf. „Ich freue mich sehr, die zukünftige Entwicklung des herausragenden und traditionsreichen Hotels Atlantic in Hamburg weiterbegleiten zu dürfen“, sagte große Broermann dem Abendblatt nach dem Millionendeal.

Der Eigentümerwechsel wird zunächst keine Auswirkungen auf den Hotelbetrieb haben. Denn der Managementvertrag mit Kempinski läuft erst im Jahr 2020 aus. Danach könnte große Broermann dann theoretisch eine neue Marke für das Hotel suchen. Doch dies gilt als unwahrscheinlich, denn der 71-Jährige ist bereits Eigentümer des Falkenstein Grand und der Villa Rothschild, und diese beiden Hotels der Spitzenklasse in Königstein/Taunus werden auch von Kempinski gemanagt. Zudem betreibt eine Tochter der Asklepios Klinikgruppe ein Fünf-Sterne-Superior-Hotel in Bad Griesbach.

Die bestehenden Häuser sollen mit dem Atlantic Kempinski in einer eigenständigen Hotelgruppe zusammengefasst werden, so die Pläne. So ergäben sich in Hamburg „Synergien für die Hotelgruppe und die Asklepios Kliniken“, sagte große Broermann, der dies jedoch nicht weiter konkretisierte.

Verlierer im Bieterkampf ist Kurt Zech. Der Bremer Bauunternehmer hatte nach Abendblatt-Informationen großes Interesse an dem Kauf der Immobilie und stand bis zuletzt in Verhandlungen mit der Octavian Hotel Holding GmbH. Zech gehört die Atlantic-Hotelkette mit bundesweit neun Vier-Sterne-Hotels. Da hätte das namensgleiche Atlantic an der Alster gut in Zechs Portfolio gepasst. Erst vor Kurzem hatte Zech das Luxushotel Severin’s in Keitum auf Sylt eröffnet.

Schwierige Zeit: 2008 hatte das Atlantic seine fünf Sterne verloren

Das Atlantic Kempinski mit der Weltkugel auf dem Dach gilt als eines der Wahrzeichen der Stadt. Es wird auch liebevoll das „Weiße Schloss an der Alster“ genannt. Das Haus diente 1997 schon James Bond im Film „Der Morgen stirbt nie“ als Filmkulisse.

Doch es gab auch immer wieder schwierige Zeiten: Der Sanierungsstau in dem 1909 erbauten Grandhotel sorgte für Negativschlagzeilen. Im Jahre 2008 verlor das Atlantic Kempinski sogar seine Fünf-Sterne-Klassifizierung, die der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) verliehen hatte. Nachdem mehr als 30 Millionen Euro investiert und die 245 Zimmer und Suiten komplett saniert worden waren, ging es wieder aufwärts. Der Abschluss der Restaurierung wurde im August 2012 mit rund 850 Gästen gefeiert.

Seit der Modernisierung steigen auch wieder internationale Künstler und Mitglieder von Königshäusern im Atlantic ab, dessen berühmtester Dauerbewohner Panik-Rocker Udo Lindenberg ist. Die Fünf-Sterne-Superior-Plakette hängt seit 2011 wieder am Portal. Seit 2009 wird das traditionsreiche Haus von Peter Pusnik geleitet. Der Schwabe gilt als guter Gastgeber und kann sich sowohl im Bankettbereich als auch bei der Zimmerbelegung nach eigenen Angaben über eine gute Auslastung freuen. Pusnik wollte sich am Dienstag nicht zu dem Verkauf äußern.

Der neue Eigentümer der Immobilie gilt als zurückhaltend, er ist niemand, der häufig auf den roten Teppichen auftaucht. Große Broermann ist als eher eigenwillig bekannt. Der Niedersachse hat eine fantastische Unternehmerkarriere hinter sich. Er gründete Asklepios vor beinahe 30 Jahren und übernahm 2005 den öffentlichen Hamburger Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK). An der neuen Gesellschaft ist allerdings die Stadt Hamburg noch mit 25,1 Prozent beteiligt.

Es ist anzunehmen, dass große Broermann in das Atlantic Kempinski investiert, damit sich dieses weiterhin in der Hamburger Spitzenhotellerie behaupten kann, denn die Konkurrenz ist groß. Milliardär Klaus-Michael Kühne baut quasi gegenüber vom Atlantic Kempinski auf der anderen Alsterseite das The Fontenay, das der Unternehmer zum „besten Hotel Deutschlands“ machen will. Die Eröffnung ist für Sommer 2016 geplant.

Die Frasers Hospitality Gruppe aus Singapur will zudem, wie berichtet, die Oberfinanzdirektion am Rödingsmarkt von 2015 an zu einem Luxushotel umbauen.