Fördern & Wohnen hält eine gemeinsame Unterbringung an der Berzeliusstraße für denkbar. In den 1990er-Jahren hatte dort eine gettoähnliche Einrichtung bundesweit für Schlagzeilen gesorgt.

Hamburg. Das städtische Unternehmen Fördern & Wohnen (f&w) schließt nicht aus, dass in Hamburgs größtem Flüchtlingsdorf an der Berzeliusstraße auch Obdachlose untergebracht werden: „Die Einrichtung wird vorrangig mit Flüchtlingen belegt. Grundsätzlich haben wir aber in allen Wohnunterkünften eine Belegung, die sowohl aus Zuwanderern als auch aus wohnungslosen Menschen besteht“, sagte Sprecherin Christiane Schröder. „Es kann deshalb sein, dass wir einzelne Wohnungen mit wohnungslosen Familien oder Alleinstehenden belegen.“

Bislang war vorgesehen, dass insgesamt 600 Flüchtlinge in die Wohncontainer im Billbrooker Industriegebiet einziehen sollen. Die ersten 120 Bewohner sollen dort Ende Januar 2015 untergebracht werden, der zweite Bauabschnitt soll im Februar abgeschlossen sein. Die Kosten für den Bau des Flüchtlingsdorfs liegen bei rund 15,5 Millionen Euro.

Der Standort ist umstritten: In den 1990er-Jahren hatte dort eine gettoähnliche Einrichtung, die 2002 geschlossen wurde, bundesweit für Schlagzeilen gesorgt.

Kritik kommt von dem Billstedter CDU-Bürgerschaftsabgeordneten David Erkalp: „An der Berzeliusstraße haben wir ohnehin schon eine Extremsituation, da dort und in den beiden benachbarten Unterkünften fast 1400 Flüchtlinge auf einem Fleck leben. Wenn f&w nun auch noch Obdachlose dort unterbringt, ist das verantwortungslos.“ Die Konflikte seien programmiert, die Stadt würde die Berzeliusstraße zu einem „Pulverfass“ machen.

Für den SPD-Fraktionschef von Mitte, Falko Droßmann, steht fest: „Eine gemeinsame Belegung mit Flüchtlingen und Obdachlosen wäre nicht optimal.“ Droßmann ist aber wichtig: „Bevor Menschen auf der Straße erfrieren, müsste man auch diese Lösung der gemeinsamen Unterbringung in Kauf nehmen. Aber eigentlich müssten ausreichend Schlafplätze für wohnungslose Menschen in Hamburg zur Verfügung stehen.“