Mit einem Feuerwerk und einer Lichtshow mit Musik wurde der Bau am Montagabend nach knapp drei Jahren Bauzeit feierlich eingeweiht. Es wird die Heimat des WM-Musicals „Das Wunder von Bern“.

Hamburg. Um 18.27 Uhr drückten der Erste Bürgermeister Olaf Scholz, Musical Tycoon Joop van der Ende, seine Frau Janina und Uschi Neuss, Geschäftsführerin der Stage Entertainment Deutschland, gemeinsam den roten Buzzer auf dem Oberdeck der Cap San Diego – und gegenüber begann ein kurzes, aber eindrucksvolles Feuerwerk mit Lasershow zur feierlichen Eröffnung des neuen Musicaltheaters an der Elbe.

Unten auf der Überseebrücke staunte das „Preview-Publikum“: Rund 1200 Eintrittskarten hatte der Musical-Konzern für die erste öffentliche Generalprobe des Musicals „Das Wunder von Bern“ verlosen lassen. „Wir wollten extra keinen roten Teppich, sondern den Hamburgern diese (inoffizielle) Weltpremiere schenken“, sagte Stefan Jaekel, Sprecher von Stage.

Häppchen für Häppchen wird Hamburg, ja, wird wohl ganz Musical-Deutschland, auf das offensichtliche Highlight der diesjährigen Musical-Saison vorbereitet, oder besser: heiß gemacht auf „Das Wunder von Bern“ (Regie: Gil Mehmert, Musik: Martin Lingau, Text: Frank Ramond) nach dem gleichnamigen Kinofilm aus dem Jahre 2004, bei dem Sönke Wortmann Regie führte. Für die Dauer der Show war sogar die Elbe etwa eine Viertelstunde lang für den Schiffsverkehr voll gesperrt.

Für Olaf Scholz stand fest: „Stage Entertainment hat mit seinen Erfolgsproduktionen vielleicht kein Wunder bewirkt, aber einst den Tourismus in Hamburg wachgeküsst.“ Immerhin seien Musicals nach einer Studie der Hamburg Tourismus GmbH der wichtigste kulturelle Anlass für eine Städtereise nach Hamburg - eine Million Übernachtungen und rund eine halbe Milliarde Euro Einnahmen generieren die Musicals pro Jahr.

Im Mittelpunkt der brandneuen Geschichte, die dann offiziell am 23. November uraufgeführt wird, steht der neunjährige Matthias Lubanski aus dem Pott, dessen Vater Richard aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause zurückkehrt und feststellen muss, dass er und seine Familie sich in den vielen Jahren entfremdet haben. Die Annäherung der Familienmitglieder – insbesondere das Verhältnis des fußballbegeisterten Matthias und seinem Vater – gelingt erst wieder dank des überraschenden 3:2-Sieges der deutschen Elf über Ungarn im Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft 1954.

Vier Millionen Menschen haben den Kinofilm gesehen - der erfolgsverwöhnte „Musical-Konzern“ Stage Entertainment strebt in den kommenden Jahren natürlich eine weitaus höhere Zuschauerzahl an. Nebenan im „Theater am Hafen“ feierte „Disneys König der Löwen“, ebenfalls eine Stage-Produktion, jüngst im Oktober den zehnmillionsten Zuschauer. Für diesen Meilenstein müsste im neuen Theater an der Elbe etwas mehr als 5400 mal der Vorhang nach oben gehen: 1.850 Gäste, die traditionell mit Barkassen über die Elbe geschippert werden, fasst der komplett in karminrot gehaltene Zuschauerraum, der so konzipiert ist, dass man von wirklich von jedem Platz eine hervorragende Sicht auf die Multifunktionsbühne hat. Revolutionär ist auch das Heizungs- und Belüftungssystem, das unter den Sitzflächen in die Sesselsäulen integriert ist.

Am Wochenende wurde bereits im engsten Familien-, Freundes- und Firmenkreis eine Voreinweihung gefeiert, am Montagabend öffnete dann das neue Theater an der Elbe erstmals ganz seine Türen. Bereits das zweigeschossige, lichtdurchflutete Foyer bietet mehrere Blickfänge. Es wurde von Janine van den Ende, der Ehefrau des niederländischen Musical-Tycoons Joop, gestaltet, und zeigt unter anderem eine Dauerausstellung internationaler zeitgenössischer Künstler wie Erwin Olaf, Richard Deacon, Anke Doberauer, Salvador Dalí und Werner Büttner. Gegenüber einer monströsen Lichtinstallation mit zigtausend Leuchtdioden an der halbrunden Trennmauer zum Zuschauerraum lädt jedoch vor allem die insgesamt 12 Meter hohe Glasfront zum „Sightseeing“ auf die Skyline der Stadt ein. „Der Hafen, die Elbe und die beiden Stage Musicaltheater sind bereits jetzt als feste Einheit miteinander verbunden“, sagte Joop van der Ende, der sich das Eröffnungsfeuerwerk in enger Umarmung mit seiner Frau und Uschi Neuss anschaute – es flossen sogar Tränen, so groß war die Erleichterung der Macher, das bis zur Preview alles geklappt hatte.

In knapp drei Jahren Bauzeit entstand das Haus mit der zwölf Meter hohen Glasfassade. Auf 50 Millionen Euro beliefen sich nach Angaben des Unternehmens die reinen Baukosten. Neben der 350 Quadratmeter großen Hauptbühne gibt es zwei große Seitenbühnen und einen 25 Meter hohen Bühnenturm.

Es ist die vierte große Musical-Spielstätte des Unternehmens in der Hansestadt, die sich nach New York und London als dritterfolgreichste Metropole in diesem Markt behaupten will. In Hamburg zeigt der Marktführer neben dem Dauerbrenner „Der König der Löwen“ und dem Neuzugang „Das Wunder von Bern“ im Hafen noch „Rocky“ im Operettenhaus an der Reeperbahn und „Das Phantom der Oper“ im Theater Neue Flora, wo im nächsten Jahr „Aladdin“ das „Phantom“ ablösen soll. Weitere Shows will etwa das Unternehmen Mehr! Entertainment, das am Hamburger Großmarkt derzeit für 30 Millionen Euro ebenfalls eine neue Spielstätte erreichtet, aufführen. Nach der Eröffnung am 7. März 2015 stehen das Queen-Musical „We Will Rock You“ und später „Dirty Dancing“ auf dem Programm.