Erste repräsentative Umfrage zeigt aber auch, dass 60 Prozent positiv eingestellt sind. Bürgermeister Olaf Scholz ist Schirmherr der ersten „Junger Islam Konferenz“ im Kaisersaal im Rathaus.

Hamburg. Rund ein Drittel der Hamburger ist gegenüber Muslimen negativ eingestellt. Zu diesem Ergebnis kommt die erste repräsentative Umfrage über die Haltung der Hamburger zu Musliminnen und Muslimen in Deutschland.

Danach sehen 26 Prozent der Befragten das soziale Miteinander durch Muslime bedroht, 20 Prozent die Sicherheit und Ordnung. 21 Prozent der Hamburger nehmen Muslime sogar als „soziale Belastung“ wahr. „Diesem Anteil an der Bevölkerung kann eine tendenzielle Neigung zu rechtspopulistischen Themen zugeschrieben werden“, heißt es in der Erhebung des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung der Humboldt-Universität.

Die Mehrheit der Hanseaten, so ein weiteres Ergebnis, zeige dagegen ein sichtbares Maß an Offenheit und Toleranz. Fast 60 Prozent bezeichnen die muslimische Kultur als Bereicherung für Deutschland.

„Ein Drittel der Hamburger Bevölkerung sieht Muslime als aggressiv, bildungsfern und Bedrohung für das soziale Miteinander“, heißt es in der Studie. Für die wurden 422 Hamburger im Alter von 16 bis 89 Jahren befragt. Diese Stichprobe gilt nach Angaben der Forscher als repräsentativ. Fünf Prozent der Befragten waren Muslime.

Die Veröffentlichung der Studie bildete am Wochenende den Auftakt für die Junge Islam Konferenz im Kaisersaal des Rathauses. Rund 40 junge Hamburger mit und ohne muslimischen Glauben diskutierten bis Sonntag über den Abbau von Vorurteilen und die religiöse und kulturelle Vielfalt. Veranstaltet wurde die Konferenz von der Stiftung Mercator, der Humboldt-Universität Berlin und der Hamburger Sozialbehörde. Ziel ist es, gerade jungen Muslimen eine Stimme in der Öffentlichkeit zu geben.

Schirmherr Bürgermeister Olaf Scholz: „Wir alle sind Hamburg, ganz unabhängig von der Religion, der wir anhängen, oder einer Anschauung des Lebens, die uns auf Religion verzichten lässt. Der Islam ist längst in unserer Stadt angekommen.“ Mit Blick auf den Terror der Milizen des Islamischen Staates (IS) sagte Scholz: „Wir blicken in den Abgrund von Gewalt.“ Die Dschihadisten beriefen sich zu Unrecht auf den Islam – darin sei er sich mit den muslimischen Verbänden einig.

Aufmerksam verfolgten die Konferenzteilnehmer die Präsentation der weiteren Ergebnisse der Studie, die bald mit bundesweiten Zahlen ergänzt werden soll. 58,7 Prozent sagen: „Die muslimische Kultur bereichert Deutschland.“ Knapp zwei Drittel der Hamburger halten auch nichts davon, den Bau von öffentlich sichtbaren Moscheen einzuschränken. Jeder zweite Hamburger spricht sich für einen islamischen Religionsunterricht an staatlichen Schulen aus. Mit Toleranz reagiert ebenfalls fast jeder zweite Hamburger, wenn muslimische Lehrerinnen in der Schule mit einem Kopftuch auftreten. 44 Prozent stimmen der Aussage zu: „Eine muslimische Lehrerin sollte das Recht haben, im Schulunterricht ein Kopftuch zu tragen.“ 52 Prozent der Hamburger lehnen das ab.

Die negative Haltung der Hamburger gegenüber Muslimen zeigt sich darüber hinaus in der Einstellung, Muslime seien aggressiver (33,6 Prozent der Befragten), und muslimische Eltern seien nicht so bildungsorientiert. „Die meisten Hamburger erleben die muslimische Kultur jedoch als Bereicherung“, fasst Naika Foroutan vom Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung die Ergebnisse zusammen.

Zu den Teilnehmerinnen der Konferenz gehörte auch die 21-jährige Muslima Eyyaba Cevirici. Die Psychologie-Studentin arbeitet im Steilshooper Stadtteilrat mit und will sich dafür einsetzen, „dass es bei uns nicht zu einer destruktiven Gesellschaft kommt“. Aus Sarajevo stammt der 23 Jahre alte Billstedter Armin Begic. „Die Junge Islam Konferenz gibt uns jungen Muslimen eine Stimme“, sagte er.

Noch dreimal in den nächsten vier Jahren wird eine regionale Konferenz dieser Art in der Hansestadt stattfinden. Andere Bundesländer werden folgen. Ziel sei es, stärker in den Schulen über religiöse und kulturelle Vielfalt sowie über den Abbau von Vorurteilen zu diskutieren.

In der Hansestadt leben 130.000 Muslime und rund 50.000 Aleviten. In Deutschland gibt es vier Millionen Muslime. Zwei Millionen davon sind jünger als 25 Jahre.