Der Widerstand gegen Pläne der Finanzbehörde, die unweit des Hauptbahnhofs stehenden Gebäude abzureißen, wächst. Nach dem Architekten Volkwin Marg meldete sich jetzt die Architektenkammer zu Wort.

Mitte Im Streit um die Zukunft der vier City-Hochhäuser hat die Architektenkammer deren Erhalt gefordert. „Angesichts der Bedeutung für Hamburgs bauliches Erbe ist es dringend notwendig, alle Möglichkeiten für Erhalt, Modernisierung und Umnutzung vorurteilsfrei zu prüfen“, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung. Diese Position habe die Präsidentin der Kammer, Karin Loosen, auch Hamburgs Erstem Bürgermeister Olaf Scholz in einem Brief mitgeteilt.

Derzeit ist in den City-Hochhäusern das Bezirksamt Mitte untergebracht. Obwohl die in den 50er-Jahren errichteten Häuser am Klosterwall unter Denkmalschutz stehen, will die Finanzbehörde sie abreißen lassen, um einen höheren Erlös für das Grundstück zu zielen. Der renommierte Hamburger Architekt Volkwin Marg hatte am Dienstag im Abendblatt der Behörde Geschichtsvergessenheit vorgeworfen und gesagt: „Wir opfern unsere kulturpolitische Verpflichtung, ein schützenswertes Baudenkmal zu erhalten, auf der Jagd nach maximiertem Profit.“

Die Architektenkammer verwies darauf, dass eine Zerstörung der vier markanten Hochhäuser und der zugehörigen Passage in Gegensatz zur Meinung namhafter Architekten, Stadtplaner und Bauhistoriker stehe, die in den Gebäuden ein bedeutendes Zeugnis des Wiederaufbauwillens nach Krieg und Naziherrschaft sehen würden.

Kammerpräsidentin Loosen forderte, den Denkmalschutz nicht aufzuheben und den anstehenden Investorenwettbewerb zumindest so zu gestalten, „dass neben einem Neubebauungsvorschlag auch ein planerisches und finanzielles Angebot für den Erhalt des Ensembles erwartet wird“. Sie warf den Behörden vor, der Öffentlichkeit bislang eine angemessene Diskussion über den Erhalt der City-Hochhäuser schuldig geblieben zu sein.

Unterdessen hat die Lodders Stiftung unter den Architekturstudenten aller deutschsprachigen europäischen Länder einen Wettbewerb ausgelobt, bei dem die städtebaulichen, ökonomischen und sozialen Potenziale des denkmalgeschützten Ensembles herausgearbeitet werden sollen. Die Jury ist mit renommierten Architekten aus Hamburg, Berlin und Köln besetzt. „Wir rechnen mit bis zu 100 Einsendungen und werden im Februar die Ergebnisse haben“, sagte Horst von Bassewitz, Vorsitzender der Lodder Stiftung. Die Stiftung verwaltet das Vermögen des 1978 verstorbenen Hamburger Architekten Rudolf Lodders.