2015 soll Hamburgs berühmte Einkaufsstraße spektakulär in Szene gesetzt werden. Jede Leuchte hat einen neun Meter hohen Mast und einen Schirm von 1,40 Meter Durchmesser, der an ein scheibenförmiges Ufo erinnert.

Hamburg. Tagsüber sind sie futuristischer Blickfang, abends tauchen sie die Mönckebergstraße spektakulär ins Licht. Im kommenden Jahr soll entlang von Hamburgs berühmter Einkaufsstraße die Hälfte der bisherigen Laternen durch 69 neue Straßenleuchten ersetzt werden.

Entwickelt werden die „Mönckeberg-Leuchten“ vom italienischen Hersteller iGuzzini. Jede hat einen neun Meter hohen Mast und einen Schirm von 1,40 Meter Durchmesser, der an ein scheibenförmiges Ufo erinnert. Darin stecken jede Menge Hightech und bis zu zehn unterschiedliche LED-Strahler, mit denen Häuserfassaden und Straßenbäume gezielt angeleuchtet und in Szene gesetzt werden können – bei besonderen Anlässen auch mal bunt. Nach Angaben der „Hamburger Morgenpost“ kostet eine Leuchte inklusive Installation rund 29.000 Euro, das gesamte Projekt soll mit rund zwei Millionen Euro zu Buche schlagen.

Angeschoben hat das neue Beleuchtungskonzept der Interessenverband Trägerverbund Projekt Innenstadt. Um es umsetzen und finanzieren zu können, möchten die im Verbund vertretenen Grundeigentümer und Anlieger der Mönckebergstraße ein sogenanntes BID (Business Improvement District) bilden; der Prozess befindet sich in der Abstimmung. Diese Rechtskonstruktion, bei der die Betroffenen ihr Umfeld auf eigene Kosten verschönern, hat in den letzten Jahren zu einer deutlichen Aufwertung der westlichen Innenstadt und ihrer Passagen geführt. Mit der neuen Illumination der Mönckebergstraße will man auch die östliche City weiter nach vorne bringen. „Das Konzept ist interessant und innovativ, es wird der Mönckebergstraße Individualität verleihen“, sagt Ludwig Görtz, Vorsitzender des Trägerverbundes.

Die Planungen für eine neue Beleuchtung reichen bis ins Jahr 2006 zurück. Bereits damals hatte der Trägerverbund einen internationalen Realisierungswettbewerb ausgelobt, an dem sich Lichtplanungsbüros aus fünf europäischen Ländern beteiligten. Gefordert waren Vorschläge für ein multifunktionales Beleuchtungskonzept: die überwiegend historischen Fassaden und die Alleebäume sollten hervorgehoben, die Fußwege und Straße beleuchtet werden.

Weil auch eine neue Winterbeleuchtung Bestandteil des Lichtkonzepts ist, zogen sich die Planungen in die Länge. Eine Herausforderung ist etwa deren Befestigung: Nicht jedem Gebäude an der Mönckebergstraße steht ein anderes gegenüber; die Beleuchtung soll sich aber auch nicht einfach von Baum zu Baum hangeln. Außerdem müssen das Design der Lampen und die Beleuchtung selbst eng mit dem Bezirk Hamburg-Mitte und Oberbaudirektor Jörn Walter abgesprochen werden.

Kitschiges Licht oder eine farbige Wechselbeleuchtung wird es nicht geben; einen zweiten Times Square muss also niemand befürchten. Die Illumination soll vielmehr anheimelnd, zurückhaltend und kultiviert sein. „Wir möchten, dass Winter und Weihnachten durch die Beleuchtung poetisch erlebt werden“, sagt Dietmar Hamm, Centermanager des Levantehauses und Mitglied der Arbeitsgruppe.

City-Managerin Brigitte Engler verspricht sich von dem neuen Beleuchtungskonzept einen großen Gewinn für die ganze Innenstadt – auch an „normalen“ Abenden. „Es ist eine tolle Idee, die Fassaden mit einzubeziehen“, sagt sie. Besonders begeistert ist sie von der Möglichkeit, zu besonderen Anlässen farbiges Licht erstrahlen zu lassen. „Da fallen uns sicher viele schöne Veranstaltungen ein.“

Auch Helmuth Barth vom Denkmalverein begrüßt, dass die Mönckebergstraße neu illuminiert wird. „Hier steht eine Ansammlung toller Architektur aus den Anfängen des 20.Jahrhunderts“, so der Vorsitzende. Das neue Lichtkonzept würde die historischen Fassaden nicht verletzen, sondern sie besser zur Geltung bringen. Kombiniert mit den futuristischen Leuchten habe das eine positive Auswirkung auf das Stadtbild. Barth hofft, dass auch der Mönckebergbrunnen in das Konzept integriert wird – den hatte sein Verein 2009 restaurieren lassen.

Auch für die Stadt zahlt sich die neue Beleuchtung aus. Mittlerweile an die neuesten technischen Entwicklungen angepasst, werden die „Mönckeberg-Leuchten“ äußerst energieeffizient sein. „Die Stromkostenersparnis liegt bei 70 bis 80 Prozent“, sagt Heinrich Grüter, Geschäftsführer des Trägerverbundes.

Einen Prototyp der „Mönckeberg-Leuchte“ gibt es noch nicht. Im französischen Portiers jedoch stehen Laternen eines ähnlichen Typs. Auch sie wurden von iGuzzini kreiert – einem 1950 von sechs Brüdern gegründeten Familienunternehmen, das mit namhaften Designern zusammenarbeitet und früher Kunstgegenstände aus Kupfer hergestellt hat. Für seine Lampen hat das Unternehmen bereits viele Designpreise eingeheimst. Sie stehen unter anderem in Kanada und Großbritannien, China, Russland, Frankreich und Finnland – und, wenn alles nach Plan läuft, demnächst auch in Hamburgs berühmter Einkaufsmeile.