Wie berichtet, starb Yaya vergangenen Mittwoch an den Folgen eines Leberrisses, den ihr Vater ihr mit Schlägen zugefügt haben soll.
Hamburg. Fünf Tage nach dem tragischen Tod der drei Jahre alten Yagmur Y., genannt „Yaya“, ist der Familienausschuss der Bürgerschaft zu einer Sondersitzung zusammengekommen. Sozialsenator Detlef Scheele (SPD), die SPD-Bezirksamtseiter Andy Grote (Mitte), Torsten Sevecke (Eimsbüttel) und Arne Dornquast (Bergedorf) mit den jeweiligen Jugendamtsleitern stellten sich den Fragen der Abgeordneten.
Doch die blieben am Ende unzufrieden zurück. Die alles entscheidenden Fragen, wer, wann und warum entschieden hat, das Mädchen wieder in die Obhut seiner leiblichen Eltern zu geben, wurden nicht beantwortet.
Wie berichtet, starb Yaya vergangenen Mittwoch an den Folgen eines Leberrisses, den ihr Vater ihr mit Schlägen zugefügt haben soll. Yaya war nach der Geburt zunächst in die Obhut einer Pflegemutter gekommen, weil sich die leibliche Mutter überfordert fühlte. Obwohl das Kind Anfang dieses Jahres wegen einer schweren Kopfverletzung notoperiert wurde und die Ursache staatsanwaltlich ermittelt wurde, kam Yaya im Sommer zu ihren Eltern zurück. „Man kann es gar nicht fassen, was da passiert ist. Und das zwei Wochen, nachdem der Abschlussbericht im Fall Chantal vorgestellt wurde“, sagte Scheele.
Es handele sich um einen besonderen Vorgang, weil mehrere Jugendämter beteiligt gewesen seien. Scheele sagte, dass genauere Erkenntnisse noch nicht vorlägen, wer weshalb welche Entscheidung getroffen habe. Dies untersuche nun die Jugendhilfeinspektion, welche nach dem Fall der an einer Methadonvergiftung gestorbenen Chantal eingeführt worden war.
Scheele sagte, dass untersucht werden müsse, ob die Maßnahmen, die nach dem Tod Chantals eingeführt wurden, ausreichend seien oder ob es „strukturelle Veränderungen“ geben müsse. Gemeint ist damit die Praxis, nach der eine Rückkehr von Pflegekindern in ihre leiblichen Familien grundsätzlich angestrebt wird. „Aber das kann erst passieren, wenn wir den Fall genau kennen“, sagte Scheele.
Indirekt ging der Sozialsenator auch auf Aussagen von Mitte-Bezirksamtsleiter Andy Grote ein, der nur wenige Stunden nach dem Tod Yayas gesagt hatte, dass es keine Erkenntnisse über Gefahren für das Kind gegeben habe. Scheele: „Man kann nicht erwarten, dass man so kurz danach weiß, wie es dazu gekommen ist.“ Entsprechende Aussagen werde man im weiteren Aufklärungsprozess „nicht wieder los“. Auch der CDU-Abgeordnete Christoph de Vries kritisierte Grotes Äußerung: „Es ging bei dieser Aussage nicht darum, das Kindeswohl zu verbessern, sondern Verantwortung und Druck von sich zu weisen.“
Grote selbst sagte am Montag, dass es zu dem fraglichen Zeitpunkt ein „großes Informationsbedürfnis seitens der Medien“ gegeben habe. „Wenn der Eindruck entstanden sein sollte, dass die Verantwortung weggeschoben werden sollte, dann bedauere ich dies.“ Vielmehr stehe er zu der Verantwortung, den Fall aufzuklären. „Wir werden die Zeit des Jugendamtes Mitte genau und kritisch hinterfragen.“ Er selbst sei „sehr erschüttert, weil wir das Mädchen nicht schützen konnten“.
Unterdessen wird Melek Y., die Mutter von Yaya, mindestens über Weihnachten im Untersuchungsgefängnis bleiben. Ursprünglich wollte das Landesgericht am Montag über eine Haftverschonung entscheiden, hat dies aber auf den 27. Dezember vertagt. Vorausgegangen war eine Entscheidung des Amtsgerichts auf Antrag der Anwältin der Mutter. Danach hätte Melek Y. gegen Meldeauflagen das Untersuchungsgefängnis verlassen sollen. „Wir haben Beschwerde gegen den Verschonungsbeschluss eingelegt, weil wir der Auffassung sind, dass der Haftbefehl weiterhin vollzogen werden muss“, sagte Oberstaatsanwalt Carsten Rinio.
Gegen die 26 Jahre alte Mutter liegt ein dringender Tatverdacht wegen Körperverletzung mit Todesfolge durch Unterlassen vor. Yayas Vater ist des Totschlags dringend verdächtig. Hüseyin Y. streitet die Vorwürfe ab.