Haftbefehl gegen den 25 Jahre alten Vater und die 26 Jahre alte Mutter erlassen. Die drei Jahre alte Yagmur kommt durch einen Leberriss ums Leben. Rechtsmediziner entdecken zudem Blutergüsse am Körper des Kindes.
Hamburg. Nach dem tragischen Tod der dreijährigen Yagmur aus Billstedt ist Haftbefehl gegen die Eltern erlassen worden. Dem Vater wird Totschlag vorgeworfen, der Mutter Körperverletzung mit Todesfolge durch Unterlassen. Beiden droht im Falle einer Verurteilung eine mehrjährige Haftstrafe.
Yagmur war am Mittwoch nach einem Leberriss innerlich verblutet. Die Rechtsmedizin entdeckte zudem Blutergüsse am Körper. Die Mutter sprach bei einer ersten Vernehmung von einem Unfall in der Nacht zum Mittwoch, bei dem ihr Partner nicht zu Hause gewesen sein soll. Der Vater ist wegen Körperverletzung, Diebstahls und Drogendelikten polizeibekannt.
Die Dreijährige war laut Andy Grote, Leiter des Bezirksamtes Mitte, zeit ihres Lebens in der Obhut verschiedener Jugendämter. Sein Amt sei erst seit Juli zuständig gewesen, nachdem die Eltern in den Stadtteil Billstedt gezogen waren. "Der tragische Tod des kleinen Mädchens bestürzt mich sehr."
Bereits Anfang dieses Jahres habe die Dreijährige eine schwere Schädelverletzung erlitten, deren Ursache damals nicht geklärt werden konnte. Das Kleinkind habe laut Grote damals noch in einer Pflegefamilie gelebt, hatte aber Kontakt zu den leiblichen Eltern gehabt. Seit dem 1. August durfte das Mädchen wieder bei ihnen leben. Die 26 Jahre alte Mutter und der 25-jährige Vater hatten auch das Sorgerecht.
Wie das Abendblatt erfuhr, lebte die leibliche Mutter von September 2011 bis November 2012 in einer öffentlichen Unterbringung des städtischen Dienstleistungsunternehmens fördern & wohnen an der Holsteiner Chaussee (Eimsbüttel), wo Obdachlose, Flüchtlinge und Asylbewerber wohnen.
„Fall Chantal“ noch immer im Hinterkopf
Der Familienausschuss wird am Montag zu einer Sondersitzung zusammenkommen. Darauf haben sich die Fraktionen am Donnerstag verständigt. Im Januar 2012 hatte der Tod der elfährigen Chantal viele Hamburger schockiert – und die Jugendämter erheblich unter Druck gesetzt.
Das Mädchen war im Stadtteil Wilhelmsburg in der Obhut ihrer drogensüchtigen Pflegeeltern an einer Überdosis des Ersatzstoffes Methadon gestorben. Die Hamburger Sozialbehörde kündigte daraufhin eine stärkere Kontrolle der Jugendämter an.