Es gebe deutliche Hinweise darauf, dass die 26 Jahre alte Mutter und der ein Jahr jüngere Vater für den Tod des Kindes verantwortlich seien, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Hamburg. Ein dreijähriges Mädchen ist in einer Wohnung in Hamburg nach einem Leberriss verblutet – im Verdacht stehen die Eltern des Kindes. Sie wurden am Mittwoch festgenommen und sollen am Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt werden.

Es gebe deutliche Hinweise darauf, dass die 26 Jahre alte Mutter und der ein Jahr jüngere Vater für den Tod des Kindes verantwortlich seien, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Nana Frombach. Die Mordkommission ermittelt. Das Kind lebte erst seit einigen Monaten wieder ganz bei seinen leiblichen Eltern. Zuvor war es bei einer Pflegefamilie.

Das Mädchen soll nach Angaben der Mutter am frühen Morgen in das Wohnzimmer gelaufen und dabei gestürzt sein. Die Frau leistete Erste Hilfe und verständigte den Notarzt. Dieser konnte das Mädchen nicht wiederbeleben. Diese Unfallversion lasse sich nicht mit den Ergebnissen der Obduktion vereinbaren, sagte Frombach. Nach Angaben der Rechtsmedizin gibt es am Körper der Dreijährigen Verletzungen, die durch körperliche Gewalt entstanden sein könnten.

Leichnam im Institut für Rechtsmedizin untersucht

Die Mordkommission im Landeskriminalamt übernahm die weiteren Ermittlungen. Laut der ersten Untersuchungen im Institut für Rechtsmedizin ist die Dreijährige infolge eines Leberrisses innerlich verblutet. Bereits Anfang dieses Jahres habe die Dreijährige eine schwere Schädelverletzung erlitten, deren Ursache damals nicht geklärt werden konnte.

Die Dreijährige war laut Andy Grote, Leiter des Bezirksamtes Mitte, zeit ihres Lebens in der Obhut verschiedener Jugendämter. Sein Amt sei erst seit Juli zuständig gewesen, nachdem die Eltern in den Stadtteil Billstedt gezogen waren. „Der tragische Tod des kleinen Mädchens bestürzt mich sehr.“

Bereits Anfang dieses Jahres habe die Dreijährige eine schwere Schädelverletzung erlitten, deren Ursache damals nicht geklärt werden konnte. Das Kleinkind habe laut Grote damals noch in einer Pflegefamilie gelebt, hatte aber Kontakt zu den leiblichen Eltern gehabt. Seit dem 1. August durfte das Mädchen wieder bei ihnen leben. Die 26 Jahre alte Mutter und der 25-jährige Vater hatten auch das Sorgerecht.

Stärkere Kontrolle der Jugendämter

Erst am Dienstag hatten die Hamburger Bezirksämter den Kinderschutzbericht 2012 vorgelegt, der jährlich über die Arbeit der Jugendämter im Kinderschutz informiert. Den Angaben zufolge sind die Verdachtsmeldungen zu Kindeswohlgefährdungen im Vergleich zum Jahr 2011 um knapp 20 Prozent gestiegen. „Bei dieser Zahl bekommt man zunächst einen Schreck, sie muss aber mit Vorsicht betrachtet werden“, sagte Pressesprecherin Lena Voß vom Bezirksamt Wandsbek.

Innerhalb der Jugendhilfe habe es im vergangenen Jahr einige Veränderungen gegeben. Eine neue Software ermögliche es, dass der Kinder- und Jugendnotdienst sowie die Polizei ihre Meldungen direkt in das System einspeisen, so dass die Anzahl der Verdachtsfälle höher ausfällt als zuvor.

„Vor allem aber ist die Sensibilität in der Bevölkerung viel größer geworden“, sagt Lena Voß. „Wir erhalten viel mehr Meldungen von Eltern, Nachbarn und Schulen.“ Im Januar 2012 hatte der Tod der elfährigen Chantal viele Hamburger schockiert – und die Jugendämter erheblich unter Druck gesetzt. Das Mädchen war im Stadtteil Wilhelmsburg in der Obhut ihrer drogensüchtigen Pflegeeltern an einer Überdosis des Ersatzstoffes Methadon gestorben. Die Hamburger Sozialbehörde kündigte daraufhin eine stärkere Kontrolle der Jugendämter an.