In Wandsbek, am Berliner Tor und in St. Georg sollen Appartments für Lehrlinge und Studenten entstehen. Bisher ist Wohnraum für die 40.000 Auszubildenden in Hamburg Mangelware.
Wandsbek Günstiger Wohnraum für die 40.000 Auszubildenden in Hamburg ist bisher Mangelware. Jetzt soll nach Abendblatt-Informationen an der Hammer Straße als Teil des Neubauprojekts College-Quartier Wandsbek ein Wohnheim für 156 Auszubildende entstehen, das die Stiftung Azubiwerk betreiben wird. Baubeginn ist für Frühjahr 2014 geplant.
Die ersten Auszubildenden sollen 2015 einziehen. „Wir verhandeln sehr konstruktiv über einen idealen Standort mit perfekter Verkehrsanbindung“, sagte Patrick Fronczek, ehrenamtlicher Geschäftsführer von Azubiwerk. Der Bau ist ein Gemeinschaftsprojekt der HBK Hanseatische Baukonzept GmbH und der Garbe College-Quartier GmbH, die auf dem Areal auch noch Wohnungen für Studenten baut. Für die Azubis sind Wohngemeinschaften für zwei bis vier Personen geplant, die Zimmer haben jeweils zwischen 14 und 18 Quadratmeter. Da der Neubau öffentlich gefördert wird, soll die Nettokaltmiete pro Zimmer bei 203 Euro liegen. Das Angebot richtet sich vor allem an minderjährige Auszubildende. Rund um die Uhr soll ein Ansprechpartner für die Bewohner da sein.
Da die Mieteinnahmen für die Finanzierung einer solchen Betreuung nicht ausreichen, wird ein sechsstelliger Betrag pro Jahr zum Unterhalt des Wohnheims an der Hammer Straße benötigt. Die fehlende Summe soll aus einen Azubifonds getragen werden, in den Unternehmen, die Handelskammer und die Stadt einzahlen. Die Stiftung Azubiwerk hat noch weitere Vorhaben im Auge, eines davon am Berliner Tor: „Dort geht es sogar um bis zu 500 Wohnheimplätze“, so Fronczek.
Aber auch die Stadt selbst sieht den Handlungsbedarf und will kurzfristig an zwei Standorten Wohnraum für Auszubildende anmieten. Dabei handelt es sich nach Abendblatt-Informationen um ein Apartmenthaus am Hühnerposten sowie um Plätze im Berufsbildungswerk Hamburg an der August-Krogmann-Straße.
Insgesamt würde auf diese Weise für bis zu 120 Auszubildende Wohnraum entstehen. Marcel Schweitzer, Sprecher der Sozialbehörde, bestätigt: „Die Verhandlungen laufen. Da Azubis häufig keine bezahlbare Unterkunft finden, müssen Alternativen geschaffen werden.“ Über Azubiwohnheime ist auch vor wenigen Tagen im Wirtschaftsausschuss der Bürgerschaft diskutiert worden. Der Ausschussvorsitzende Hansjörg Schmidt (SPD) sagt: „Die Aussagen des Senats im Ausschuss waren sehr positiv, und wir freuen uns, dass das Ziel, mehr bezahlbaren Wohnraum für Auszubildende zu schaffen, in greifbare Nähe gerückt ist.“
Bereits seit Jahren ist die Stiftung Azubiwerk auf der Suche nach einem geeigneten Standort für ein Wohnheim mit rund 500 Plätzen. Doch obwohl Handelskammer und auch Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) das Vorhaben unterstützen, kam wenige Bewegung in die Sache. Zunächst war die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) beauftragt, jetzt ist die Sozialbehörde von Senator Detlef Scheele (SPD) am Zuge – mit Anlaufschwierigkeiten: In einem vertraulichen Papier schlug die Behörde vor, dass Bürger Zimmer an Auszubildende untervermieten sollten.
Wie schwierig es ist, ein Projekt für Studenten und Auszubildende zu realisieren, ist auch Mathias Krahl bewusst. Der Investor will an der Brennerstraße in St. Georg ein altes Autohaus, das Krahl derzeit kostenlos Künstlern zur Verfügung stellt, abreißen und 93 Apartments für Lehrlinge und Studenten schaffen. Jeweils etwa 20 Quadratmeter, teils mit Balkon, sollen die Wohneinheiten umfassen. „Wir haben bislang aus dem Stadtteil und der Politik eigentlich nur positive Resonanz bekommen, doch trotzdem stockt das Projekt seit etwa zwei Jahren“, sagte Krahl, der geschäftsführender Gesellschafter der Fährhaus Investment Group ist.
Das liege vor allem daran, dass der Bezirk Mitte bisher nicht den vorhandenen Bebauungsplan geändert habe. Dieser sieht bislang vor, dass hier nur eine dreigeschossige, gewerbliche Nutzung möglich ist. Aus dem Bezirk heißt es: „Wir sind für Wohnen an dieser Stelle sehr offen, allerdings müsste aus unserer Sicht das Konzept überarbeitet und angepasst werden. Wir sehen hier einen klaren Bedarf an öffentlich geförderten Wohnungen, da ansonsten der Wohnraum gerade für studentisches Wohnen doch zu teuer wird“, sagte Sprecherin Sorina Weiland.
Jetzt kommt Bewegung in die Pläne, für diese Woche ist ein Gespräch mit allen Beteiligten im Bezirksamt geplant. Ein Wohnheim für Azubis und Studenten – etwa zehn Millionen Euro will Krahl investieren – soll den Standort bereichern. Denn die Brennerstraße gehört nicht zu den Vorzeigeecken auf St. Georg. „Ein Neubau wäre ein Gewinn für die Gegend“, sagte Quartiersmanager Wolfgang Schüler. Unterstützung kommt von Grünen-Fraktionschef Michael Osterburg: „Wir freuen uns, dass jetzt Wohnungen für Azubis entstehen und nicht etwa teure Eigentumswohnungen.“