Streit um die geplante Teilschließung der Praxisklinik Mümmelmannsberg eskaliert. Mediziner sprechen von einem „Maulkorb“ und Verleumdung. Der Krankenhausbetreiber widerspricht den Vorwürfen.

Hamburg. Die Ärzte der Praxisklinik Mümmelmannsberg erheben schwere Vorwürfe gegen den Betreiber Dr. Guth. Im Streit um die Zukunft des Belegkrankenhauses soll das Unternehmen den Medizinern persönliche Konsequenzen angedroht haben, sollten sie weiter öffentlich über die Schließungspläne sprechen. Ein Arzt will außerdem Strafanzeige wegen Verleumdung stellen.

In einem Gespräch zwischen den Belegärzten und der Geschäftsführung am 30. September sei den Ärzten ein „Maulkorb“ auferlegt worden, sagte der in der Praxisklinik ansässige Chirurg Gerd Fass dem Abendblatt. „Dem Betreiber missfiel außerordentlich, dass wir die Schließungspläne öffentlich kritisiert haben“.

Wie berichtet, soll die Bettenstation des Belegkrankenhauses mit 30 Betten im September 2014 aus Kostengründen geschlossen werden. Den ambulanten OP-Bereich will Dr. Guth an einen anderen Betreiber vermieten, oder ebenfalls schließen. Die Ärzte warnten in diesem Zusammenhang vor dramatischen Folgen bei der medizinischen Versorgung im Stadtteil Mümmelmannsberg.

Im Verlaufe des Gesprächs soll ein Mitglied der Geschäftsführung Gerd Fass persönlich gedroht haben. „Es hieß: Sie schneiden sich ins eigene Fleisch, wenn sie mit den Medien reden. Und das tut ein Chirurg nicht, wenn er weiß, was gut für ihn ist.“ Auf die Frage, ob dies eine Drohung sei, habe der Vertreter von Dr. Guth geantwortet: „Das können Sie nennen, wie sie wollen“.

Ein weiterer ansässiger Arzt sprach von einer klaren „Drohatmosphäre“ seitens des Klinikbetreibers. Zudem sei er öffentlich bezichtigt worden, mit der Durchführung von Operationen in anderen Krankenhäusern für die finanzielle Schieflage der Praxisklinik verantwortlich zu sein. „Ich überlege, Strafanzeige wegen Verleumdung zu stellen“, sagte der Mediziner, der seinen Namen nicht preisgeben will.

Die Klinikgruppe Dr. Guth wies die Vorwürfe auf Anfrage des Abendblattes zurück. „Es ist nicht unser Stil und nicht unser Mittel, mit Drohungen auf die Kritik der Ärzte zu reagieren“, sagte eine Sprecherin. „Richtig ist, dass wir in einem sachlichen Ton den Wunsch geäußert zu haben, Ruhe in die Planungen für die Zukunft der Praxisklinik zu bringen.“

Mit teils falschen Informationen hätte ein Teil der ansässigen Ärzte das Klima der Verhandlungen beeinträchtigt. „Wir sind nicht an einer Schlammschlacht interessiert“, so die Sprecherin. Die Ärzte handelten auch aus eigenen wirtschaftlichen Interessen.

Derzeit laufen die Verhandlungen mit zwei Krankenhäusern im Hamburger Osten, die den OP-Betrieb möglicherweise übernehmen könnten. Für die 30 Mitarbeiter der Bettenstation will Dr. Guth „verträgliche Lösungen“ finden. „Es wird keiner auf der Straße landen“, so die Sprecherin des Unternehmens. Auch die Gesundheitsbehörde ist in die Verhandlungen eingebunden.