NPD-Anhänger steckten im Stau und mussten somit nach Bergedorf ausweichen. Rund 350 Menschen haben in Hamburg gegen eine geplante Kundgebung der NPD protestiert.

Hamburg. Dumm gelaufen: Wegen dichten Verkehrs zwischen Kiel und Hamburg haben es die NPD-Anhänger nicht zu ihrer eigenen Veranstaltung am Hamburger Hauptbahnhof geschafft. Ab 11 Uhr am Dienstagmorgen sicherte ein Großaufgebot der Polizei den Kundgebungsort am Hamburger Hauptbahnhof ab. Eigentlich war die NPD-Veranstaltung für 12 Uhr geplant, doch um 15 Uhr stand endgültig fest: Die Rechten kommen nicht mehr. Weil die NPD-Anhänger im Raum Bergedorf feststeckten, wurde ihnen für ihre Wahlkampfveranstaltung laut Einsatzleitung der Polizei eine Ausgleichsfläche in Lohbrügge in der Nähe des Bahnhofes angeboten.

Dort erschienen nach Polizeiangaben zunächst 14 Anhänger der als rechtsextrem eingestuften Partei. Nach einer knappen halben Stunde reisten die Rechten weiter nach Lüneburg, wo zwischen 16 und 19 Uhr eine NPD-Veranstaltung angemeldet war. Auch in Kiel versammelten sich am Dienstag 17 NPD-Anhänger. 80 Gegendemonstranten protestierten laut Polizei friedlich.

Wegen der langen Wartezeit hat sich auch die Gruppe der Gegendemonstranten am ursprünglich geplanten Veranstaltungsort am Hamburger Hauptbahnhof deutlich gelichtet. Am Mittag hatten sich dort etwa 350 Gegendemonstranten versammelt, um gegen die Kundgebung der Rechten zu protestieren.

Sperrungen im Innenstadtbereich führten zu Verkehrsbehinderungen. Auch die Buslinien waren betroffen. Nach mehreren Stunden seien inzwischen aber alle Sperrungen wieder aufgehoben worden, sagte Ulrike Sweden, Sprecherin der Hamburger Polizei.

„Wir gehen davon aus, dass massiv versucht wird, die Kundgebung der NPD zu stören“, hatte Polizeisprecher Mirko Streiber im Vorfeld der Veranstaltung gesagt.

Bereits im vergangenen Jahr hatte die NPD an derselben Stelle eine Kundgebung abgehalten. 16 Rechtsradikale, 160 Autonome und 200 Polizisten hatten sich das Areal geteilt. Es kam zu kleineren Rangeleien zwischen Anhängern und Gegnern der NPD-Kundgebung. Das erwartet auch diesmal die Polizei, die mit mehreren Hundert Beamten die Veranstaltung sichern wird.

Vor einem Jahr hatte der „braune Spuk“ vor dem Hauptbahnhof eineinhalb Stunden gedauert. Damals war NPD-Funktionär Thomas Wulff, der sich in Anlehnung an einen General der Waffen-SS gern „Steiner“ nennen lässt, als Redner bei der Kundgebung der NPD aufgetreten.

Anmelder der Kundgebung ist Patrick Wieschke aus Eisenach, der als einer der aktivsten Rechtsextremisten in Deutschland gilt.

Gegen ihn wurde unter anderem in Verbindung mit einem Sprengstoffanschlag auf einen türkischen Imbiss im Jahr 2000 ermittelt. Wieschke erhielt dafür eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und neun Monaten. Im Mai 2004 wurde er vorzeitig aus der Haft entlassen. Seitdem organisierte er Demonstrationen der rechtsextremen Szene und fungierte als Anmelder oder Redner. In der NPD stieg er bis in den Bundesvorstand auf.

In 90 Städten in 15 Bundesländern wollen die Rechtsradikalen in der Zeit bis zur Bundestagswahl ihre Kundgebungen abhalten. Weitere Veranstaltungen fanden in Kiel und Neumünster statt.