In Hamburg sollen 1000 Flüchtlinge zusätzlich untergebracht werden. 69 Asylsuchende sollen nach Billstedt. Die CDU ist dagegen.

Hamburg. Aufgrund der bundesweit steigenden Flüchtlingszahlen sollen auch in Hamburg so schnell wie möglich 1000 Flüchtlinge untergebracht werden. Dabei müssen alle Bezirke mithelfen und Asylsuchende aufnehmen. 69 Asylbewerber sollen in Billstedt untergebracht werden. Auf dem Gelände der ehemaligen Schule am Oststeinbeker Weg 29 wäre genug Platz.

Die CDU Billstedt ist von diesen Plänen schockiert. „Wir stellen bereits den größten Anteil an Unterbringungsplätzen in Hamburg und haben derzeit in Billstedt bereits vier Wohnheime für Flüchtlinge, Asylsuchende, Sinti und Roma sowie Obdachlose”, sagt Gerd Imholz, Pressesprecher der CDU Billstedt. Natürlich stehe außer Frage, dass man Asylsuchenden und Obdachlosen helfen müsse. „Seit Jahrzehnten nehmen wir in Billstedt Obdachlose und Asylbewerber auf und waren auch immer gastfreundlich”, sagt Imholz. Doch jetzt seien jedoch andere Stadtteile in der Pflicht. Laut einer Erhebung des Statistischen Amtes für Hamburg und Schleswig-Holstein im Jahr 2011 sind 16,7 Prozent der Billstedter Hartz-IV-Empfänger und 32,7 Prozent der Wohnungen in Billstedt Sozialwohnungen. Für Imholz ist das eine Bestätigung, dass der Stadtteil im hamburgweiten Vergleich ziemlich schlecht da stehe. Bereits vor zwei Jahren wurde darauf aufmerksam gemacht, dass Billstedt eine weitere Aufstockung von Wohnunterkünften nicht mehr alleine bewältigen kann.

Nun hat sich die CDU Billstedt an die Sozialbehörde und an die Bürgerschaft gewandt und möchte keine weiteren Asylsuchenden mehr aufnehmen. Eine schriftliche Stellungname der Sozialbehörde zu den Plänen gibt es bereits: Durch den starken Zustrom an Flüchtlingen gebe es derzeit einen Engpass bei der Unterbringung an Asylbewerbern.

Seit Juli 2012 habe sich die Zahl der Asylsuchenden im Vergleich zum Vorjahr um rund 50 Prozent erhöht. Insgesamt rechne man bundesweit mit 70.000 Asylsuchenden. Auch Hamburg stehe in der Pflicht, aufgrund von Bundesrechtlicher Bestimmungen, zentrale Einrichtungen für die Erstaufnahme von Asylsuchenden zu stellen.

Da die in der Stadt vorgesehenen Kapazitäten bei dem Träger „fördern & wohnen” nicht reichen, müssen kurzfristig zusätzliche Unterbringungen geschaffen werden. Derzeit entstehen an der Schnackenburgallee (Bahrenfeld) 300 zusätzliche Plätze in Wohncontainern. An der Sportallee (Groß Borstel) sollen 250 Flüchtlinge untergebracht werden. 300 weitere Unterkünfte in Wohncontainern entstehen an der Rothenhauschaussee (Bergedorf). Bei der Suche nach geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten seien zeitliche, wirtschaftliche sowie soziale Aspekte berücksichtigt worden. Da die Schule am Oststeinbeker Weg seit 2005 nicht mehr genutzt werde, aber in einem guten Zustand sei, plane die Behörde, das Objekt für eine Zwischennutzung von fünf Jahren zur Verfügung zu stellen. Der Bezirk-Mitte könne somit einen Beitrag leisten, die humanitäre Situation der zugewanderten Menschen in Hamburg zu verbessern. „Die Hilfe der Stadt sollte jedoch nicht so aussehen, dass manche Stadtteile kurz vor dem Kollaps stehen und andere Stadtteile keine beziehungsweise kaum Wohnunterkünfte oder Asylbewerberheime vorweisen”, kontert Imholz. Billstedt komme nicht zur Ruhe und sei immer das Auffangbecken für die Probleme der Stadt. Wie viele Flüchtlinge, Asylsuchende und Obdachlose derzeit in den vier Heimen in Billstedt untergebracht sind, weiß Imholz nicht genau. Diese und andere Unklarheiten sollen jetzt mit der Sozialbehörde geklärt werden. Spätestens am 28.12.2012 wird die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte das Anhörungsverfahren abgeschlossen haben. Dann könnte auch mit dem Aufbau der Plätze für Asylsuchende begonnen werden, so ein Sprecher der Sozialbehörde.