Erneut sind Menschen für den Erhalt der Buchhandlung Wohlers auf die Straße gegangen. Sie beklagen „Spekulation und Mietenwahnsinn.”
Hamburg. „Wohlers bleibt! Dafür sorgen wir!” – Unter diesem Motto trafen sich am Donnerstagabend einmal mehr rund 120 Menschen auf dem Hansaplatz in St. Georg, um dort mit Trillerpfeifen, Rasseln und Trommeln lautstark für den Erhalt der Traditionsbuchhandlung und gegen die Entwicklung der Mietpreise zu demonstrieren. Auf Einladung des Einwohnervereins St. Georg machten die Demonstranten ihrem Unmut direkt vor dem Büro der Jendrusch & Partner Immobilien GmbH Luft. ”Wir wollen deutlich zeigen, dass wir mit den Geschehnissen der vergangenen Monate absolut nicht einverstanden sind”, sagte Michael Joho, Vorsitzender des Einwohnervereins. „Das Verhalten von Herrn Jendrusch ist unfair, da wollen wir ein Zeichen setzen.”
Passend zur Adventszeit sammelten die Organisatoren in drei Säcken einerseits Wunschzettel für Buchhandlungsbetreiber Jürgen Wohlers und allgemein für das Viertel St. Georg – und andererseits Denkzettel für Vermieter Frank Jendrusch. Wünsche und Mahnungen wurden laut vorgelesen und bejubelt. „Ich kaufe nie wieder ein Buch im Internet, das ich auch bei Wohlers kriegen kann”, versprach ein Anwohner.
Nach einer Mieterhöhung um rund 200 Prozent steht die Buchhandlung Wohlers, seit 79 Jahren an der Langen Reihe, vor dem Aus. Statt 1400 Euro verlangte der Vermieter plötzlich 4100 Euro pro Monat – eindeutig zu viel für Jürgen Wohlers, der das Geschäft in dritter Generation leitet. Zwischenzeitlich hatte es so ausgesehen, als könne die Buchhandlung gerettet werden: Der Schweizer Hotelier und Literaturfreund Felix Schlatter, der unter anderem auch das Hotel Wedina in St. Georg führt, hatte sich angeboten, den Mietvertrag für die Buchhandlung zu übernehmen. Doch der Rettungsplan scheiterte. Nachdem vor beidseitiger Unterzeichnung Details an die Öffentlichkeit gekommen waren, trat der umstrittene Vermieter Jendrusch von den Abmachungen zurück.
Michael Joho vom Einwohnerverein St. Georg bezweifelt, dass Frank Jendrusch überhaupt jemals Interesse an einem solchen Rettungsvertrag gehabt hat. In einer Rede beklagte er, der Vermieter inszeniere sich in den Medien als unschuldiges Opfer. Auch sei der Vorwurf, im Protest gegen Jendrusch klängen „antisemitische Untertöne” durch, völlig absurd. „Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich das hörte”, so Joho.
Es war bereits die achte Protestaktion für den Erhalt der Buchhandlung Wohlers seit Juli. Auch Autorin Peggy Parnass, die seit rund 40 Jahren an der Langen Reihe wohnt, Peter Maertens vom Thalia-Theater und Schauspielerin Marina Wandruszka waren vor Ort. In einer Ansprache wandte sich Peter Maertens an die Demonstranten. Vermieter Jendrusch habe sich ”als absolut verlogener Finanzhai unsterblich gemacht” und den Menschen aus dem Viertel mit dem Hin und Her um Aus und Rettung der Buchhandlung in den vergangenen Monaten ”ein Wechselbad der Gefühle beschert”.
Dass die Buchhandlung Wohlers den Laden zum Jahresende muss, können die Demonstranten nicht mehr ändern. Laut Michael Joho gibt es allerdings die Option, dass das Geschäft an anderer Stelle an der Langen Reihe neu eröffnet. Das Ganze sei allerdings „noch nicht in trockenen Tüchern”, Details würden sich vermutlich in den kommenden Tagen klären. „Für den Fall, dass sich ein geeigneter neuer Ort für die Buchhandlung finden lässt, würden wir in jedem Fall bei der Organisation des Umzugs helfen”, versprach Joho.
Demonstranten verpassen Wohlers-Vermieter „Denkzettel”
Erneut sind Menschen für den Erhalt der Buchhandlung Wohlers auf die Straße gegangen. Sie beklagen „Spekulation und Mietenwahnsinn.”