Seit Mittwochabend harren mehrere junge Männer vor einem Pop-Up-Store aus. Dort soll morgen eine limitierte Sneaker-Kollektion verkauft werden.

Hamburg. Was für die einen wie ein ganz normaler Turnschuh aussieht, ist für die anderen ein heiß begehrtes Accessoire, für das es sich lohnt, tage- und nächtelang bei Wind und Wetter vor einem sogenannten Pop-Up-Store auszuharren: Seit Mittwochabend campieren Fans des neuen Treters "Nike Air Yeezy II" auf Klappstühlen und Bänken am Grünen Jäger. Am Sonnabend sollen hier um die 50 Paare des Modells aus der Kollektion von Rapper Kanye West über den Tresen gehen – jeweils für stolze 260 Euro. Doch wenn es um diesen Schuh geht, scheuen Antony, Julien, Aljoscha und die anderen Camper weder Kosten noch Mühe. Sie schlafen auf Klappstühlen oder in Autos und haben zum Teil weite Anfahrtswege hinter sich.

"In Deutschland werden nur 200 Paare dieses Modells verkauft", erklärt der 26-jährige Aljoscha seine Begeisterung. Und damit die, die am längsten warten, auch als erste an due begehrten Schuhe kommen, führen die Camper eine Warteliste, auf der sie alle paar Stunden ihre Anwesenheit dokumentieren. "So ist das üblich, wenn limitierte Auflagen verkauft werden und Leute längere Zeit vor einem Shop warten", erklärt der 24-jährige Julien. "Das ist einfach für alle am gerechtesten."

Mittwochabend wurde der Verkaufspunkt in Hamburg über Facebook bekanntgegeben, erzählt der 27-jährige Henrik aus Minden. Kurze Zeit später standen rund 50 Schuh-Fans am Grünen Jäger und trugen sich in die Liste ein. "Die war nach zehn Minuten voll", erzählt Henrik. Mittlerweile stehen mehr Namen auf der Warteliste, als Schuhe da sind – "die hoffen halt, dass irgendwer geht und sie weiter vorrücken", erklärt der 27-Jährige. Er selbst steht auf Platz 9 der Liste. Wenn er jetzt nicht noch aus irgendwelchen Gründen aufgibt und geht, kann er mit Sicherheit davon ausgehen, dass er ein Paar der gefragten Treter abbekommt. Und für den Fall, dass mehrere vor ihm ausgerechnet auch seine Schuhgröße haben und für ihn nur noch ein Paar in einer falschen Größe bleibt? "Auf jeden Fall trotzdem kaufen!", rät Henrik. "Vielleicht findet man ja jemanden aus einer anderen Stadt, der bereit ist, zu tauschen."

Und überhaupt: Nur ein Teil der Anwesenden möchte die Schuhe kaufen, um sie zu tragen. "Manche stellen sich die Dinger auch zu Hause in die Vitrine oder verkaufen sie gewinnbringend bei Ebay", erklärt Aljoscha, der Sneaker-Fans auf seinem Blog lifeofthegood.com über Neuigkeiten auf dem Laufenden hält.

Der 22-jährige Antony ist extra aus München angereist. Und zwar über Umwege: Ursprünglich hatte Antony den Verkaufspunkt in Berlin angepeilt und war in die Hauptstadt gefahren. Doch dort musste er dann aber feststellen, dass schon so einige andere Sneaker-Fans, die es auf die gleiche Schuhgröße abgesehen hatten, vor ihm in der Warteschlange standen. Aussichtslose Lage, dachte sich Antony, und kehrte zurück nach München. Dort erfuhr er von dem Verkauf in Hamburg, stieg in den Zug – und sitzt seit Mittwochabend vor dem Pop-Up-Store am Grünen Jäger.

Bei aller Warterei wirken die Camper gut gelaunt. Mehrere Getränkehersteller hätten ihnen schon Verpflegung vorbeigebracht, erzählen sie. Und einige Anwohner hätten ihre Duschen angeboten. Der Gesprächsstoff geht ihnen auch nicht aus. Und morgen Vormittag wird das Warten dann ja auch wahrscheinlich schon mit einem Paar der begehrten Schuhe belohnt.

(abendblatt.de)