Der Baukonzern Hochtief lässt zwar das Ultimatum der Stadt heute verstreichen, aber die Bauarbeiten sollen in Kürze weitergehen.
Hamburg. Der monatelange Streit um das Jahrhundertprojekt Elbphilharmonie scheint im allerletzten Moment doch noch beigelegt zu werden. Heute Abend um 24 Uhr wird das Ultimatum der Stadt an den Baukonzern Hochtief, die seit September ruhenden Arbeiten wieder aufzunehmen, zwar verstreichen. Nach Abendblatt-Informationen aber wollen beide Seiten heute eine Einigung präsentieren, wie das Projekt zu einem guten Ende geführt werden kann.
Offiziell wollte sich gestern niemand äußern. Doch aus gut unterrichteten Kreisen verlautete, dass die Vereinbarung zwei Kernpunkte beinhaltet: Hochtief wird in Kürze beginnen, das etwa 2000 Tonnen schwere Saaldach auf die Gebäudehülle abzusenken - als Voraussetzung dafür, dass an anderen Stellen weitergearbeitet werden kann. Und es gibt eine "Neuordnung" des Projekts: Die Rollen der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron als Generalplaner und von Hochtief als Generalunternehmer werden neu definiert.
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Es gilt als ein Grundübel des Projekts, dass Planung und Bauausführung nicht in einer Hand liegen, dass Architekten und Baufirma keinerlei vertragliche Beziehung zueinander haben und sich argwöhnisch belauern. Der permanente Streit um Bauqualität, Termine und Kosten hat dazu geführt, dass die Fertigstellung des Konzerthauses - letzter Stand: 2014 oder 2015 - mehrere Jahre in Verzug ist und die Kosten für die Stadt die bewilligten 323 Millionen Euro weit übersteigen dürften.
Der Einigung vorausgegangen war ein erbitterter Streit um die Sicherheit des Daches. Hochtief hatte Bedenken hinsichtlich der Statik und fürchtete Gefahren für Leib und Leben. Die Stadt verwies hingegen auf mehrere Gutachten, wonach das Dach sicher sei. Daher hatte sie Hochtief aufgefordert, die mächtige Konstruktion bis zum 31. Mai "abzusenken" - also die Last auf das Gebäude zu übertragen. Andernfalls behalte sie sich vor, Verträge zu kündigen. Allerdings weigerte sich die Stadt, ihre statischen Berechnungen Hochtief zur Verfügung zu stellen. Daher soll die Hamburger Konzernniederlassung ihre Bedenken bis zuletzt aufrechterhalten und das Absenken verweigert haben. Erst Spitzengespräche mit der Hochtief-Zentrale in Essen führten dem Vernehmen nach zum Durchbruch.
Für die Neuordnung sind mehrere Szenarien denkbar. Als wahrscheinlich gilt, dass ein "Planen und Bauen aus einer Hand" angestrebt wird.