Hamburg/Berlin. Nach drastischem Fehlverhalten wurden drei Hundertschaften wieder nach Hause geschickt. Beteiligter Polizist äußert sich zu der Party.

Ein Polizist, der bei der ausufernden Party der Berliner Beamten vor dem G20-Gipfel in Hamburg dabei war, hat sich kritisch über die Berichterstattung dazu geäußert. In einem Interview, das am Mittwoch auf "Bild.de" erschienen ist, sagte der Polizist: „Es wurde nichts beschädigt. Niemand wurde verletzt. Wir haben niemanden beleidigt oder bedrängt. Wir alle waren am nächsten Tag einsatzfähig, es gab keine Ausfälle.“

Von einer Beamtin, die im Bademantel mit einer Waffe auf dem Tisch getanzt haben soll, habe er nichts mitbekommen. Auch zu Auseinandersetzungen mit Wuppertaler Polizisten sei es nicht gekommen. „Die einzige Öffentlichkeit, die dort tangiert worden sein könnte, war das Sicherheitspersonal“, sagte der Beamte.

Sicherheitsleute seien auf Einheit angesetzt worden

Er äußerte außerdem die Vermutung, die Sicherheitsleute seien von der Hamburger Polizeiführung auf die Einheit angesetzt worden, um jegliches Fehlverhalten zu dokumentieren. Rund 210 Berliner Polizisten waren nach Hamburg geschickt worden, um die Polizei vor Ort beim G20-Gipfel zu unterstützen. Sie sollen in einer Unterkunft in Bad Segeberg exzessiv gefeiert haben.

Kommentar: Peinliche Polizei-Posse

Unter anderem soll ein Polizistenpärchen auf dem Gelände des Levo-Parks, der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne, öffentlich Geschlechtsverkehr gehabt haben.

Berliner Clubs laden Polizisten ein

Rückendeckung ganz eigener Art erhalten die zurückgeschickten Polizisten derweil von der Berliner Clubcommission. Die Beamten hätten den G20-Gipfel "mit Lebensfreunde, viel Körpereinsatz und Hingabe begleitet.“ Der Zusammenschluss der Berliner Clubs halte den Polizisten für die Rückkehr "ein paar Gästelistenplätze“ in einem Club ihrer Wahl bereit, so der Pressesprecher Lutz Leichsenring.

Facebook-Post der Berliner Polizei

Am Mittwochvormittag reagierte das Social-Media-Team der Berliner Polizei auf die Vorwürfe. In einem langen Facebook-Post beschreibt das Team ihre Sicht auf die Vorfälle in Bad Segeberg:

„Wir legen Wert auf gutes Benehmen"

Auch hätten mehrere männliche Beamte in einer Reihe gegen einen Zaun uriniert, heißt es aus Polizeikreisen. Bei dem Alkoholexzess soll es auch zu Sachbeschädigung gekommen sein. Bilder, die verschiedenen Medien zugespielt wurden, dokumentieren das Saufgelage im Hof.

Wolfgang Schmidt, Staatsrat für auswärtige Angelegenheiten und damit quasi Hamburgs „Außenminister“, hatte den unangenehmen Vorgang bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Bundesregierungssprecher Steffen Seibert am Dienstag in Hamburg bestätigt: „Wir legen Wert auf gutes Benehmen – bei allen“, sagte Schmidt. „Das gilt für die Polizisten, das gilt für die Demonstranten und die auswärtigen Gäste. Da hat es offenbar ein paar Probleme gegeben, und deshalb sind drei Hundertschaften gebeten worden, sich nicht mehr an dem Einsatz zu beteiligen.“ Unangemessenes Verhalten werde von keinem toleriert.