Berliner Beamte benehmen sich daneben – die Hamburger greifen durch.

„Verhalte dich so, als ob von dir persönlich das Ansehen und die Wirksamkeit der Polizei abhinge“, so sagt es der polizeiliche Imperativ. In Bad Segeberg ist dieser Leitsatz im Alkohol ertränkt worden. Junge Bereitschaftspolizisten aus Berlin haben in einer öden Unterkunft vor den Toren Hamburgs jedes Maß verloren.

Ganz überraschend aber kommt das Problem nicht. Schon 2010 kam es bei einem Großeinsatz in Hamburg zu einem ähnlichen Zwischenfall. Umso unverständlicher ist es deshalb, dass die Vorgesetzten der jungen Beamten nicht vor Ort waren. Sie hätten das Treiben schnell beendet und die Exzesse verhindert, die jetzt Spott und Häme über die Polizei hereinbrechen lassen. Doch die Vorgesetzten wurden nicht in dem Containerdorf, sondern in einem Hotel einquartiert. Ein Fehler.

Polizeipräsident reagiert konsequent

Einige mögen sagen: Die Bereitschaftspolizisten sind jung, impulsiv und schlagen mitunter über die Stränge, der Alkohol tat ein Übriges. Die jungen Beamten bilden eben einen Querschnitt der Gesellschaft ab. Aber so einfach ist es nicht: Tatsächlich sollten Polizisten eben nicht den Durchschnitt abbilden. Dazu taugt dieser Beruf nicht. Von einem Polizisten wird mehr erwartet. Das gilt nicht nur für den Alltag, sondern gerade auch vor einem so schwierigen Einsatz wie dem G20-Gipfel.

André Zand-Vakili
André Zand-Vakili © André Zand-Vakili

Dass das Verhalten der Beamten nicht tolerierbar ist, hat die Einsatzführung sofort erkannt. Sie hat die Vorfälle weder unter den Teppich gekehrt noch beschönigt. Polizeiführer Hartmut Dudde hat die Partypolizisten zurück in die Hauptstadt geschickt und damit gezeigt, dass er nicht nur bei Straftaten durch Demonstranten, sondern auch bei Verfehlungen von Polizisten konsequent durchgreift. Das ist die einzige gute Nachricht an diesem Skandal.