Hamburg. Auf den Straßen zwischen Reeperbahn und Roter Flora trifft man niemanden, der dem Gipfel etwas Positives abgewinnen kann.
„You’re not welcome“ – Ihr seid nicht willkommen. So steht es auf einem T-Shirt im Schaufenster eines Bekleidungsgeschäfts an der Marktstraße. Darunter die Konterfeis von Trump, Putin und Erdogan. Ein Motiv, das die allgemeine Stimmung im Schanzenviertel und auf St. Pauli sehr gut wiederzugeben scheint.
Auf den Straßen zwischen Reeperbahn und Roter Flora jedenfalls trifft man niemanden, der dem bevorstehenden G20-Gipfel etwas Positives abgewinnen kann. Im Gegenteil. „Wut und Empörung sind derzeit auf einem sehr hohen Level“, sagt Peter Haß von der Buchhandlung am Schulterblatt. „Ich möchte fast sagen, wie seit den 80er-Jahren nicht mehr.“ Wie groß der Unmut über das Treffen der Mächtigen und die damit verbundenen Auswirkungen ist, spürt man auch bei einer Stadtteilversammlung im Ballsaal des Millerntor-Stadions Mitte Juni. Trotz der sommerlichen Temperaturen ist der Raum komplett gefüllt.
Gipfel nicht so einfach hinnehmen
Während die Streitkultur in dem Quartier als sonst besonders ausgeprägt gilt, herrscht hier und heute Einigkeit: „Wir lehnen den Gipfel und den mit ihm verbundenen Ausnahmezustand ab“, heißt es in der offiziellen Abschlusserklärung. „Wir leben, wohnen und arbeiten hier – wir bleiben auf der Straße, ob der Gipfel kommt oder nicht. Wir werden gemeinsam zeigen, dass eine andere Welt als die der G20 möglich ist.“ Gezeigt werden soll das bei den zahlreichen Protestaktionen, die seit Monaten von Aktivisten vorbereitet werden.
Stillschweigend jedenfalls will man den Gipfel mitten im bekanntermaßen linksalternativen Szeneviertel nicht so einfach hinnehmen. Unter den Gastronomen und Gewerbetreibenden hegt man große Sympathien für den Protest. Viele fürchten sich jedoch vor gewaltsamen Auseinandersetzungen, die sich rund um die Messe ereignen könnten.
Mit Kunden rechnet niemand
Mit Kunden rechnet am G20-Wochenende niemand. Viele Restaurants und Geschäfte bleiben geschlossen. In der Bullerei, dem Restaurant von TV-Koch Tim Mälzer, hat man sich für einen spontanen Betriebsausflug entschieden – außerhalb der Hansestadt. Auch die Braugaststätte Altes Mädchen oder das Lokal Gefundenes Fressen von Rapper Samy Deluxe bleiben geschlossen.
Wirt Stefan Wilms sieht es gelassener. Die legendären Öffnungszeiten von Erika’s Eck, das nur für drei Stunden geschlossen bleibt, sollen zu G20 nicht verändert werden. Auch wenn die übliche Kundschaft wohl wegbleiben werde, rechnet der Inhaber mit vielen Gästen. „Das kennen wir noch aus wilden Flora-Zeiten“, sagt Wilms und schmunzelt. „Hinten saßen Demonstranten, vorne Polizisten. Gekloppt wurde sich draußen, hier drin ist Ruhe.“ Bei Erika sei jeder willkommen. Ob das auch für Trump, Putin und Erdogan gilt?
G20-Gipfel kurz erklärt: