Hamburg. Anwohner und Denkmalschützer kämpfen für den Erhalt des alten Steenkamp-Gebäudes. Behörde verspricht: Noch ist nichts entschieden.
Seit Monaten kämpft eine Interessengemeinschaft für den Erhalt der alten Steenkampschule in Bahrenfeld. Jetzt gibt es wieder Hoffnung für den vom Abbruch bedrohten historisch wertvollen Bau. Wie berichtet, ist das Grundstück an der Notkestraße 23 für die Nutzung der Science City Bahrenfeld vorgesehen. Erste Planungsunterlagen zeigten die Einbeziehung der einzelnen Areale in das Großprojekt. Dabei wurde deutlich: Auf dem Flächennutzungsplan taucht die Notkestraße 23 nur noch unter „Flächen für den Gemeinbedarf“ auf, und auf einer Broschüre mit Visualisierungen ist das Gebäude gar nicht mehr vorhanden.
Als Folge startete die Heimstätten-Vereinigung Steenkamp e. V. („Die Steenkamper“) im vergangenen Jahr eine Unterschriftenaktion für den Erhalt der alten Schule, auch Flugblätter, die unter anderem in der Gegend an Bäumen und Sicherungskästen befestigt wurden, weisen auf die Gefahr für das alte Schulhaus hin.
Auch Denkmalverein Hamburg setzt sich für den Erhalt des Gebäudes ein
Nach einem Bericht im Abendblatt setzte sich auch der Denkmalverein Hamburg für den Erhalt des Gebäudes ein. Geschäftsführerin Kristina Sassenscheidt wandte sich an das Bezirksamt Altona und bekam jetzt eine Antwort. Und aus der geht hervor: Es gibt neue Hoffnung für die Steenkampschule.
Laut einer Mitteilung, die zwischen der Stadtentwicklungsbehörde und den Planern der Science City Bahrenfeld GmbH abgestimmt ist, zeichne die bisherige Planung noch „kein festgelegtes und endgültiges Bild der Science City“. Die Planung mit der visualisierten Broschüre, die für viel Aufregung gesorgt hatte, sei eine grobe Vision, beziehungsweise ein Ideen-Entwurf. „Insofern ist mit dem städtebaulichen Zukunftsbild auch keine letztendliche Entscheidung zur Zukunft des Gebäudes Notkestraße 23 getroffen worden“, heißt es in dem Schreiben. „Im Rahmen der weiteren Erarbeitung wären unterschiedlichste Varianten denkbar, auch Umnutzungen oder Nutzungsverlagerungen.“
Initiative „Steenkamper“ will Druck vorerst nicht verringern
Sobald die weitere Planung feststeht, so die Ankündigung, soll die Öffentlichkeit ausführlich informiert werden. Die Entwarnung wird im Stadtteil mit einiger Skepsis gesehen. Für die Steenkamper macht Vorstandsmitglied Max Lips deutlich, dass der Verein weiter um das Schulhaus kämpfen werde. „Noch ist alles ganz unklar und der Bau keineswegs gerettet. Wehret den Anfängen“, so Lips.
Das Gebäude hat in der Gegend auch deshalb eine besondere Bedeutung, weil es zuletzt unter anderem als Jugendclub und Judoschule genutzt wurde und damit aus der Sicht vieler eine wichtige soziale Funktion erfüllt hat. Laut Lips präge der Bau das Stadtbild architektonisch und trage zur Identifikation mit der Gegend bei. „Eine Einbeziehung des Gebäudes in den neuen Campus würde nicht nur einen Teil unserer Geschichte erhalten, sondern sie zudem auch für eine attraktive architektonische Durchmischung vor Ort sorgen.“
Wechselvolle Geschichte des Schulhauses
Auch Kristina Sassenscheidt setzt sich für die Integration des Gebäudes in die Planung des Science Campus ein. Es gebe viele gelungene Beispiele in ganz Hamburg für die gelungene Verknüpfung von historischer und moderner Bausubstanz, findet die Chefin des Denkmalvereins.
Neben dem architektonischen Aspekt stellen die Steenkamper auch die interessante, wechselvolle Geschichte des Schulhauses in den Mittelpunkt ihrer Rettungsaktion. Der Bau ist nämlich das ehemalige Offizierskasino einer Artilleriekaserne, die einst an der Notkestraße lag. Nach der Fertigstellung der Steenkampsiedlung im Jahr 1920 stellte sich heraus, dass die vielen Kinder, die mit ihren Eltern in die relativ preisgünstigen neuen Häuser gezogen waren, weite Wege gehen mussten, um die damaligen Schulen in Altona zu erreichen.
Eingaben der Siedler bei der Schulverwaltung hatten schließlich Erfolg:
Ostern 1921 wurde die erste Klasse in dem ehemaligen Kasino eingerichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Bau noch eine Weile vom britischen Militär als Verwaltungsstelle genutzt, bevor dann erst 1949 der Grundstein für eine neue Schule am Osdorfer Weg gelegt wurde.
Die Linke unterstützt Petition zum Erhalt der alten Schule
Das Haus stehe, so die Steenkamper, damit auch für die gelungene Umwidmung eines ehemals teilmilitärisch genutzten Gebäudes in eine Schule. Ein heute nicht mehr erhaltener lichtdurchfluteter Anbau unter Federführung des Altonaer Stadtplaners Gustav Oelsner zeigte zudem, dass das auf einer großzügigen Grünfläche stehende Schulhaus architektonisch zumindest teilweise modern und kindgerecht war.
Lesen Sie auch:
- Was wird aus dieser Villa in bester Alsterlage?
- Eppendorfer Villen: Amt stoppt drohenden Abriss vorerst
Am kommenden Donnerstag ist die Zukunft der alten Steenkampschule auch Thema im Hauptausschuss der Bezirksversammlung Altona. Dann wird es um eine von der Heimstättenvereinigung vorgelegte Petition gehen, die von der Fraktion Die Linke unterstützt und als Antrag eingereicht wird. Darin werden die an der Planung beteiligten Behörden aufgefordert, den Erhalt der Steenkampschule beim weiteren Planungsprozess zu berücksichtigen.