Hamburg. Die Bauarbeiten stehen vor dem Abschluss. Die beiden Leuchttürme nehmen Ende Oktober den Betrieb auf.
Eines der wichtigsten Hamburger Infrastrukturprojekte geht auf die Zielgerade: Die Bauarbeiten für die beiden neuen Leuchttürme (Richtfeuer) im Zuge der Elbvertiefung (Fachausdruck: Fahrrinnenanpassung) stehen nach monatelangen Bauarbeiten vor dem Abschluss. Wie der Sprecher der Hamburg Port Authority (HPA), Kai Gerullis, am Donnerstag in Blankenese sagte, sei die Inbetriebnahme der sogenannten Richtfeuerlinie bis Ende Oktober geplant. Schon in den kommenden Tagen würde damit begonnen, die Technik in den beiden Türmen einzubauen
Wie berichtet, müssen die beiden alten Blankeneser Leuchttürme von 1984 weichen, weil die Elbe vor Blankenese auf rund 385 Meter verbreitert wird. Zwischen Mühlenberger Loch und Lühekurve wird eine acht Kilometer lange „Begegnungsbox“ eingerichtet, damit sich große Schiffe nach der Elbvertiefung problemlos auf dem Strom begegnen können. Erstmals ist es dann möglich, dass zwei entgegenkommende Großschiffe auf Hamburger Stadtgebiet aneinander vorbeifahren können. Aber: Durch die Baumaßnahme verschiebt sich die Richtfeuerlinie um 125 Meter nach Süden. Entsprechend müssen die Leuchttürme künftig an anderen Stellen stehen als vorher.
Richtfeuerlinie dient Schiffen als Orientierungshilfe
Eine Richtfeuerlinie dient Schiffen als Orientierungshilfe. Sie besteht aus zwei Leuchttürmen – dem kleineren, näher am Fahrwasser stehenden Unterfeuer und dem meist höheren, etwas entfernteren Oberfeuer. Wenn sich beide Türme – beziehungsweise bei Nacht oder schlechter Sicht ihre weiß blinkenden „Feuer“ – in einer Linie hintereinander befinden, fährt das Schiff auf „Ideallinie“ in den Hafen ein. Die aktuelle Richtfeuerlinie Blankenese bezeichnet für einlaufende Schiffe die Mitte der Fahrrinne. „Wenn der Schiffsführer diese beiden neuen Lichter auf einer geraden Linie sieht, dann weiß er, dass er auf Kurs ist“, erläuterte Kai Gerullis.
Wie berichtet, wurde das sogenannte Oberfeuer Anfang Juli am Elbufer in Höhe des Mühlenberger Segelclubs mit viel Aufwand aufgebaut. Unter anderem musste der Turmkopf damals mithilfe eines Spezialkrans auf den aufgerichteten Turmkörper gehoben werden. Das Oberfeuer gilt mit rund 62,25 Metern als der sechsthöchste Leuchtturm Deutschlands. Das kleinere, näher am Fahrwasser stehende Unterfeuer, das circa 90 Meter östlich vom Fähranleger Blankenese liegt, wurde knapp zwei Wochen später aufgebaut und ist rund 33 Meter hoch.
Grandioser Weitblick
Anlässlich eines Baustellenbesuchs beim Unterfeuer informierten sich Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) und HPA-Geschäftsführer Jens Meier am Donnerstag über den aktuellen Stand der Arbeiten. Dazu kletterten sie auch zur Kuppel des Turms hinauf, der von einer schmalen Balustrade umgeben ist. Von den zuletzt immer wieder kolportierten Friktionen zwischen beiden war dabei nichts zu merken, und auch die Kritik an der HPA, unter anderem wegen der defekten Rethebrücke (wir berichteten), schien vergessen.
Geradezu quietschvergnügt scherzten beide unablässig und erfreuten sich sichtlich an dem neuen Bauwerk. In luftiger Höhe mit grandiosem Weitblick über die Hafenanlagen und Airbus auf Finkenwerder bezeichnete Meier die bevorstehende Inbetriebnahme als wichtigen Meilenstein bei der Fahrrinnenanpassung. Senator Westhagemann lobte die zügige und erfolgreiche Abwicklung des Projekts. Zugleich verwies er unter anderem darauf, dass die beiden Richtfeuer auch zu neuen Hamburger Wahrzeichen würden.
Die Plattform als Aussichtsplateau
Anders als Westhagemann und Meier werden die Hamburger nicht in die Kuppel des Unterfeuers steigen können, weil sie nicht öffentlich zugänglich ist. Immerhin: Das Unterfeuer steht auf einer über eine Brücke erreichbaren Plattform, die bald als Aussichtspunkt genutzt werden kann. Dasselbe gilt für die Plattform des bisherigen Unterfeuers westlich des Anlegers, die ebenfalls zum Aussichtspunkt wird.
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Die alten, mehr als 100 Tonnen schweren Richtfeuer aus Stahlbeton werden abgebrochen. Zwar hatte es immer wieder Bemühungen gegeben, sie als Denkmäler oder Kunstwerke zu erhalten, aber die HPA hatte sich klar dagegen entschieden. Der Grund: Vier rot-weiße Leuchttürme unterschiedlicher Bauart am Elberand hätten keine klare Richtfeuerlinie ergeben. Vor allem bei ortsunkundigen Schiffsführern hätte das für Verwirrung sorgen können – Unglücke nicht ausgeschlossen.