Hamburg. Ober- und Unterfeuer werden zurzeit in Maßarbeit errichtet. Aussichtspunkt bietet einen Rundum-Blick über die Elbe.
Diese Arbeiten sind kompliziert – und sie werden die Anmutung Hamburgs auf Höhe Blankenese nachhaltig verändern: In mehreren Arbeitsschritten bauen Expertenteams vor Blankenese zurzeit die beiden neuen Richtfeuer, umgangssprachlich (aber nicht korrekt) auch Leuchttürme genannt, auf. Das sogenannte Oberfeuer an Land beim Mühlenberger Segelclub steht bereits. Mit 62,25 Metern ist es der vierthöchste Turm dieser Art deutschlandweit – und ein neues Wahrzeichen für Hamburg.
Weiter geht es in diesen Tagen mit dem 32 Meter hohen Unterfeuer im Wasser. Wie kompliziert das Ganze ist, zeigte sich am Montag bei einem Besuch auf der Baustelle unterhalb des Blankeneser Strandhotels. Hier, rund 90 Meter östlich vom Blankeneser Anleger, wird zurzeit der zweite neue Turm errichtet. Eine Spezialfirma und ein Team der Hamburg Port Authority (HPA) arbeiten gemeinsam an der passgenauen Zusammenführung der in ihre Einzelteile zerlegten Turmröhre. Dafür werden – je nach Wetterlage und sonstigen Bedingungen – zwei bis drei Tage veranschlagt.
Bei starkem Wind und kräftigen Schauerböen konnte der Hebekran vor Ort zunächst nur mühsam in Position gebracht werden. Immer wieder ruhten die Arbeiten für kurze Zeit, dann ging es weiter. „Ich habe hier zwar das letzte Wort“, sagte Projektleiterin Eva Raabe von der HPA, aber ich verlasse mich hundertprozentig auf die Männer an der Baustelle.
Wenn die sagen, dass es nicht weitergehen kann, müssen wir eben noch etwas Geduld haben. Wir versuchen schnellstens, das Mögliche möglich zu machen, aber es gibt immer Unwägbarkeiten.“ Den starken Wind bezeichnete Raabe als „grenzwertig“. Letztlich entscheide der Kranführer, wann welcher Arbeitsschritt erfolgen könne.
Um 15 Uhr war das erste Bauteil vor Ort verankert
Der Kran war bereits über dem ersten Röhrenteil platziert, als sich zeigte, dass die sogenannten Futterbleche noch einmal nachjustiert werden mussten. Eine Stunde später, gegen 15 Uhr, war es dann geschafft: Das erste Turmelement konnte vom Kran in seine Verankerung auf der Plattform geschwenkt und eingepasst werden.
Phasenweise war das Zentimeterarbeit, bei der neben gutem Augenmaß auch Routine und starke Nerven gefragt waren. Zum Schluss gab es entsprechend große Erleichterung bei allen Beteiligten. Der mehr als 32 Meter hohe Stahlturm wird mitten im Wasser stehen, aber über eine 22 Meter lange Zugangsbrücke erreichbar sein. An deren Ende befindet sich eine Plattform, von der aus Elbe und Schiffe perfekt zu beobachten sind. Wie Raabe erläutert, liegt der Zugang zum Turm absolut flutsicher in neun Meter Höhe.
Das aufwendige Projekt steht in direktem Zusammenhang mit der Elbvertiefung, die die Zukunft des Hamburger Hafens langfristig sichern soll. Dazu muss man wissen: Die Elbvertiefung ist in der Fachsprache eine Fahrrinnenanpassung, die sich nicht nur auf die Vertiefung des Fahrwassers beschränkt. Um dafür zu sorgen, dass zwei große Schiffe in Zukunft problemlos aneinander vorbei fahren können, wird die Fahrrinne zwischen Mühlenberger Loch und Lühekurve von rund 225 auf rund 385 Meter verbreitert.
Zukünftig muss ein Großschiff dann nicht mehr warten, bis das andere vorbeigefahren ist. Weil sich dadurch die sogenannte Kurslinie der einlaufenden Schiffe nach Süden verschiebt, müssen Spezialisten für das sichere Manövrieren der Schiffe in dieser sogenannten Begegnungsbox auch die Richtfeuerlinie, die zwischen dem Ober- und dem Unterfeuer die Mitte des Fahrwassers anzeigt, um 125 Meter Richtung Süden verlegen. Aus diesem Grund werden nun zwei neue Richtfeuer gebaut, die alten danach abgebrochen.
Bereits am vergangenen Donnerstag war, wie berichtet, beim Mühlenberger Segelclub das Oberfeuer fertiggestellt worden. Am frühen Vormittag hatte ein Kran die markante Turmspitze auf den röhrenförmigen Baukörper gehoben. Zahlreiche Schaulustige waren bei der spektakulären Aktion zugegen.
Die Arbeiten am Unterfeuer werden in den kommenden Tagen abgeschlossen, danach folgt die technische Aufrüstung für den künftigen Einsatz. Parallel werden die jeweils mehr als 100 Tonnen schweren Richtfeuer von 1984 abgebrochen – im Fachjargon „zurückgebaut“. Um ihren Erhalt war längere Zeit gerungen worden. Doch vier Türme am Ufer hätten für Ortsunkundige zu viel Verwirrung gestiftet, erläuterte Eva Raabe.
Einen Lichtblick für Nostalgiker gibt es aber immerhin: Die alte Plattform des Unterfeuers, westlich des Blankeneser Anlegers, bleibt als Aussichtspunkt erhalten. Von dort haben Besucher dann einen 180-Grad-Blick über die Elbe.