Hamburg. Stefan Bick setzt sich für die Reinigung von Verkehrszeichen ein. Wie Behörden und Politiker darauf reagieren.

Niemand kann Stefan Bick vorwerfen, sich nicht genug für die Gemeinschaft einzusetzen. Schon lange hat sich der Blankeneser Allgemeinmediziner dem Kampf gegen verschmutzte Straßenschilder verschrieben. Mit viel Verve erinnert er Behörden und einzelne Politiker in Stadt und Bezirk in Briefen an ihre Pflichten, engagiert fordert er Mitbürger und Medien zur Unterstützung auf.

Bick ist alles andere als ein Querulant, der seine Zeit mit der Umsetzung irgendeiner fixen Idee totschlägt. Im Gegenteil. Wer ihn trifft, ist von seiner eher milden, freundlichen Ausstrahlung und den fundierten Schilderungen beeindruckt. Entscheidender: Schon ein kurzer Rundgang mit Bick durch einen Straßenzug seiner Wahl zeigt: Seine Kritik ist durchaus berechtigt.

Treffpunkt an der Ecke Frahm- und Schenefelder Landstraße. Stefan Bick hat den Ort willkürlich gewählt. „Es ist eigentlich völlig egal, wo man hingeht“, sagt er. „Diese Misere gibt es überall im Bezirk.“ Bick hat ausgedruckte Fotos aus dem vergangenen Frühjahr mitgebracht, die zwölf willkürliche Beispiele zeigen: Die Straßenschilder „Elbtreppe“, „Ole Hoop“ und „Sülldorfer Kirchenweg“ sind auf den stark vergrößerten Bildern nur mit größter Mühe zu entziffern, und man fragt sich, wie das vorbeifahrenden Autofahrern vor Ort möglich sein soll.

Bick reinigt Schilder selbst

Makaber: Ein Schild verweist auf einen Kindergarten und soll Autofahrer vor kreuzenden Kindern warnen. Zu erkennen ist darauf fast nichts. Mag sein, dass diese Schilder mittlerweile gereinigt wurden, dafür findet jeder, der offenen Auges durch die Straßen geht oder fährt, unzählige andere Beispiele. Das zeigt sich auf der nur knapp rund 200 Meter langen Strecke vom Anfang der Frahmstraße bis zur Hasenhöhe.

Ein Sammelsurium aus verschmutzten Schildern an der Ecke Frahm-/Schenefelder Landstraße, aufgenommen bei hellem Sonnenlicht. In der Dämmerung sind die Schilder nur schwer zu sehen.
Ein Sammelsurium aus verschmutzten Schildern an der Ecke Frahm-/Schenefelder Landstraße, aufgenommen bei hellem Sonnenlicht. In der Dämmerung sind die Schilder nur schwer zu sehen. © Andreas Laible

Stefan Bick ist kein Typ, der lauthals anklagt. Er wirft eher Fragen auf – Fragen, die ihm, wie er sagt, zumindest von Bezirkspolitikern noch nie beantwortet wurden. „Warum gibt es das Problem unmittelbar hinter der Landesgrenze deutlich weniger oder gar nicht“, wundert er sich beispielsweise. „Da sind die Schilder Wind und Wetter doch genauso ausgesetzt.“ Bick reinigt Schilder in seiner Wohnstraße wenn nötig selbst mit Schwamm und Seifenwasser.

Dass ein solcher Einsatz Schule machen könnte – möglicherweise analog zu den diversen Aufräumtagen in Hamburgs Stadtteilen – möchte er aber auch nicht fordern. „Ich fände es falsch, die Verantwortlichen so aus ihrer Pflicht zu entlassen“, sagt Bick. „Diese Aufgabenverteilung ist ganz klar geregelt.“ Hinzu komme, dass man solche Reinigungsaktionen von Senioren oder Menschen, die motorisch eingeschränkt sind, „nun wirklich nicht eben mal so“ erwarten könne.

Sicherheit und Orientierung

Bick zeigt auf ein Fahrradfahrer-Schild, das nur aus allernächster Nähe als solches zu erkennen ist. Weiter oben, an der Ecke Mörikestraße, deutet er auf ein völlig verschmutztes Halteverbotsschild. „Ich sehe hier auch die rechtliche Seite“, sagt Bick. „Wie sollen sich Auto- und Radfahrer im Straßenverkehr an Vorschriften und Regeln halten, wenn sie die dazu gehörenden Schilder nicht erkennen können? Und was geschieht, wenn ein Autofahrer ein Strafmandat bekommt, weil er ein Verbotsschild schlichtweg nicht sehen konnte?“ Auch das Schild, das den Zebrastreifen der Stadtteilschule Blankenese anzeigt, ist stark verschmutzt. „Das ist doch unmöglich“, kritisiert Stefan Bick.

Neben Sicherheit und Orientierung im Straßenverkehr geht es Stefan Bick auch noch um etwas anderes: „Diese Schilder sind doch auch unsere Visitenkarten, zum Beispiel bei Touristen“, sagt er und deutet auf das schmutzige und verbeulte Straßenschild „Hasenhöhe“. Bick: „Der Eindruck ist doch leider ziemlich dürftig.“

Bezirkspolitiker reagierten kaum

Bick zeigt ein Schreiben, das er an das Amt für Verkehr und Straßenwesen und an alle Altonaer Bezirksfraktionen geschrieben hat. In den vergangenen Monaten wurde ihm – telefonisch und schriftlich – mal geantwortet, mal nicht. Geändert hat sich an dem Grundpro­blem gar nichts. „Man sieht deutlich, dass der Dreck auf manchen Schildern millimeterdick ist“, sagt Bick. „Eine solche Schicht entsteht bestimmt nicht innerhalb von ein paar Wochen oder Monaten. Das dauert viel länger.“

Den Faktor Kosten will der Mediziner keinesfalls gelten lassen. „In Altona wurden kürzlich für 403.000 Euro Schilder zur ,Dieseldurchfahrtsbeschränkung‘ aufgestellt, da erzähle mir niemand etwas von Einsparungen.“ Seine Schreiben an die Bezirkspolitiker wurden nur von den Grünen beantwortet, und geschehen ist danach auch nichts Bemerkenswertes. „In Wahlkampfzeiten versprechen Politiker immer, sich für die Belange der Bürger einzusetzen“, sagt Bick, „aber im Zusammenhang mit den Schildern hier kann davon keine Rede sein.“

Wie Nils Filbrich vom Bezirksamt Altona erläutert, werden die Schilder im Bezirk turnusgemäß einmal pro Jahr gereinigt. Zudem geht der Wegewart jede Straße monatlich ab, um ihren Zustand zu überprüfen. „Wenn er feststellt, dass gravierende Mängel herrschen, zum Beispiel bei Schildern, kann er auch außerhalb der Standardreinigung Reinigungsaufträge erteilen.“

Im Übrigen könnten Bürger die Standorte verschmutzter Schilder auch direkt über den Melde-Michel (www.hamburg.de/melde-michel/) anzeigen, so Filbrich.