Hamburg. Holsten-Quartier, Fernbahnhof Diebsteich oder Sportpark Bahrenfeld – das ist der Ausblick für die Großprojekte im Bezirk.
In Altona entstehen viele neue Wohnungen, dazu laufen Genehmigungsverfahren – in fast allen Stadtteilen zwischen der Altstadt und Rissen. Die Projekte sind mit langjährigen Arbeiten an der jeweiligen Infrastruktur verbunden, und auch um zwei Bahnhöfe wird weitergerungen.
Stadtplanung
Das Projekt Kolbenhöfe an der Friedensallee/Hohenzollernring (1, s. Grafik) zählt zu den innovativsten Stadtentwicklungs-Projekten in Hamburg. Es bietet Raum für Wohnen und Gewerbe, und die Handwerksbetriebe, die sich nach dem Aus der Kolbenschmidt-Werke dort angesiedelt haben, dürfen bleiben. Die Bauherren, darunter das Unternehmen Otto Wulff und der Altonaer Spar- und Bauverein (Altoba), haben nun auch das angrenzende 17.600 Quadratmeter große Henkel-Schwarzkopf-Areal erworben. Auf dem Areal sollen bis 2023 nun 680 Wohnungen entstehen, davon mindestens ein Drittel öffentlich gefördert. Allein die Altoba wird 215 Wohnungen bauen. Insgesamt sind in dem Gebiet – auch durch den bevorstehenden Abriss des Hermes-Hochhauses – 1200 Wohnungen geplant.
Ende 2019 will der Carlsberg Konzern die Holsten Brauerei nach mehr als 130 Jahren nach Hausbruch verlagern. Auf den frei werdenden Flächen soll in direkter Nachbarschaft zur Neuen Mitte Altona das Holsten-Quartier mit 1300 Wohnungen entstehen (2). Der seit Monaten schwelende Streit zwischen Investoren und Stadt um die Bruttogeschossfläche ist, wie berichtet, immer noch nicht beigelegt. Auch deshalb rechnet man erst für 2021 mit dem Baubeginn, mit der Fertigstellung erster Gebäude erst 2024.
Es ist eines der wichtigsten und zukunftsweisendsten Projekte in ganz Hamburg, und es wird auch Altonas Hauptverkehrsadern stark verändern: der sogenannte Magistralenausbau. Zahlreiche Grundstücke entlang der Osdorfer und Sülldorfer Landstraße (5) sind bereits eingezäunt und werden für diese Nachverdichtung vorbereitet. Nach Angaben des Bezirksamts laufen noch zahlreiche weitere Genehmigungsverfahren, über die wegen der frühen Phase aber noch nichts Konkretes gesagt werden könne.
Noch ein Projekt, über das lange und gründlich gestritten wurde: Die Umgestaltung des Blankeneser Marktplatzes (6) soll im kommenden Jahr über die Bühne gehen – friedlich, wie Bezirksamtsleiterin Liane Melzer hofft. „Das war in diesem Jahr mein Weihnachtswunsch“, so Melzer.
Kürzlich wurde der Bebauungsplan „Rissen 51“ (7) öffentlich ausgelegt. Dort, zwischen Sülldorfer Brooksweg, Herwigredder und Iserbarg sollen circa 73 Wohneinheiten entstehen – 39 davon als Einfamilien- und Reihenhäuser und 34 als öffentlich geförderter Wohnungsbau in Mehrfamilienhäusern. Der Plan muss jetzt die sogenannte Vorweggenehmigungsreife erlangt haben, danach kann über einen möglichen Bauantrag entschieden werden. Dass schon 2019 Bauaktivitäten starten, ist eher unwahrscheinlich.
Verkehr
Bereits 1999 forderte die Bezirksversammlung eine neue S-Bahn-Station an der Thomasstraße (9). Durch den Bau der Neuen Mitte Altona hat sich der Druck auf dieses Projekt verstärkt. 2019 sollen die Bauarbeiten für diese S-Bahn-Station Ottensen nun endlich beginnen. Dann würde es auf der Linie S 1 zwischen Altona und Bahrenfeld einen neuen Halt geben. Die Gesamtkosten sind mit knapp 23 Millionen Euro kalkuliert. 5000 Fahrgästen sollen nach Schätzung der Bahn dort jeden Tag ein- und aussteigen.
Die A7 wird im Jahr 2019 auch im Raum Bahrenfeld/Othmarschen stärker in den Fokus rücken. Am 19. Dezember erließ die Verkehrsbehörde einen Planfeststellungsbeschluss für den dritten und längsten Tunnel: 2,2 Kilometer soll das achtspurige Bauwerk von Othmarschen bis zum Volkspark abdecken. Die Fläche auf dem „Deckel“ soll unter anderem für die Verlegung von Kleingärten genutzt werden, deren ehemalige Flächen als Baugrund verkauft werden, um die Baukosten zu refinanzieren.
Im Januar soll der Plan im Bezirksamt Altona ausgelegt werden. Im kommenden Jahr werden auf dieser Strecke bereits aufwendige Vorarbeiten zu sehen sein, unter anderem geht es um die Sicherung der Böschungsbereiche. 2026 könnten die ersten Autos durch den Tunnel rollen, die Begrünung des „Deckels“ ist laut Planung erst auf 2028 bis 2030 terminiert. Großen Ärger gab es dort, wie berichtet, im auslaufenden Monat Dezember, weil der 12,5 Millionen Euro teure Sportpark Bahrenfeld an der Baurstraße, direkt neben der A7 (15), wegen eines fehlenden Stromkabels nicht wie geplant eröffnet werden konnte. Bezirksamtsleiterin Liane Melzer erwartet, dass die Eröffnung innerhalb des ersten Halbjahrs 2019 nun endlich über die Bühne gehen wird.
Es war ein Schock für Bahn und Stadtplaner: Das Oberverwaltungsgericht Hamburg stoppte im August den Baustart für den neuen Fernbahnhof Diebsteich (10) wegen einer fehlenden Autoverladestation. Damit wird sich Hamburgs wichtigstes Schienenprojekt – die Verlagerung des Fernbahnhofs Altona – um Jahre verzögern. Ursprünglich sollten ab 2023 nur noch S-Bahn-Züge in Altona halten. Das Urteil hat auch Konsequenzen für die Neue Mitte Altona, denn auf den dann frei werdenden Gleisflächen sollte der zweite Bauabschnitt des Quartiers entstehen. Klar ist: Die Gegner des Projekts, zu ihnen gehört der Verkehrsclub Deutschland, haben durch den Erfolg Rückenwind. Sie monieren weitere Punkte bei der Planung, kämpfen für den Erhalt des Fernbahnhofs an der jetzigen Stelle.
Der viel befahrene Osdorfer Weg (11) wird während des gesamten Jahres gesperrt, weil Stromnetz Hamburg und Hamburg Wasser dort die Leitungen in „koordinierten Bauarbeiten“ auf ganzer Länge erneuern.
Der Ausbau und die damit verbundene Sanierung des Sülldorfer Kirchenwegs (12 ) beschäftigen Anwohner, Anwälte und Behörden schon jahrelang. Wie das Bezirksamt auf Nachfrage mitteilt, soll voraussichtlich gegen Ende 2019 mit dem nördlichen Bauabschnitt Fruchtweg bis Babendiekstraße begonnen werden. Allerdings zeichnen sich wegen der vielen Straßenbauprojekte in ganz Hamburg aktuell Engpässe bei der Verfügbarkeit von Fachkräften und Maschinen ab.
Die Sanierung und die damit verbundene barrierefreie Umgestaltung des S-Bahnhofs Rissen (13) mit Bundesmitteln über das Zukunfts-Investitionsprogramm (ZIP) ist gesichert. Damit wird aber erst 2020 begonnen. Dann wird auch geprüft, inwieweit der Bahnhof Iserbrook in diese Maßnahmen einbezogen werden kann.
Umwelt/Grünanlagen
Es ist ein Projekt, das Bezirksamtsleiterin Liane Melzer mit besonderem Stolz erfüllt: In der Neuen Mitte Altona (3) entsteht ein inklusiver Park mit einem Bolzplatz, einem Spielplatz, einer Skateanlage und einem Volleyballfeld. Auch für Menschen mit einer Behinderung wird er besonders geeignet sein. Teilweise werden die Anlagen von rekonstruierten Stahlgerüsten der ehemaligen Güterhalle überdacht.
Der Bebauungsplanentwurf Blankenese 42, Baurs Park (4), liegt noch bis zum Monatsende öffentlich aus. Dabei geht es aber nicht um eine Bebauung, sondern – im Gegenteil – um eine planungsrechtliche Sicherung der wertvollen Grünflächen zwischen Baurs Weg, Baurs Park, Elbchaussee, Elbuferweg und Mühlenberger Weg. Für die dort stehenden Gebäude werden „gestalterische Festsetzungen“ geplant, damit sich bauliche Veränderungen an den Gebäuden gut in die Parklandschaft einfügen.
Soziales
Flüchtlinge in Othmarschen: Auf einem Grundstück an der Baurstraße, neben dem Parkhaus beim UCI (14), entsteht ein Neubau mit rund 160 Wohnungen, von denen mindestens 36 an fördern & wohnen vermietet werden sollen. Nach Mitteilung des Bezirksamts ist aber mit der Fertigstellung beziehungsweise dem Erstbezug erst 2020/21 zu rechnen.
Auch um den zweiten Bauabschnitt des Projekts Suurheid (8) in der Nähe des Rissener Krankenhauses wird noch gerungen – länger als ursprünglich erwartet. Im ersten Abschnitt waren 139 Wohnungen entstanden, 77 davon für Flüchtlinge. Der aktuelle Stand: Anfang 2019 wird es eine öffentliche Sitzung des Bauausschusses der Bezirksversammlung Altona geben, bei der es um den zweiten Abschnitt gehen wird. Nach Einschätzung des Bezirksamts wird es dort dann auch 2019 „erste Bauaktivitäten“ geben.
In jedem Reiseführer wird das Schanzenviertel als pulsierendes Szenequartier empfohlen. Viele Anwohner sind inzwischen genervt vom nächtlichen Party-Lärm. Die Beschwerden nehmen zu, die Vermittlung zwischen Anwohnern und Party-Freunden zählt zu den wichtigsten Aufgaben der neuen Stadtteilkoordinatorin. Der Bezirk überlegt, ein Projekt nach Münchener Vorbild zu übernehmen. Dort laufen abends von der Gastronomie bezahlte Mitarbeiter durch besonders angesagte Viertel und appellieren an die Gäste, auf die Anwohner Rücksicht zu nehmen und sich leise zu verhalten.
Feste
Das „wichtigste“ Fest des Bezirks ist einmal mehr die Altonale, die 2019 vom 31. Mai bis zum 16. Juni veranstaltet wird. Sie startet mit dem Stamp-Festival (31. Mai bis 2. Juni). Das Straßenfest gibt’s am letzten Festival-Wochenende in Ottensen und Altona-Altstadt.