Hamburg. Der ehemalige Christianeums-Lehrer Gunter Hirt weiß alles über den Maler Fritz Peters-Weber und plant eine Ausstellung über ihn.
Wie in einem Museum sieht es in dem gemütlichen, hellen Rissener Haus von Gunter Hirt nicht aus. Könnte es aber eigentlich. Denn der frühere Lehrer am Christianeum sammelt schon seit Jahren leidenschaftlich Kunst. Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen hat er zusammengetragen, dazu jede Menge Fotografien. Alles dreht sich ausschließlich um einen Künstler: den weitgehend vergessenen Fritz Peters-Weber (1872 bis 1916).
Alles begann im Jahr 2005. Kurz nach seiner Pensionierung hatte Hirt im Heft der Freunde des Christianeums ein Porträt vorgestellt, das der Schule geschenkt worden war. Damals kündigte er an, mehr über den Künstler – es war Peters-Weber – zu berichten. Das tat Hirt einige Zeit später zwar auch, aber das Thema war damit für ihn nicht erledigt. Im Gegenteil. „Bei meinen Recherchen stellte ich fest, dass Fritz Peters-Weber zeitweise in den Elbvororten und in Altona recht bekannt war“, berichtet Hirt. „Dass er dann offenbar in Vergessenheit geriet und alle Informationen nur mit aufwendiger Recherche verbunden waren, faszinierte mich und stachelte meinen Forscher-Ehrgeiz an.“
Kuriose Begebenheit
Hirt, der am Christianeum auch die Bibliothek und das Archiv geleitet hatte, ist ein zugewandter, aufgeschlossener Typ, der bei Bedarf aber auch intensiv forschen kann und dabei innerlich geradezu abtaucht. Und wie das in solchen Fällen oft ist: Hirts Interessengebiet sprach sich herum, man hörte und las von ihm, meldete sich bei ihm. Auch ein Aufruf im Hamburger Abendblatt vor einigen Jahren erbrachte zusätzliche Infos. Irgendwann hatte Hirt den Kontakt zu einem Nachfahren des Künstlers hergestellt, der noch Bilder und Skizzenbücher besaß und mit Informationen über Peters-Weber weiterhalf.
Fritz Peters-Weber wurde nur 43 Jahre alt
Das wohl Kurioseste an dieser Geschichte: Fritz Peters-Weber musste sich als Zeichenlehrer sein Zubrot verdienen. Und zwar ausgerechnet am Christianeum – dem Gymnasium, an dem Gunter Hirt, viel später, 31 Jahre lang im Einsatz war – wenn auch an einem anderen Standort.
„Ungewöhnlich modern und lebendig“
Der Künstler, nach Krankheit im Kindesalter verwachsen und auffallend klein, war als Pädagoge offenbar das Gegenteil von einem Einsiedler oder sturen Pauker. Gunter Hirt hat zeitgenössische Berichte von Schülern aufgetrieben, die das belegen. Einer bezeichnet Peters-Weber als „ungewöhnlich modern und lebendig“, ein anderer erinnert an seinen Humor und die Erziehung zu „eigenem künstlerischem Erleben“. Hirt dazu: „Ein solcher Mensch verdient doch mehr Beachtung.“
Peters-Webers Bilder sind sehr ansprechend und variationsreich. Er malte viele Porträts, meist in Öl, schuf Aquarelle vom Elbstrand – mal in Övelgönne, mal in Wittenbergen, wo er eine Datsche besaß. Seine Häuser- und Straßenskizzen aus dem heutigen Bezirk Altona sind gestochen scharf, und einige haben inzwischen durchaus dokumentarischen Wert. Trotzdem wurde er nie so bekannt wie beispielsweise die Mitglieder der Hamburgischen Sezession. Warum nicht?
Rund 60 Ölgemälde
„Er hatte an den führenden Akademien studiert, aber das unterschied ihn nicht wesentlich von anderen Künstlern“, erläutert Hirt. „Er war kein Erneuerer. Man könnte sagen, dass er sehr gut malte, aber das taten Tausende andere damals auch.“ Und da er aus finanziellen Gründen auch viele Auftragsarbeiten für den „Hausgebrauch“ übernehmen musste, hat sein Werk wohl auch etwas Beliebiges, was für möglichen Nachruhm immer ungünstig ist. Wertvoll sind seine Bilder dann auch nicht geworden – manches wurde Gunter Hirt sogar geschenkt.
Da Peters-Weber schon mit 43 Jahren starb und nebenbei berufstätig war, hat er kein sehr umfangreiches Œuvre hinterlassen. Umso erstaunlicher ist es, dass Gunter Hirt bereits rund 60 Ölgemälde, 100 Aquarelle und diverse Skizzen und Federzeichnungen kennt, die Peters-Weber zugeordnet werden können. Hirt zeigt einen dicken Leitzordner und diverse Broschüren. Etliche Museen in Norddeutschland hat er abgeklappert, mit Charme und Hartnäckigkeit gelang es ihm mitunter, sich in den sonst verschlossenen Depots umzusehen.
Bilder erfasst und fotografiert
Alle Bilder hat er erfasst und fotografiert, sodass ein (noch nicht vollständiges) Werksverzeichnis entstanden ist. Hirt arbeitet weiter daran. Fünf Ölgemälde, vier Aquarelle und ein paar Zeichnungen sind in Gunter Hirts Besitz. Erstaunlich: Das Aquarell einer Bahrenfelder Seifensiederei, offenbar eine Auftragsarbeit, erstand Hirt via Ebay in den USA – für 100 Dollar inklusive Versand.
Blankeneser Fischer, einen Elbsegler und den Wittenbergener Leuchtturmwärter hat Fritz Peters-Weber gemalt. Dokumentiert hat das alles Gunter Hirt – mit der Kamera. Hirt, der genug Material für ein Buch über Fritz Peters-Weber hat, wünscht sich, dass dessen Werke in der Öffentlichkeit bekannter werden. Und er möchte seinen Kenntnisschatz mit anderen teilen. Ideal dafür wäre eine Ausstellung in den Elbvororten. Einstweilen sammelt Gunter Hirt unermüdlich weiter. Wer mit Informationen dienen kann, melde sich gerne bei ihm unter Tel.: 040-81 72 66.