Hamburg. Grünfläche am Hemmingstedter Weg wurde neu gestaltet, schrille Farbe soll einen besonderen Akzent setzen.

Noch wirken die Spaziergänger reichlich ratlos, die den kleinen Park auf der Nordseite des Hemmingstedter Wegs – direkt gegenüber vom Loki-Schmidt-Garten – betreten. Der Hauptweg durch die namenlose Grünanlage, die sich bis zum Kleingartenverein Püttkuhl e. V. erstreckt, war lange gesperrt, ist aber inklusive der Nebenwege jetzt wieder frei begehbar. Viele, die hier joggen oder ihren Hund spazieren führen, wissen gar nicht, was vor Ort überhaupt geschehen ist. Sie wundern sich aber über die quietschgrünen, supermodernen Möbel und die ebenso schrill bemalten Pflöcke mitten in dem weitgehend wild belassenen Park.

Das Projekt, das jetzt termingerecht abgeschlossen wurde, hatte eine lange Vorlaufphase. Unter anderem waren in den Jahren 2015 und 2016 „Beteiligungsworkshops“ mit interessierten Bürgern abgehalten worden, bevor im vergangenen Herbst die Bauarbeiten losgingen. Insgesamt wurden für die Neugestaltung 659.000 Euro bereitgestellt, 553.000 davon machen die Baukosten aus. Ungewöhnlich für Hamburg: Wie Michael Simon von der Abteilung Stadtgrün des Bezirksamts Altona mitteilt, wird der Kostenrahmen voraussichtlich unterschritten.

Das Besondere an dem Projekt

Das Projekt ist Teil des Bebauungsplans Osdorf 41, der vor allem den Zuschnitt der direkt nebenan liegenden Internationalen Schule am Hemmingstedter Weg festlegte. Die angrenzende, rund vier Hektar große Grünfläche ist in die Planung mit eingeschlossen. Sie besteht aus einem ehemaligen Baumschulgelände, das im Laufe der Jahre immer weiter zuwuchs, bis dort ein kleiner Wald entstand.

Der in der Gegend dafür benutzte Name „Kleine Wildnis Osdorf“ wurde auch für die Planung übernommen. Zur umgestalteten Fläche gehört auch die Gegend um den Ziegeleiteich, die von den Anwohnern schon seit vielen Jahren als Naherholungsgebiet genutzt wird. Denn das ist das Besondere an dem Projekt: Bei der Umgestaltung sollte das Areal verkehrssicherer werden, ohne dabei seine Urwüchsigkeit zu zerstören.

Wege stärker befestigt

Deutlich zu sehen ist, dass die Wege in den vergangenen Monaten stärker als bisher befestigt wurden, wobei die Planer auf eine Kombination aus Pflaster und Grand setzten. Einige umsturzgefährdete Bäume mussten gefällt werden, an anderen Stellen wurde das Unterholz ausgelichtet. Aus dem Totholz der Rodungs- und Fällarbeiten wurden sogenannte Benjeshecken angelegt. Bei diesen Hecken werden auf dem Boden liegende Äste und Zweige über viele Meter in Schlangenlinien aneinandergelegt und mit Pfählen zusammengehalten.

Ergebnis ist eine Naturhecke, die sich durchs Unterholz schlängelt und vor allem für Tiere einen guten Zufluchtsort bietet. Die Hecken sollen künftig den erschlossenen vom wild gelassenen Teil der kleinen Parkanlage trennen. Doch was hat das Ganze mit der schrillen Farbe (offizielle Bezeichnung: „lemon­grün“) zu tun, in der jetzt die Begrenzungspfähle der Hecken und die Eingangsgitter gestrichen wurden und in der auch die futuristischen Sitzmöbel leuchten, die als kleine „Inseln“ mitten in der Wildnis stehen?

Diese Gestaltung soll mit Absicht so künstlich wirken, damit sie – so die Überlegung der Planer – den Besuchern deutlich macht, dass es sich bei der Anlage nicht um eine vernachlässigte Wildnis, sondern um einen absichtlich urwüchsig belassenen Park handelt, der aber modernisiert wurde.