Hamburg. Unglück: Fest installierte Pfähle am Hans-Leip-Ufer versperrten Rettungsdienst Zufahrt, nun kommen neue.
Für Michael K. kommt der Sinneswandel zu spät. Doch für die betroffenen Augenzeugen des Unglücksfall und Spaziergänger am beliebten Elbufer dürfte es eine Erleichterung sein, dass das Bezirksamt Altona in Sachen Poller am Hans-Leip-Ufer umdenkt. Kurzfristig sollen die gerade erst installierten Pfähle, die Fahrzeuge vom Passieren der für sie ohnehin verbotenen Strecke abhalten, gegen neue ausgetauscht werden. Der Unterschied: Die neuen Poller sind nicht fest installiert. Rettungsdienst und Feuerwehr, die über den nötigen Schlüssel verfügen, können sie im Notfall herausnehmen und so passieren. Das war bislang nicht der Fall und hatte schlimme Folgen.
Am 3. Dezember brach der 47 Jahre alte Michael K. während einer Wandertour auf dem frisch abgesperrten Abschnitt hinter dem Hafen Teufelsbrück zusammen. Wie berichtet, verstrichen wertvolle Minuten, weil die Helfer von den neuen Pollern und der geänderten Zuwegung nichts wussten. Laut Zeugenaussagen hat es etwa 30 Minuten gedauert, bis ein Notarztteam von Teufelsbrück aus den kollabierten Mann erreichte – und das zu Fuß. Nach weiteren 20 Minuten seien Helfer mit Rolltrage und Beatmungsgerät gekommen – ebenfalls zu Fuß, weil die Fahrzeuge die Absperrung nicht passieren konnten.
Kaimauer ist stark sanierungsbedürftig
Auf Abendblatt-Anfrage hatte das Bezirksamt Altona die fest installierten Poller damit erklärt, dass herausnehmbare und abschließbare Poller immer wieder Opfer von Vandalismus geworden seien. Nun heißt es plötzlich: „Der tragische Zwischenfall am Hans-Leip-Ufer hat das Bezirksamt zu einer neuen Bewertung der Situation auf dem Elbuferwanderweg veranlasst“, wie Pressesprecher Martin Roehl mitteilt. „Diese hat dazu geführt, dass der Risikovermeidung für Fußgänger und Radfahrer ein höherer Stellenwert zukommt als der Vermeidung eines Risikos für diejenigen, die illegalerweise den Wanderweg mit Kraftfahrzeugen befahren.“
Zuvor war man offensichtlich der Meinung gewesen, dass das Risiko für an dieser Stelle verbotene Autos größer sei als für Fußgänger und Radfahrer, auf dem beliebten und viel frequentierten Elbuferweg zu Schaden zu kommen. Die Gefahr, die Autofahrern an dieser Stelle droht: Sie könnten, verursacht durch die Erschütterungen, mit ihren Fahrzeugen ins Wasser rutschen. Denn die Kaimauer ist stark sanierungsbedürftig und instabil – und das seit Langem.
Finanzbehörde hat sich eingeschaltet
Vor knapp einem Jahr wurde bereits ein Teil der Kaimauer mittels Bauzaun abgesperrt. Passiert ist seither wenig. Grund ist laut Abendblatt-Information ein Streit zwischen der städtischen Hamburg Port Authority (HPA) und dem Bezirksamt Altona über Zuständigkeit und Sanierungskosten. Weil die Standsicherheit der mehr als 100 Jahre alten Uferwand nun unsicher geworden war, mussten die Poller gesetzt werden. Im Streit zwischen HPA und dem Bezirk Altona hat sich jetzt die Hamburger Finanzbehörde vermittelnd eingeschaltet.